Schloß Neersen: Alte Uhr läuft wieder rund
Heinrich Stevens hat den Zeitmesser im Vorwerk des Neersener Schlosses instand gesetzt.
Neersen. Die Mitarbeiter der Willicher Stadtverwaltung im Schloss Neersen wissen seit einigen Tagen wieder ganz genau, was die Stunde geschlagen hat. Dafür hat Heinrich Stevens gesorgt. Der Uhrmachermeister aus Anrath hat die alte Turmuhr im Vorwerk des Schlosses instand gesetzt.
„Hauptwerk und Schlagwerk funktionierten seit einigen Jahren nicht mehr“, sagt Stevens. Deshalb sei die Stadt auf ihn zugekommen, damit er das gute Stück wieder in Schwung bringt. Dafür war ein Experte notwendig: Die Uhr stammt aus dem Jahr 1903, läuft rein mechanisch und ist seit einem Umbau im Jahr 1934 (damals wurde ein Dreiviertel-Schlag ergänzt) nicht mehr verändert worden. „Ich musste nur vor zehn, zwölf Jahren einmal die Seilzüge erneuern“, erinnert sich der Anrather.
Es handelt sich um ein Exemplar aus der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei J. F. Weule in Bockenem. „Das war damals so etwas wie der Mercedes unter den Uhren-Fabriken“, berichtet Heinrich Stevens mit Ehrfurcht in der Stimme. Viele dieser Uhren seien im Laufe der Zeit leider ausgebaut oder stark verändert worden. In Neersen aber ist sie im Original-Zustand erhalten geblieben, was die Aufgabe für Heinrich Stevens besonders reizvoll machte.
„Das Werk musste komplett zerlegt und gereinigt werden. Außerdem musste ich ein Lager ersetzen“, berichtet der Uhrmacher. Bevor die eigentliche Reparatur in seiner Werkstatt beginnen konnte, musste die fast 50 Kilogramm schwere Weule aus bestem Gusseisen und Stahl allerdings aus dem Vorwerk ausgebaut und nach unten geschafft werden. „Auf der schmalen Stiege waren dafür vier Männer notwendig“, berichtet Heinrich Stevens. Nach der Reparatur ging es auf dem gleichen Weg wieder nach oben. Insgesamt habe das alles rund 30 Arbeitsstunden notwendig gemacht.
Die Probephase hat die Uhr erfolgreich bestanden, ab sofort muss der Hausmeister des Schlosses jeden Montag die Treppe nach oben steigen und die Uhr von Hand aufziehen. „Er hat schon geflucht“, berichtet Heinrich Stevens lächelnd. Ihm selbst habe die Arbeit richtig Spaß gemacht: „Uhren von dieser Dimension muss ich nur selten reparieren.“