Rampe frei fürs Stadtgeflüster
Zu dicht, zu weit, zu spät: In dieser Woche geht es darum, wer und was sich wo gerade aufhält.
Willich/Tönisvorst. Fast fertig ist die neue Rampe für Rollstuhlfahrer am Alten Rathaus in St. Tönis. Natürlich nimmt sie relativ viel Platz ein, was mit einer möglichst geringen Steigung verbunden ist. Allerdings wirft das Platzprobleme auf. Jetzt sind nämlich die Fahrradständer vor dem Rathaus im Weg. Das ist der St. Töniserin Annegret Giesen aufgefallen. „Müssen die jetzt versetzt werden?“ fragt sie. „Ja“, sagt Marcus Beyer, Fachbereichsleiter Immobilien und Stadtentwicklung. „Das geht nicht anders. Die Rampe muss ja vernünftig begangen werden können. Alles andere wäre ein Schildbürgerstreich.“ Womit das auch geklärt wäre.
Das war so etwas wie vorweggenommene Rache, was da Einbrechern kürzlich widerfuhr, die in ein Haus an der Ingerstraße in St. Tönis eingestiegen waren. Auf der Suche nach Barem stießen sie im Kinderzimmer auf eine Bargeld-Kassette. Sie hofften wohl, darin Scheine zu finden. Nun, diese Kassette war aber ein Relikt aus der Kindheit des heute 17-jährigen Jungen. „Der hat damit immer gespielt und ,Schätze’ aufbewahrt“, schildert die Mutter. Die Einbrecher müssen ihre liebe Not gehabt haben, bevor sie das Teil aufbekamen. Dann fiel ihnen der Schatz des Jungen entgegen. In einem Säckchen verwahrt befanden sich alte Biermarken, von allen möglichen Festen in der Umgebung. Den Einbrechern dürfte daraufhin das Wort „Sch . . .“ entfahren sein.
Es gibt Dinge, da weiß man einfach nicht so wirklich etwas mit anzufangen. So fragte sich der Flüsterer vergangene Woche, als er auf dem Westring/Ecke Vorster Straße in St. Tönis wandelte. Dort erblickte er einen Trupp von Straßenbau-Arbeitern, die dabei waren, die letzte Asphalt-Decke aufzuziehen. Wogegen natürlich nichts zu sagen ist. Aber: Es war 17.30 Uhr und ziemlich dunkel. Wie kriegt man bei bei Dunkelheit Asphalt so glatt hin? Da reicht eine Taschenlampen-App nicht aus.
Bei der Einweihung der umgestalteten Halle 18 im Stahlwerk Becker schaute sich auch lokale Polit-Prominenz um. Investor Christian Paschertz erläuterte, dass vor allem Willicher Mieter der neuen Wohnungen seien. Worauf Vizebürgermeister Guido Görtz spöttelnd fragte, ob denn auch Schiefbahner genommen würden. Die Antwort gab ihm der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer: „Nur wenn’s regnet.“
Widmen wir uns einen Augenblick der Tönisvorster CDU. Früher hätte man diese als die „Abteilung Hauen und Stechen“ bezeichnet. Das scheint sich ein wenig relativiert zu haben. Hier deutet sich ein durchaus sehr menschlicher Umgangston an. Für den Fall, dass der Umgangston bei der anstehenden Mitgliederversammlung nächsten Montag (18.30 Uhr, Haus Vorst) doch wieder rauer werden sollte, hat die Parteispitze vorgesorgt: Die Versammlung wird nämlich kein geringerer leiten als Alt-Bürgermeister Albert Schwarz (Foto). Der hat ganz gewiss Erfahrung damit, was zu tun ist, wenn die Wogen mal höher schlagen.
Nochmal CDU: Der frühere Parteichef und Ratsherr Jörg Geulmann ist nicht mehr Mitglied des Ortsverbandes, sitzt auch nicht mehr im Rat. Nicht, dass er den Christdemokraten den Rücken gekehrt hätte, er ist umgezogen und hat den Stadtverband gewechselt. Geulmann wohnt mit seiner Familie in Neukirchen-Vluyn. Dort ist er als Stadtkämmerer tätig. Sein Nachfolger im Tönisvorster Rat ist übrigens Karl Joosten.
Briefumschläge nehmen manchmal seltsame Wege. Folgendes hat WZ-Mitarbeiter Guido Beckers erlebt: Er ließ sich etwas von den britischen Inseln zuschicken. Versanddatum war der 25. Oktober. Doch auch nach drei Wochen war das Päckchen nicht da. Beckers machte die Bestellung rückgängig, bekam das Geld erstattet. Dann traf der Umschlag doch noch ein — und mit ihm die Erklärung für die lange Laufzeit. Trotz korrektem Adressaufkleber war der Umschlag statt in Germany auf Jamaica gelandet. Von dort aus ging’s auf direktem Wege nach St. Tönis. Am Ende hatte die Sendung 16 000 Kilometer per Flugzeug und Auto zurückgelegt, war zweimal über den Atlantik gereist. „Alles gut überstanden“, sagt Beckers. Natürlich habe er die Bestellung auch bezahlt.
Zum Abschluss ein Blick auf den Alltag einer Zeitungsredaktion: WZ-Fotograf Kurt Lübke hatte vergangene Woche beobachtet, wie Bäume auf der Hochstraße in St. Tönis geschnitten wurden. Das Bild samt erläuterndem Text sollte am nächsten Tag in der Zeitung stehen. Redakteure sind aber nicht unbedingt Baum-Experten. Da wir nicht einmal wussten, um welche Baumart es sich handelt, sollte ein Anruf bei der Stadtverwaltung für Klarheit sorgen. Die Männer vom Bauhof waren leider nicht im Haus. Nun setzte eine umfangreiche Recherche ein: Zeitweise drei Redakteure riefen Geschäftsleute von der Hochstraße an, fragten und bohrten, brachten aber nichts Handfestes in Erfahrung. Immerhin hatte Fotografin Ira Ingenpaß beobachtet, dass Harald Gengnagel, der Bauer aus dem Tönisvorster Dreigestirn, zu den Arbeitern gehörte. Was auf der Suche nach der Baumart aber nicht weiterhalf. Ein Verdacht von Apotheker Weckop bestätigte sich dann am nächsten Tag: Auf der Hochstraße stehen Robinien.