Schauspielerin Jennifer Buschmann: Saloon-Girl in Afghanistan

Jennifer Buschmann aus Willich wirkte bei einem Liederabend für deutsche Soldaten im Camp Mazar-e Sharif mit.

Foto: NN

Willich. Autogrammwünsche wurden nach der Vorstellung erfüllt, Fotos mit den Schauspielern und Tänzern gemacht. Und bei der Abreise standen viele Uniformierte am eigenen kleinen Flughafen und winkten den Akteuren zu. So gerade geschehen im afghanischen Camp in Mazar -e Sharif.

Ein siebenköpfiges Schauspiel-Ensemble hatte zur Unterhaltung von 150 deutschen Soldaten einen szenischen und komödiantischen Liederabend aufgeführt. Mit dabei war als fesches und flottes Saloon-Girl eine Schauspielerin aus Willich: die 23-jährige Jennifer Buschmann. „Es war ein einmaliges Erlebnis, auch unser zweiter Auftritt am Tag darauf in Termez/Usbekistan“, erzählt Buschmann.

Obwohl das Ensemble mit Tonfrau, Kameramann und Regisseur Markus Haase nur wenige Tage in den beiden Kasernen am Hindukusch war, waren der Willicherin Unterschiede sofort aufgefallen: „In Afghanistan waren die Männer deutlich mehr angespannt und alle bewaffnet, in Usbekistan ging es viel lockerer und legerer zu.“

Aber der Reihe nach. Wie kam die Schauspielerin, die bei ihren Eltern Ulrike und Michael Buschmann in Willich wohnt, zur Schauspielerei? „Ich bin nach dem Abitur 2009 im Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath mit meiner Mutter etwa 300 Studiengänge und Ausbildungsberufe durchgegangen, ich fand nichts spannender als die Schauspielerei“, erzählt die staatlich anerkannte Schauspielerin für Theater, Film und Mikrofon.

Seit Juni 2013 hat sie nach vierjähriger Ausbildung an der Arturo-Schauspielschule in Köln das Abschlusszeugnis in der Tasche. Die Schauspielerei habe ihr schon in der Schule in den Theater-AGs großen Spaß gemacht. „Vielleicht war entscheidend für meine Berufswahl, dass ich im Gymnasium bei der Dürrenmatt-Komödie „Die Physiker“ als Fräulein Dr. von Zahnd auftrat und es dafür viele Komplimente gab.“

Die Eltern hatten von Anfang an nichts dagegen. Der Vater ist Ingenieur, die Mutter Lehrerin; in ihrer Freizeit spielt Buschmann bei der Coverband „prime time“ das Keyboard. Für die Abschlussprüfungen musste sie einen Kurzfilm drehen und in zwei Theaterstücken sowohl ernste als auch heitere Rollen spielen. So unter anderem das Saloon-Girl Elisa Day im Stück „Outlaws. . . schieß oder stirb“, mit dem sie größtenteils mit ihren damaligen Kollegen der Schauspielschule jetzt auf Tournee in den beiden Camps war.

„Unser Regisseur hat das Stück dafür ein wenig umgeschrieben, mit lokalen Bezügen und Bundeswehrwitzen“, sagt Jennifer Buschmann. Jedenfalls hat das Ensemble „Outlaws“ schon einige Male mit Erfolg im Viersener Varieté Freigeist aufgeführt, außerdem gastiert die Gruppe im September und Oktober im Arkadas-Theater in Köln.

„Donnerstag habe ich mein nächstes Film-Casting in Berlin.“ Um was es geht, will sie nicht sagen: „Das bringt Unglück.“ Jedenfalls war sie bei einigen Castings schon erfolgreich. Sie trat in einigen Werbespots und in Nebenrollen auf, bei „Alarm für Cobra 11“, „Unter uns“ und „Verbotene Liebe“.

Wie hoch ist denn so eine Tagesgage? Auch da ist die junge Willicherin eher zurückhaltend: „Normalerweise sollte es eine Tagesgage von mindestens 800 Euro geben, aber derzeit werden meist Dumpingpreise gezahlt, weil insbesondere die Privatsender oft mit nicht ausgebildeten Schauspielern arbeiten.“

Beim Gastspiel in Afghanistan und Usbekistan gab es übrigens vom Bund beziehungsweise vom „Einsatzführungskommando“ in Potsdam keinen Cent Honorar, außer Flug, Verpflegung und die Unterkunft in den Kasernen-Containern.

Buschmann wünscht sich für die Zukunft: „Ich möchte so weit kommen, dass ich von der Schauspielerei leben kann.“ Die Willicherin, die auch Klavier spielt, ist auch ohne Kamera immer in Bewegung, sei es auf ihrer Haflingerstute „Nena“ oder bei einer ihrer weiteren Leidenschaften, den orientalischen und spanischen Tänzen.