Initiativen-Vorschlag “Schneller und günstiger umzusetzen“

Tönisvorst · Die Initiative Camp Corn äußert sich im WZ-Interview zu ihrem Plan für den Neubau der Rupert-Neudeck-Gesamtschule am Schulzentrum Corneliusfeld.

Mit diesem Vorschlag möchte die Initiative CampCorn die Debatte um die Schulstandorte noch einmal neu eröffnen.

Foto: CampCorn

Die Tönisvorster Bürgerinitiative CampCorn (Campus Corneliusfeld) nimmt Stellung zu dem von ihr vorgelegten Architektenplan. CampCorn bleibt damit der Forderung treu, den Neubau der Rupert-Neudeck-Gesamtschule (RNG) am bisherigen Schulzentrum im St. Töniser Corneliusfeld zu bauen. Am Donnerstag, 17. August, stellen die Architekten den Neubauplan auf dem St. Töniser Wochenmarkt der Öffentlichkeit vor. WZ-Redakteur Alexander Florié-Albrecht sprach im Vorfeld mit Vertretern der Initiative.

WZ: Warum kommt die Initiative erst jetzt - ein Dreivierteljahr nach dem politischen Beschluss - mit einem solchen Planungsvorschlag um die Ecke?

CampCorn: Wir waren unschlüssig, ob es überhaupt sinnvoll ist, einer dermaßen betonierten Ratsmehrheitsmeinung eine andere Idee als die um jeden Preis gewollte entgegenzustellen. Aber wir waren immer davon überzeugt, dass es eine elegante Lösung für einen RNG-Neubau am Corneliusfeld gibt. Die von der Verwaltung beauftragte Firma Assmann hat das nicht geschafft. Der Entwurf war lieblos und hat die Anregungen der Workshops nicht berücksichtigt.

Welchen Sinn macht so ein Vorschlag überhaupt, wenn doch die politische Entscheidung auf Grundlage der Machbarkeitsszenarien schon längst gefallen sind, dazu die entsprechenden Prozesse laufen?

CampCorn: Wir sind davon überzeugt, dass die Verwaltung den Rat auf dünnes Eis geführt hat. Die Verwaltungsbehauptung, die Variante 2b (Gesamtschule am Wasserturm) könne als „alternativlos dargestellt“ werden, entbehrt jeglicher Grundlage. Die Assmann-Studie hat gezeigt, dass auf dem Gelände am Corneliusfeld genügend Platz für zwei Schulen ist (Variante 4). Eine Alternative gab es übrigens bereits vorher mit dem Ratsbeschluss zum Fachraumzentrum. Er wird aber nicht mehr verfolgt. Soviel zu „Beschlüsse des Rates sind einzuhalten“.

Was verspricht sich die Initiative von dem Vorschlag?

CampCorn:Wir werden jetzt sehen, ob der von uns vorgelegte Architektenplan in der Bevölkerung Anklang findet. Unabhängig davon gehen wir davon aus, dass diese Variante bei der Entscheidung der Bezirksregierung zum regionalen Grünzug am Wasserturm Eingang finden wird.

Wie steht CampCorn dazu, dass die Frage der Grünzugschneise auf dem Acker nach Auffassung der Verwaltung auch mit dem aktuellen Entwurf umsetzbar ist?

CampCorn: Der konkrete Bereich ist der mittlere Teil eines regionalen Grünzugs, der als Ganzes schützenswert ist. Wir brauchen jede Grünfläche. Tönisvorst war bereits zweimal der heißeste Ort. Eine Bebauung des regionalen Grünzuges würde die Frischluftschneise zerstören und das Problem vergrößern. Es dürfte außerdem klar sein, dass die beabsichtigten Bauten entlang der Düsseldorfer Straße Schallschutz benötigen. Wir können der Verwaltung nicht folgen bei der Behauptung, (sinngemäß) „der Frischluftschneise wird schon nichts passieren“.

Hat der Parkplatz an der Schlufftrasse überhaupt vom Größenverhältnis die Kapazität, um die Gesamtschule dort aufzunehmen? Sind die Bauten wie von CampCorn angelegt in der Lage, die Schülerkapazitäten aufzufangen, die zukünftig vorgesehen sind?

CampCorn: Schon die Assmann-Studie hat ergeben, dass am Corneliusfeld genügend Platz für zwei fünfzügige Schulen ist. Und das, obwohl Assmann von falschen Schülerzahlen in der RNG-Oberstufe ausgegangen ist und zwei große Sportplätze eingeplant hat. Wir haben einen Sportplatz für beide Schulen eingeplant. Zur Erinnerung: Derzeit haben die Schulen gar keinen Sportplatz am Gelände. Die wenigen Sportstunden im Freien finden an der Jahn-Sportanlage statt, die auch künftig noch genutzt werden kann.

Was meinen Sie mit „falschen Schülerzahlen“?

CampCorn: Assmann geht bei den Berechnungen davon aus, dass 100 Prozent der in der Unterstufe eingeschulten Gesamtschüler bis zum Abitur die Schule besuchen und hat so auch das Gebäude der RNG geplant. Das ist überdimensioniert. Tatsächlich bleiben seit Jahren landesweit 30 Prozent der Gesamtschüler bis zum Abitur an der Schule. Es wird also weniger Raum für die Oberstufe der RNG benötigt.

Wenn für den Neubau der RNG auf dem Parkplatz der Baumbestand entlang der Schlufftrasse beseitigt werden muss, welchen ökologischen Gehalt hat dann der Bau auf diesem Platz?

CampCorn: Haben Sie die Verwaltung eigentlich auch mal zu dem ökologischen Gehalt deren Planung gefragt? Also: Die Bäume werden nicht gefällt. Der Bau tangiert sie nicht mal.

Das Argument in der Debatte war, dass für beide Schulen an einem Ort die Abstandsflächen nicht einzuhalten sind...

CampCorn: Die Abstandsregeln sind sogar laut Assmann bei der Variante 4 (beide Schulen am Corneliusfeld) eingehalten. Durch die Festlegung von Rasensportflächen als „befestigte Fläche“ hat man es in der Studiegeschafft, die Grundflächenzahl 2 als zu hoch darzustellen. In unserer Version, in der die Rasensportfläche als Rasenfläche bewertet wird und der zweite Sportplatz wegfällt, sind alle Werte der Bauordnung, auch die Grundflächenzahl (GFZ), eingehalten.

Wenn Forum, Mensa und Bibliothek von beiden Schulen genutzt werden, dann ist eine Trennung der Schulen, auf die die Schulen ihrerseits Wert gelegt haben, aufgehoben.

CampCorn: Angesichts der städtischen Haushaltslage sollten alle Menschen in dieser Stadt auch zum Wohl der nachfolgenden Generation daran interessiert sein, die Kosten zu minimieren. Im Sinne der Schüler und Schülerinnen beider Schulensollte der Neubau für die RNG möglichst schnell umgesetzt werden. Wir sind sicher: Ein RNG-Neubau am Corneliusfeld lässt sich schneller und günstiger umsetzen. Es muss kein Grundstück gekauft werden, kein regionaler Grünzug aufgehoben werden, keine Straße umgebaut werden. Außerdem sind die beiden Schulen zwar auf dem gleichen Grundstück, aber, wie Sie im Plan sehen können, sehr deutlich voneinander getrennt und sehr deutlich voneinander zu unterscheiden.

Was dem Plan fehlt, ist eine Wirtschaftlichkeitsberechnung, was die CampCorn-Variante kosten soll. Wie sieht es mit dem Kostenfaktor aus?

CampCorn: Assmann, ein von der Verwaltung beauftragtes und bezahltes Unternehmen, schreibt auf Seite 39 der Präsentation zum 25-Jahre- Ressourcenverbrauch: Variante 2b: 118,94 Millionen Euro, Variante 4: 109,56 Millionen Euro. Das heißt, laut Assmann ist ein Neubau auf dem Corneliusfeld 9,38 Millionen Euro günstiger als die vom Stadtrat favorisierte Variante am Wasserturm – trotz zwei Sportplätzen und einer überdimensionieren RNG-Oberstufe. Hinzu kommt: In den Kosten für die RNG am Wasserturm (Variante 2b) sind die Kosten für den Kauf des Grundstücks, die Gutachten zur Bebauung eines regionalen Grünzugs, der Lärmschutz am Autobahnzubringer Düsseldorfer Straße, der für sichere Schulwege notwendige Umbau der Vorster Straße, die gemieteten Parkplätze am Globus, die Miete für die notwendigen Container, weil die Schule nicht bis 2026 fertig sein wird und etliche weitere Folgekosten noch nicht mal eingerechnet. Das heißt: Variante 2b wird de facto wesentlich mehr kosten als 118.94 Millionen Euro.

Inwieweit glauben Sie, dass dieser Vorstoß bei der Politik noch etwas bewirken kann?

CampCorn: Halten Sie uns für naiv, aber wir haben den Glauben an die menschliche Vernunft noch nicht verloren.