Neuer Kanal: Stadt wartet auf ihr Geld

Rund eine Million Euro wollten die Tönisvorster sparen. Geht der Schuss jetzt nach hinten los?

<strong>Tönisvorst. So ist das mit Geschenken. Manchmal erlebt man eine unangenehme Überraschung. Im Fall der Stadt Tönisvorst ist das gerade so: Die hatte sich vor zwei Jahren mächtig über ein Geschenk gefreut, das ihr der Niersverband vermittelt hatte. Das war eine Kanalleitung zwischen Hahnenweide und Vorster Feld. Quasi zum Nulltarif. Lediglich für zwei Jahre musste die Stadt die Kosten von 960000 Euro vorfinanzieren, Ende 2007 sollte das Geld dann aufs städtische Konto überwiesen werden. Das jedoch klappt so nicht.

Nicht absehbar, wann das Geld kommt

Vergangene Woche musste der Betriebsausschuss beschließen, vorsichtshalber eine Million Euro in den Haushalt für 2008 einzustellen. Es sei nicht absehbar, wann das Geld bei der Stadt lande, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Wie war dieser Deal überhaupt zu Stande gekommen? Großen Anteil daran hatte der damalige Kämmerer Hans-Gerd Peters. Er hatte auch die Verhandlungen mit dem Niersverband als Vermittler geführt. Letztlich kam das Geld vom Umweltschutzministerium des Landes. Die Stadt hatte es beantragen müssen. Sie hatte dies als einzige Kommune der Region getan. Was wiederum jetzt wohl für Unmut in den Nachbarstädten gegenüber dem Niersverband sorgt. Angeblich neiden die den Apfelstädtern das Geld.

Seinerzeit war sogar ein Vertreter des Niersverbandes in der Sitzung des Werksausschusses aufgetreten und hatte über die Modalitäten berichtet. Er hatte auch darüber informiert, dass die neue Leitung nach ihrer Fertigstellung in das Eigentum der Stadt übergehe. Außerdem sollte die Rückzahlung in den Jahren 2007/2008 erfolgen.

"Das Geld liegt wohl bereit, aber niemand kann sagen, wann es überwiesen wird", so ein Insider. Es könne auch sein, dass es in Teilbeträgen auf das städtische Konto wandere. Ausschließen, dass der Stadt ein Schaden entstehe, könne allerdings auch niemand.

Die Stadt hatte nicht zuletzt deshalb so beherzt zugegriffen, weil sie die Kanalbaumaßnahme sowieso auf der Agenda gehabt hatte, allerdings erst für 2012. Dass ihr das Geld jemand quasi schenken würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Da es vor zwei Jahren ausgerechnet Kämmerer Hans-Gerd Peters war, der die frohe Botschaft überbrachte, hatte wohl auch niemand an der Seriosität des Geschäfts gezweifelt.

"Wir warten auf den offiziellen Bescheid", erklärt die Beigeordnete Birgit Schmitz und versucht, den Ball flach zu halten. Zwar räumt sie einen "gewissen zeitlichen Verzug" ein, sieht aber keinen Grund zur Beunruhigung. Die Stadt habe das Geld Anfang dieses Jahres beider Bezirksregierung beantragt. "Wir gehen davon aus, dass alles richtig gelaufen ist."