WZ-Serie: Die Reise ihres Lebens Von Gold findet Conner keine Spur
Quesnel/Schiefbahn · Ein Schiefbahner Ehepaar ist auf einer Rundreise durch Kandada und die USA. Im sechsten Teil unserer WZ-Serie lernt es besonders einsame Gegenden kennen und „schnuppert“ nach Alaska hinein.
Gerade gönnen sich die Camper Conner und Nicki Keßeler einen kurzen „Luxusurlaub“: Nach vielem Regen und Erschütterungen, die die beiden Schiefbahner mit ihrem alten Ford auf den vielen Schotter-Straßen erdulden mussten, haben sie sich soeben für zwei Tage in einem Motel im kanadischen Quesnel (British Columbia) einquartiert. Mit geräumigen Betten, eigener Dusche und Wanne, Fernseher, sogar mit einem kleinen Fitnessstudio.
Sie befinden sich in einer Art Findungsphase, wie es nun weitergehen soll. Nicki Keßeler: „Conner würde gerne ins wärmere Okanagan-Valley, ich viel lieber nach Wyoming – aber das ist eine Strecke von rund 1800 Kilometern, die wir wahrscheinlich Non Stop zurücklegen müssten, da es dort immer kälter wird.“
Ihre Fitness haben die beiden Schiefbahner trotz einiger Ruhe- und Relaxphasen bisher unter Beweis gestellt. Und auch ihre Geduld: sei es bei der Bären-Suche oder beim Goldschürfen. Vor allem Conner Keßeler stand an einem Fluß am öffentlichen „Claim 6“ in Dawson-City stundenlang am Wasser und wusch in seinem Wannensieb den Sand aus. Fehlanzeige: Selbst einige auf den ersten Blick gülden aussehende Gesteinsbröckchen zerbröselten...
Das Gebiet ringsherum war kahl, überall wassergefüllte Krater, Steinberge über Steinberge. Die kommerziellen Goldsucher hatten und haben ganze Arbeit geleistet, ihre Areale abgesperrt und eingezäunt. Nicki dachte zunächst, als sie auf zahlreichen Holzpfosten Kästen entdeckte, es handele sich um Vogelhäuschen, die Naturfreunde inmitten der baumlosen Steppe aufgestellt hätten. Bei genauerem Hinsehen waren es Kameras, die das ganze Gebiet überwachten!
Sie fuhren zunächst in Richtung der Grenze zu Alaska, das im Januar 1959 zum 49. Bundesstaat der USA geworden war. Amerikanischen Boden wollten die Beiden zu dem frühen Zeitpunkt aber noch nicht betreten, da sie für die USA nur ein Visum für insgesamt 180 Tage haben. Diese Zeit brauchen sie eigentlich später noch.
Dennoch fuhren sie von Stewart aus, der nördlichsten eisfreien Hafenstadt Kanadas, ins nur vier Autominuten entfernte Hyder – doch nach Alaska! Dort gibt es keine Zoll- oder Grenzstation. Es handelt sich zwischen den Bergen und Gletschern um einen winzigen Ort, in dem etwa 80 Menschen leben. Darunter 13 Kinder, die in einer Klasse unterrichtet werden beziehungsweise über das Internet ihre Aufgaben bekommen. Von dort gab es überhaupt kein Weiterkommen, es war in dieser Einsamkeit also eine „Sackgasse“. Also nach kurzer Stippvisite wieder umkehren.
Auch die Stadt Stewart war fast menschenleer. Dort lebten in den 1920er Jahren rund 10 000 Menschen, jetzt sind es vielleicht noch 400. Das Ehepaar aus Deutschland informierte sich in einem kleinen Museum, dass es einst in den Bergen reichhaltige Mineralienfunde gab. Sie lernten den 19-jährigen John kennen, der in dem Museum stundenweise arbeitet. Er erzählt, dass er mehrere Jobs habe, war erfreut, dass er jetzt auch eine Bar besuchen dürfe. Nicki und Conner entschieden sich lieber für ein kleines Café, in dem es leckeren Tee gab.
Bären, darunter Schwarzbären und Grizzleys, haben die Zwei einige Male aus sicherer Entfernung gesehen und fotografiert. Sie ließen sogar einen „Meister Petz“ in ihre enge, etwa 14 Quadratmeter große Wohnkabine. Allerdings war es ein Stofftier, ein „Wackelbär“.
Auf dem Dempster-Highway, wie der Yukon-Highway genannt wird, ging es weiter. Sie trafen unterwegs auf den staubigen Straßen und Rastplätzen unter anderem den Pilzsucher Andrew und waren froh, als sie wieder durch das Grün und die Heidelandschaften im Tombstone-Nationalpark spazieren durften. Am nächsten Tag erfuhren sie aus dem Radio, dass auf dem Dempster – allerdings in nördlicher Richtung – Nachttemperaturen von nur einem Grad Celsius erwartet würden und dass Straßen in einigen Regionen in British Columbia wegen insgesamt rund 500 Waldbränden abgesperrt seien.
Einige Umwege waren deshalb nötig. Rauch hing in der Luft. Tage später hatte sich die Lage etwas entspannt. Das Ehepaar aus Schiefbahn fuhren nach Watson Lake. Einige Touren mussten kurzfristig verändert und lange Umwege in Kauf genommen werden. Zumal Nicki von Augen- und Zahnärzten behandelt werden musste.
Zwei Tage genossen sie die Stille am Boya Lake. Es ging weiter nach Jade City, wo weltweit etwa 90 Prozent des Jade-Aufkommens abgebaut wird. Sie probierten leckere Tofu- oder Tempeh-Burger, lernten einige junge Leute kennen, die auf der Jagd waren. Für Vegetarierin Nicki war natürlich dieses Gesprächsthema schnell zu Ende. Auch wenn die Jäger davon erzählten, dass sie ihre mitgeführte große Gefriertruhe abends mit einem Zaun vor den Bären schützen mussten.
In Stewart spazierte das Paar durch Viertel, die seit langem nicht mehr bewohnt werden. Conner: „Oft waren die Scheiben eingeschlagen, haben wir Häuser und Küchen gesehen, die noch nie bewohnt und genutzt wurden.“ Prince Rupert und Ketwanga waren weitere Stationen.
Als der Regen dann nicht aufhören wollte, fuhren Nicki und Conner Keßeler, von Barkerville kommend, das Motel in Quesnel an.