Begegnungsstätte Schiefbahn Ein Café kämpft gegen Elektro-Müll
Schiefbahn · Einmal im Monat öffnet das Repair-Café in der Schiefbahner Begegnungsstätte. Reparieren statt wegwerfen ist angesagt. Das Angebot erfreut sich großer Beliebtheit und ist sehr vielfältig.
„Der Wasserkocher heizt nicht mehr auf“, schildert Stefan Schinkels sein Problem dem aufmerksam zuhörendem Klaus Salzwedel. Der Energiegeräte-Elektroniker greift zu dem Wasserkocher und schließt ihn an der Mehrfachsteckdose auf seinem Tisch an. Ein kurzes Aufflackern der roten Leuchte am Gerät, dann tut sich nichts mehr. „Das ist die Übertemperatur. Ich bin mir sicher, dass die Sicherung für den Überhitzungsschutz kaputt ist. Mal sehen, ob wir den Wasserkocher aufkriegen“, sagt Salzwedel, sucht sich den richtigen Schraubendreher heraus und macht sich an die Arbeit.
Am Tisch gegenüber beschäftigt indes eine Akku-Heckenschere seinen Kollegen Andreas Rieger. „Das Aufladegerät sagt, der Akku sei voll. Aber wenn ich ihn in die Heckenschere einlege, funktioniert nichts“, informiert Lydia Wegner-Piontek, die die Heckenschere mitgebracht hat. Der Spannungsprüfer geht in den Einsatz und macht deutlich, dass der Akku nicht geladen ist. Die Fehlersuche beginnt.
Aber nicht nur an diesen beiden Tischen in der Schiefbahner Begegnungsstätte wird fleißig gearbeitet. Neben Salzwedel und Rieger sind auch Peter Kuczewski und Hans-Hugo Juntermann mit der Reparatur von diversen Elektrogeräten beschäftigt. Die Begegnungsstätte hat Werkstattcharakter – das Repair-Café ist gestartet. Einmal im Monat steht Reparieren statt Wegwerfen auf dem Programm. Bürger aus verschiedenen Berufsgruppen engagieren sich ehrenamtlich und helfen anderen Menschen dabei, Dinge zu reparieren, die sonst in der Mülltonne landen würden. Ein Stück gelebte Nachhaltigkeit.
Dabei sind es aber nicht nur elektre Gerätschaften, die repariert werden. Mit der Hilfe von Schneiderin Josefa Brzeski können auch Textilien geflickt werden, egal ob es der abgerissene Knopf ist oder das Loch in der Hose. „Josefa ist heute allerdings nicht vor Ort, da es keine Anfragen in Sachen Textilien gab“, sagt Melina Friedrich, die die Begegnungsstätte Schiefbahn und das Freiwilligen-Zentrum Willich koordiniert.
In der Praxis sieht es so aus, dass sich Bürger, die gern etwas reparieren lassen möchten, für das Repair-Café anmelden müssen. Auf diesem Weg kann besser koordiniert werden, wer von den Ehrenamtlern in den Reparatureinsatz geht, und die Nutzer des Angebotes müssen in der Regel nicht lange warten, bis sie an der Reihe sind. „Wir vergeben die Termine im Halbstundentakt, das hat sich bewährt“, sagt Friedrich. Die ehrenamtlichen Reparateure wissen auf diesem Weg zudem, was sie erwartet, und können dementsprechend Werkzeug mitbringen.
„Für mich ist es heute das erste Mal, dass ich beim Repair-Café mitmache. Mir ist Nachhaltigkeit wichtig. So vieles kann noch repariert werden, das habe ich innerhalb der eigenen Familie gemerkt, wo ich für Reparaturen zuständig bin. Nun will ich meinen Radius ausbauen und weitere Sachen vor dem Wegwerfen retten“, sagt Juntermann, der sich zusammen mit Kuczewski um die Flex von Stefan Biermannski kümmert. „Die Flex hat mitten in der Arbeit ihren Geist aufgegeben. Ich habe auch schon nach dem Fehler gesucht, bin aber nicht fündig geworden“, sagt Biermannski.
Die drei Männer tüfteln gemeinsam, dann steht das Ergebnis fest: Ein Motorkurzschluss hat für den nicht reparierbaren Schaden gesorgt. Auch beim Akku von Wegner-Piontek sieht es nicht gut aus. „Der Akku ist definitiv kaputt“, lautet das Ergebnis von Rieger. Ein neuer Akku würde 98 Euro kosten, wie Rieger beim Googeln auf seinem Tablet recherchiert hat. Eine Investition, die sich für die doch schon etwas ältere Heckenschere nicht mehr lohnt. Für den Preis erhält man ein gutes neues Gerät. „Es war einen Versuch wert. Mir ist im Repair-Café schon öfter geholfen worden. Mein Staubsauger wurde repariert und die beleuchtete Weihnachtsdeko ebenso. Ich finde das Angebot phantastisch“, lobt Wegner-Piontek.
Inzwischen hat Hildegard Derksen, die am Whiteboard steht und vermerkt, welche Gegenstände an diesem Nachmittag angeliefert werden, einen Staubsauger und ein Verlängerungskabels auf die Liste gesetzt. „Die beiden Damen müssen noch kurz warten. Gleich ist der nächste Tisch frei“, sagt Derksen mit Blick in den „Werkstattraum“. Bei ihr sammeln sich auch die Repair-Café-Scheine. Auf jedem der Zettel sind der Besitzer, sein Gerät und der Defekt in kurzen Worten festgehalten. Er erhält zudem den Namen des Reparateurs und den Vermerk, ob die Reparatur gelungen ist oder nicht.
Dass das Angebot des Repair-Cafés sehr gut angenommen wird, spiegelt sich in den vielen Scheinen wider. „Die Nachfrage ist wirklich gut. Daher sind wir auch immer auf der Suche nach Ehrenamtlern, die sich gerne in Sachen Reparatur einbringen möchten“, sagt Melina Friedrich.