Tönisvorst Pfarrer Kamm unter Terrorverdacht in Kenia

Der katholische Geistliche aus Vorst ist von einem Polizisten mit Schnellfeuergewehr fast 40 Minuten lang verhört worden.

Foto: Friedhelm Reimann

Tönisvorst. Die Geschichte ist so abstrus, dass die Zuhörer nur ungläubig die Köpfe schütteln können: „Pfarrer Ludwig Kamm unter Terrorverdacht“ — das kann ja nur ein Witz sein. Allerdings einer, der ganz und gar nicht lustig ist. Ganz im Gegenteil: Für den katholischen Pfarrer aus Vorst war die Geschichte sogar bedrohlich.

Der Reihe nach. Der 67-Jährige Geistliche aus Vorst entflieht dem niederrheinischen Karnevalstrubel und besucht die befreundete Pfarrei St. Monika im kenianischen Kitengela in der Nähe von Nairobi. Dort will der Theologe, der schon oft zu Besuch in Afrika war, gemeinsam mit einigen Bekannten eine Messe mitfeiern.

Schon auf dem Weg zur Kirche fällt dem 67-Jährigen auf, dass viele Grundstücke eingemauert und zusätzlich mit Stacheldraht gesichert sind. Der Vorster fotografiert die Häuser, die Umgebung, die Menschen. Kurz darauf wird er von einem Mitarbeiter der Gemeinde angesprochen und zu einem Gespräch ins Büro gebeten. Nichts Böses ahnend, folgt der Geistliche dem Mann.

Im Pfarrbüro erwartet den Vorster ein mit einem Schnellfeuergewehr bewaffneter Polizist. Fast 40 Minuten lang wird Kamm verhört. Dass er ein Priester aus Deutschland ist, will man ihm nicht glauben.

Können Sie eine Messe auf Englisch lesen? Können Sie den Rosenkranz beten? Mit immer neuen Wendungen wird er getestet. Der Polizist ist sicher: Es handelt sich um einen Terroristen. Aber der Pfarrer kann schließlich mit seinem theologischen Wissen überzeugen und wird entlassen.

Während des Gottesdienstes macht Ludwig Kamm Bilder und Videos von der Musik in der Messe. Wie zuvor abgesprochen, will er anschließend seinen kenianischen Amtsbruder aufsuchen — und trifft in dessen Büro wieder auf den bewaffneten Polizisten: Filmen ohne Erlaubnis! Er will den Pfarrer aus Vorst verhaften, was ein herbeigerufener Vorgesetzter schließlich verhindert. Die Foto- und Film-Aufnahmen werden aber gelöscht — dann darf Kamm gehen. „Nach weiteren 40 Minuten konnte ich das Kirchengelände endlich verlassen“, erzählt er. Am Tor habe der Polizeioffizier um Verständnis geworben - "wegen der allgegenwärtigen Terrorgefahr". wic/WD