Kunst, die aufrütteln will
Die Willicherin Beate Krempe beschäftigt sich ab Freitag mit dem Thema „häusliche Gewalt“.
Willich. Eine ungewöhnliche Aktion zu einem erschütternden Thema: Die Willicher Gleichstellungsstelle will am Freitag in Alt-Willich mit einer Kunstaktion im öffentlichen Raum auf das Thema „Häusliche Gewalt“ aufmerksam machen.
Hinter der Idee steht die Designerin und Künstlerin Beate Krempe. Die Willicherin erhebt die zunächst unscheinbare Aktion zum Konzept: Etwa 200 relativ kleine Fotografien in den Formaten A5 und A6, die eine Frau in verzweifelten Gesten zeigen, werden im Willich Zentrum aufgehängt: Die Fotografien, auf einfachem Kopierpapier gedruckt, werden — „Wanted-Suchzetteln“ ähnlich — mit medizinischen Pflastern an verschiedenen Stellen im öffentlichen Raum befestigt. An Häuserwänden, Treppen, in Ecken, in Nischen, an Bäumen, in Beeten.
Sie springen zunächst nicht ins Auge, fallen aber dennoch auf — und fordern genaueres Hinsehen. Unter oder neben den Bildern finden sich Aussagen von Betroffenen mit Kreide niedergeschrieben. Es sind Statements wie: „Er sagte immer, dass er mich lieben würde.“ Und „Ich wollte nicht glauben, was mir passierte.“
Beate Krempe arbeitet ab 15 Uhr mit der Unterstützung von Beate Heuer, Manuela Nazemi und Laura van der Hoven, drei befreundeten Frauen aus Anrath. Gleichzeitig informieren Claudia Philipzen und Petra Küppers von der Willicher Gleichstellungsstelle nach Bedarf. Danach ist das Projekt noch längst nicht abgeschlossen. „Die Verwitterung, das Verwischen der Schrift, das Zerreißen, das Wegwehen oder was immer in den nächsten Wochen mit den Bildern passiert, werde ich in verschiedenen Zeitabständen dokumentieren“, sagt Beate Krempe. So verhallten die Hilferufe, verschwänden die Bilder — „aber hoffentlich nicht in den Köpfen der Menschen, die sich mit diesem Kunstprojekt auseinandergesetzt haben“, so Krempe.
Zurückliegende Aktionen dieser Art an anderen Orten waren recht erfolgreich: Die Künstlerin wurde sofort von Passanten angesprochen: Viele Menschen seien fast erleichtert und dankbar gewesen, dass das Thema „Häusliche Gewalt“ auf diesem Wege aufgezeigt werde.