Willich Schulleiter freuen sich auf Rückkehr zu G9-Modell
Die nordrhein-westfälische Landesregierung will zum Schuljahr 2019/2020 das Abitur nach 13 Schuljahren wieder möglich machen. Willicher Schulleiter befürworten den Plan.
Für Thomas Prell-Holthausen ist es eine klare Sache. „Es geht zu G9 zurück. G8 ist gescheitert aufgrund der Fehler, die im Vorfeld gemacht worden sind. Es war eine ökonomische Entscheidung, die zu Lasten der Pädagogik ging“, lautet die Meinung des Schulleiters des Lise-Meitner-Gymnasiums in Anrath. Elternwünsche seien nicht berücksichtigt worden, und man habe die Konsequenzen von G8, also dem Abitur nach acht statt vorher neun Jahren, nicht überlegt.
In seinen Augen haben Schüler, wenn sie mit knapp 17 Jahren das Abitur machen, gar nicht den Reifegrad, der nötig ist, um wirkliche berufliche Entscheidungen zu treffen. Allein die Tatsache, dass sich Abiturienten im steigenden Maße für ein Freiwilliges Soziales oder Ökologisches Jahr entscheiden oder für ein Jahr ins Ausland gehen, zeigt ihm, dass die jungen Menschen einfach noch Zeit brauchen. Daher sei der politische Wunsch, junge Menschen früher in den Beruf und an die Uni zu bringen, nicht aufgegangen.
„Im schulischen Alltag lief G8 bislang gut“, lautet das Resümee von Prell-Holthausen. Wenngleich es ein wahnsinnig hohes Lernprogramm sei. Allein im Fach Geschichte reiche die Zeitspanne in der Klasse sieben vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg. Es sei ein weites Feld, über das man nur drüber fliegen könne, so der Schulleiter.
„Bildung ist ein Reifeprozess. Man kann ihn nicht grenzenlos verkürzen, denn dann kann keine Bildung mehr stattfinden“, betont Prell-Holthausen, der ein Befürworter von G9 ist. Wenn es nun die Möglichkeit gibt, zu G9 zurückzukehren, wie es die neue schwarz-gelbe Landesregierung will, möchte er diese Chance ergreifen. Was er sich allerdings vorstellen könnte, ist, auf Grundlage von G9 einen G8-Zweig zu setzen.
Wenn die Landesregierung mit dem Schuljahr 2019/2020 das Abitur nach neun Jahren wieder zum Regelfall machen will, fragt sich aber nicht nur der Schulleiter des Anrather Gymnasiums, wie das Konzept dafür aussehen wird. Werden direkt mit der fünften Klasse dafür die Grundlagen geschaffen oder erst in Klasse sieben?
Auch Margret Peters, Schulleiterin des St.-Bernhard-Gymnasiums in Schiefbahn, stellt Überlegungen an, wie es laufen wird und ob eine Umwandlung von G8 auf G9 harmonischer vonstatten geht, als es umgekehrt der Fall war. Auch sie begrüßt G9: „Man muss Kindern Zeit und Raum für eine vertiefte Bildung lassen.“ Zudem gebe G9 wieder mehr Möglichkeiten für Zusatzangebote wie zum Beispiel einen Auslandsaufenthalt innerhalb der Schulzeit. Wer das Abitur macht, ist wieder 18 Jahre alt und kann somit einen Mietvertrag in einer Unistadt selbst unterschreiben und muss nicht die Eltern unterzeichnen lassen. Die Schüler seien, so Peters, ein Jahr älter und wüssten viel eher, wo es beruflich hingehen soll.
Außerdem begrüßt es Peters, wenn die zweite Fremdsprache erst in der Klasse sieben einsetzt, wie es einst war, und nicht schon in der sechsten Klasse. „So haben die Kinder mehr Zeit, erst einmal in der Erprobungsphase anzukommen“, sagt sie. Auch wenn G8 am St.-Bernhard-Gymnasium nach Aussage von Peters ordentlich gelaufen ist und die Schule im gebundenen Ganztag, wie ihn das Schiefbahner Gymnasium praktiziert, einiges abfangen werden konnte, was die Verkürzung mit sich brachte, so begrüßt Peters G9 auf der ganzen Linie. Zwar seien die Schüler laut einer Umfrage gut mit G8 zurechtgekommen, aber die Verkürzung habe dennoch einigen Stress mit sich gebracht. Stress, denn man mit G9 vermeiden könne, so Margret Peters.