Schiefbahn: Auszeit vom Alltag – Reise durch die USA Freude über Besuch aus Heimat
San Francisco/Schiefbahn. · Das Schiefbahner Ehepaar Keßeler ist mittlerweile in Kalifornien angekommen und hat Familienbesuch erhalten.
Bei Nicole Keßeler, die mit ihrem Ehemann Conner seit Juli des vergangenen Jahres erst kreuz und quer durch Kanada reiste, ehe sie sich mit ihrem alten Ford auf den Trip durch die USA machten, flossen die Tränen. Schmerzen waren es aber nicht. Es waren vielmehr Freudentränen. Denn einige Wochen waren die beiden von lieben Angehörigen umgeben. Erst schloss Nicki ihre Tochter Gianna (30) mit ihrem Freund Domenik in die Arme; wenige Tage später außerdem ihre Schwester Angelika, mit Sohn Benjamin und dessen Freundin Valentyna.
Schon kurz vor der einjährigen Tour der Eheleute hatte Nicki aus Spaß heraus gesagt: „Es wäre super, wenn ihr uns mal besuchen könntet.“ Gesagt, getan. Natürlich waren die beiden durch den Kontakt in den sozialen Medien auf das Erscheinen vorbereitet. Trotzdem wurde das Treffen der jetzt insgesamt sieben Willicher USA-Touristen zu einem Highlight. Auch was den Komfort anging: Sie übernachteten die meiste Zeit in geräumigen Ferienhäusern.
Viele sonnige Tage in
Kalifornien in San Diego
Auch wenn das Wetter zuletzt den einen oder anderen Streich spielte und es landschaftlich von Wüste bis Artenvielfalt krasse Unterschiede gab, erlebten die Eheleute Keßeler erst einmal in Kalifornien viele sonnige Tage, sei es in San Diego oder in den Nationalparks.
Den Joshua Tree-Nationalpark, der nach den skurillen Bäumen benannt ist, kannten sie schon von einer Tour im Jahr 2013. Was sie nicht davon abhielt, die Felsenlandschaft mit den Joshua Trees auch jetzt noch mit ihren Verwandten und den Freunden zu besuchen. Es war in diesem Park recht einsam. Teile der Tierwelt, wie Klapperschlangen oder Murmeltiere, hatten sich zum Winterschlaf zurück gezogen. Einige Hasen und Coyoten liefen aber noch durch die Gegend.
Fünf Tage verbrachte die Gruppe dort auf einem Campingplatz. Weit entfernt waren Schüsse und ein Grollen zu hören; der Erdboden bebte etwas. Offenbar fanden tief in der Wüste militärische Übungen statt.
Der alte Ford spielte trotz klapperndem Auspuff mit. Vorbei an wunderschönen Hobbit-Landschaften, die teilweise von Spargelstangen in der Form von Windrädern unterbrochen waren, ging es durch die Mojave-Wüste bis zum Highway 1 an der Westküste entlang. Nicki und Conner Keßeler gönnten sich ein Zimmer mit Meerblick, bummelten in Big Sur durch die Souvenierläden und erwarben einige schöne Deko-Stücke aus Seeglas.
An einigen Stränden hatten es sich große Robben gemütlich gemacht. Die männlichen Seeelefanten – bis zu 2,5 Tonnen schwer – genossen die Zeit mit ihrem „Harem“. Bei den Spaziergängen ganz nah an den Elefanten-Kühen und den Bullen vorbei, lernte das Paar einen Experten für diese Tierart, Jim Mentgen, kennen. Es gab viel zu erzählen. Nicht gerade sozial war das Verhalten der Seekühe, die ihre Jungen offenbar nach etwa einem Monat verlassen und das Weite suchen. Zumindest haben die Kleinen in den ersten vier Wochen ihr Gewicht vervierfacht, die Mütter hingegen durch das Säugen etwa die Hälfte ihres Körpergewichtes verloren.
Treffen mit Tochter
Gianna in San Francisco
Dann ging es nach San Francisco. Tochter Gianna und Freund waren da. Die Tränen flossen, ehe man das bereits vorab gemietete Waldhäuschen in Los Gatos ansteuerte. In benachbarten Supermärkten wurde sich eingedeckt, vom Hackfleisch bis zu den Spaghetti, vom Süßen bis zum Herzhaften, natürlich auch in flüssiger Form. Es gab einiges zu erzählen.
Gemeinsam, aber in zwei Fahrzeugen, fuhr man durch den Yosemite-Nationalpark. Überall lag Müll herum, Personal, vom Staat USA angestellt, war kaum zu sehen. Präsident Trump hatte im Zuge des Shut Downs viele von ihnen nach Hause oder in Urlaub geschickt, weil sie wgen der hohen Staatsverschuldung nicht mehr bezahlt werden konnten. Kassenhäuschen und Besucherzentren waren geschlossen.
Dann wurde es wieder tränenreich. Die Schwester von Nicki, Angelika, war mit ihrem Sohn Benjamin und dessen Freundin Valentyna ebenfalls angereist. Die Cocktails auf dem Tisch wurde stundenlang über die neuesten familiären Entwicklungen und die vielen Erlebnisse gesprochen. Nicki und Conner Keßelers Kreislauf spielte ob der grenzenlosen Wiedersehensfreude da nicht immer mit.
Das Sightseeing der siebenköpfigen „Großfamilie“ konnte beginnen: Erst im Sequoia-Nationalpark mit seinen riesigen Mammutbäumen, die bis zu 80 Meter hoch sind und einen Durchmesser von bis zu elf Metern haben können. Vor allem Valentyna lernte dabei die extrem stachligen Cholla-Kakteen kennen. Deren Stacheln waren nur mit einer Pinzette aus der Handfläche zu ziehen. Und ihr Freund Bennie, ein leidenschaftlicher Fotograf, hatte einen Schnappschuss mehr…
Und plötzlich steht die bewaffnete Polizei vorm Ferienhaus
Einige Tage waren alle in der Nähe von San Diego in einer Doppelhaushälfte untergebracht. Eines Morgens, so gegen fünf Uhr, stand mit gezogenen Waffen ein Sonderkommando der Polizei vor dem Haus. Sie suchten den Mieter, der offenbar nebenan wohnte, fanden ihn dort aber nicht. Jedenfalls fuhr den Sieben der Schreck ganz schön in die Glieder.
Nach zahlreichen gemeinsamen Unternehmungen, so wurde beispielsweise eine Brauerei in Chula Vista und ein Basketballspiel der „State Aztecs“ gegen die „Wyoming Cowboys“ besucht, ging es für den mehr als willkommenen Besuch wieder zurück in die Heimat. Jedenfalls haben dadurch Conner und Nicki Keßeler wieder jede Menge Energie getankt, um mit der Tour weiter zu machen.