Serie: Waurm heißt meine Schule so? Robert-Schuman-Europaschule in Willich steht für Frieden und Europa
Serie | Willich · Die Schule ist nach dem französischen Politiker Robert Schuman, dem „Vater der EU“ und nicht nach dem deutschen Komponisten benannt.
(svs) Die Robert-Schuman-Europaschule in Willich ist vielleicht die Schule, die das Erbe ihres Namenspatrons am intensivsten aller Schulen im Umkreis umsetzt. Denn dieser ist nicht, wie viele denken, der deutsche Komponist Robert Schumann, sondern der ehemalige französische Politiker Robert Schuman (idealerweise auch französisch ausgesprochen).
„Diese mögliche Verwechslung ist tatsächlich der Grund, warum der damalige Schulleiter zur Zeit der Benennung gar nicht so glücklich mit dem Namen war, wie ich erfahren habe“, sagt der aktuelle Schulleiter Alexander Rother. Denn an der Robert-Schuman-Gesamtschule (mit einem „n“!) geht es nicht um Musik, sondern um europäische Aussöhnung.
Schuman war so etwas wie der Vater der EU. Geboren 1886 im heutigen Luxemburg hatte er zunächst einen deutschen Pass und war während des Ersten Weltkriegs in der Verwaltung der deutschen Armee tätig. Nachdem Lothringen nach dem Krieg an Frankreich fiel, war er Franzose und im Zweiten Weltkrieg in der Résistance. Nach dem Krieg wurde er erster französischer Ministerpräsident und war die treibende Kraft hinter der Montanunion, die sich später zur EU entwickelte.
„Für mich ist das ein Erbe, das mir wirklich wichtig ist und das wir so weit wie möglich leben wollen. Europäer wird man nicht durch Geburt, sondern durch Bildung“, sagt Rother. Darum seien Schüleraustausche mit fünf unterschiedlichen Ländern ein elementarer Teil an der Europaschule. „Wir haben Kontakte mit Willichs Partnerstadt Linselles (Frankreich), mit Schulen in Rumänien, Slowenien, Lettland und Nordmazedonien in einem Erasmus+-Programm. Dazu bieten wir unterschiedliche bilinguale Kurse an und sind zertifizierte Europaschule. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler zu echten Europäern erziehen. Ich denke, gerade in der heutigen Zeit aufkeimenden Nationalismus‘ in vielen Ländern, des Krieges in der Ukraine und so weiter, ist das mit der wichtigste Bildungsauftrag von Schulen überhaupt“, betont er.
Die Robert-Schuman-Schule war früher eine Hauptschule, die 1992 in eine Gesamtschule umgewandelt wurde. „Bis 1994 hießen wir einfach ‚Städtische Gesamtschule‘ und dann entschied der Schulausschuss, also die Politik, dass wir künftig unseren heutigen Namen tragen sollten, mit dem ich persönlich – anders als der genannte Vorgänger aufgrund der Verwechslungsmöglichkeit – sehr glücklich bin. Und wenn jemand meint, es ginge um den Komponisten: Auch der war ja eine Größe. So dramatisch ist das also auch nicht“, sagt Rother. Kern sei und bleibe aber der europäische Gedanke und eine Botschaft von Frieden und Aussöhnung in Europa.