Rosen für die Flüchtlinge
Der Andrang in Willich war groß. Viele Bürger sagten, wie sie die Asylbewerber willkommen heißen möchten.
Willich. Wie kann man sich als Bürger einbringen und sich um Asylbewerber kümmern, die ihre Heimat verlassen haben und nun in der Fremde auf Sicherheit und eine Zukunft hoffen? Wie kann Willich eine Willkommens-Atmosphäre schaffen?
Eine Antwort darauf gab Marianne Bieniek am Donnerstagmorgen am WZ-Mobil auf dem Willicher Markt: Sie überreichte Manuel Domingo (40) und seiner Frau Maria Rosa eine Rose. Das Ehepaar ist aus Angola geflüchtet und lebt mit seinen Kindern seit einem Jahr und sechs Monaten in der Asylbewerberunterkunft an der Kochstraße.
Medina Kydyrbekova (38), die vor einem Jahr und zehn Monaten mit Sohn (7) und Tochter (6) aus Kirgisien nach Willich kam, weil sie in der Heimat um das Leben ihrer Kinder fürchten musste, bekam einen Blumenstrauß: „Weil sie heute Geburtstag hat.“ Es sei nicht nur ein humanitärer Akt, „sondern unsere moralische Pflicht, verzweifelten Menschen zu helfen“, sagte Bieniek.
Volker Schubert (Grüne) fordert: „Wir sollten die Menschen mit Freude aufnehmen“ und zieht Parallelen zu Wende und Wiedervereinigung. „Die meisten Menschen haben doch keine Ahnung, wie es den Familien in den Asylbewerberunterkünften geht“, sagte Melissa, Schülerin der Robert-Schuman-Gesamtschule. Sie, ihre Freundin Michelle und weitere Klassenkameraden besuchen die Flüchtlingskinder an der Kochstraße regelmäßig, reden und spielen mit ihnen. So auch mit den Kindern vom Ehepaar Domingo. Melissa: „Wir sollten immer daran denken, wie das für uns wäre, wenn wir mal Hilfe brauchen.“
Vor 30 Jahren kam Anne-Claire Orlean aus Frankreich nach Willich und sei „mit offenen Armen empfangen worden“. Sie sagte am Mobil: „Ich finde es eine große Bereicherung für die Stadt, wenn Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zu uns kommen. Sie haben uns etwas zu erzählen. Sie können uns ihre Kultur zeigen.“ Es gehe darum, ihnen Aufmerksamkeit und Nähe zu schenken. Und darum, sie zu integrieren, etwa über den Willicher Tauschring.
Sabine Hügging-Behm sagte: „Wir sind immer noch ein verdammt reiches Land.“ Und: Die Deutschen sollten sich nicht „einigeln“. Wichtig findet sie, dass die Menschen, die nach Willich kommen, eine Beschäftigung finden, wenn sie es möchten. „Sie könnten doch zum Beispiel auf freiwilliger Basis beim Anstreichen oder bei der Gartenarbeit helfen.“ Durch solche Kontakte ließen sich auch Vorurteile abbauen. „Wir Bürger sollten Offenheit zeigen“, sagt Martina Lorenz.
Jürgen Lenzen, Pfarrer von Willich und Schiefbahn, setzt sich ebenfalls für eine Willkommenkultur ein. „Es handelt sich oft um hoch traumatisierte Menschen. Wir wollen auf sie zugehen, sie freundlich aufnehmen und ihnen Angebote machen. Vielleicht ein Begrüßungs-Café in Krankenhaus, wenn das möglich wäre.“
„Ich stelle mich als Bürgerin gern zur Verfügung, weiß aber nicht so genau wie“, sagte Resel Herkenrath am Donnerstag am WZ-Mobil und kam gleich mit Jutta van Amern, Vorsitzende des Arbeitskreises Fremde, ins Gespräch. “ Mehr zum Thema lesen Sie auf Seite 18