Schulleiterin Eva Mertens geht in den Ruhestand

Die langjährige Leiterin verlässt die Albert-Schweitzer-Schule in Anrath.

Foto: Kurt Lübke

Anrath. Jemand hat mal über ihren beruflichen Werdegang gesagt, sie habe da wohl das Pferd von hinten aufgezäumt. Tun wir es Eva Mertens gleich und geben direkt im ersten Absatz wieder, über welche Abschiedsworte ihres Kollegiums sie sich am 31. Januar freuen würde. „Das schreiben Sie dann?“ hakt Mertens lachend nach, grübelt kurz, überdenkt den Satz im Geiste noch einmal und verrät ihn schließlich: „Du hast uns weitergebracht und uns Sicherheit gegeben.“

Von 1996 an hat Eva Mertens das Kollegium der Albert-Schweitzer-Grundschule geführt. Kaum angekommen, hatte „die Neue“ damals ein mächtiges Tempo vorgelegt. „Ich habe das Kollegium überrollt“, sagt Mertens. Nach einem Jahr habe eine Kollegin dies in einer Rede auf den Punkt gebracht. „Sie sagte damals, dass auch Rom nicht an einem Tag erbaut worden ist. . .“

Mertens, die Temperamentvolle, die Konsequente, hat sich in ihrer Rektorenzeit kaum einem Argumente-Tauziehen verweigert. Überzeugungsarbeit, der Austausch sachlicher, nicht emotionaler Argumente, habe sie immer gereizt. „Ich habe gegen erhebliche Widerstände von der Lateinischen Ausgangsschrift auf die Vereinfachte gewechselt“, sagt Mertens. Sie sei auch eine Befürworterin des freien Schreibens — der Zahl möglicher Rechtschreibfehler zum Trotz.

Ein „Das haben wir immer so gemacht“ hat sie ohne gute Begründung nicht stehen gelassen. „Aber“, stellt sie hörbar freudig fest, „mein Kollegium hat nie gegen mich gearbeitet“. Das Wesentliche am Schulleiter-Dasein sei für sie, „die Kinder zu berücksichtigen, auch Elternängste wahrzunehmen und die Motivation des Kollegiums.“ Nun freut sich die 65-Jährige auf Ende Januar. „Nicht, weil ich der Arbeit überdrüssig bin“, betont sie. „Ich freu mich auf freie Zeit.“

Eva Mertens hat Zähigkeit und Zielstrebigkeit, bei allen Abzweigungen in ihrem Berufsleben, immer wieder bewiesen. Als junge Mutter hat sie die Abendschule besucht. „Ein Kraftakt“, sagt sie. Um den Abschluss zu schaffen, hat sie auch Nachhilfe genommen und sie mit Nebenjobs finanziert“.

Zum Schluss bleibt nachzutragen, warum Eva Mertens, die sich nach der zehnten Klasse so schulmüde fühlte, wieder den Weg in die Schule zurück gefunden hat. „Ach wissen Sie, da war so eine Wehmut, ja Sehnsucht an den Ort Schule, wenn ich mit dem Kinderwagen dort vorbeiging. Ich hatte wohl noch nicht mit diesem Kapitel abgeschlossen.“ Als sie das sagt, legt sie ganz viel Gefühl in die Stimme.