Neue Verbindungen Im Bürgerbus durch Schiefbahn
Schiefbahn · 15 Fahrgäste täglich ist die Bilanz des ersten Monats. 35 Fahrer bedienen 22 Haltestellen im Dorf, in Niederheide und Unterbruch.
Als wolle sie die Frage selbst beantworten, biegt Karin Göb überpünktlich kurz vor 9 Uhr um die Ecke. Sie stoppt den Bürgerbus vor dem Wartestellenhäuschen „Schiefbahner Kirche“.
An Franz-Josef Stapel, der im neuen Verein ehrenamtlich Pressearbeit und Schriftverkehr übernommen hat, war draußen gerade die Frage gegangen, ob unter den 31 ehrenamtlichen Fahrern und vier Fahrerinnen denn auch Ehepaare seien? Karin Göb und ihr Mann Siegfried stehen – wie Ehepaar Schilling im Team — in Persona für ein klares Ja.
Als drei Fahrgäste Platz nehmen, freut sich Göb: „Da habe ich ja Hilfe, sollte gleich ein Rollator hinten verstaut werden müssen.“ Platz für acht Mitfahrer hat sie. Zwei Kindersitze sind bereits festgezurrt. Der Bus ist für viele Zustiege gewappnet.
„Eigentlich ist das die Tour meines Mannes. Aber wir haben heute getauscht“, sagt Karin Göb. Es ist 9 Uhr. Sie bittet ihre Fahrgäste sich anzuschnallen. Die Bürgerbus-Rundfahrt beginnt. Noch tourt der von der Stadt für den Verein angeschaffte Gebrauchtwagen, den Wagenmeister Jürgen Weiler im Sauerland aufgetan hat. Stapel: „Der neue Bus ist bestellt. Im März, April 2020 rechnen wir mit ihm.“ Ein moderner Niederflurbus wird’s, ein Einzelstück, für das man rund 100 000 Euro zahlen wird. Das Geld kommt über die Bezirksregierung Düsseldorf, damit vom Land Nordrhein-Westfalen.
Haltestellen mit den Stadtwerken Krefeld abgestimmt
Seit einem Monat rollt der Bürgerbus als zusätzliches Angebot des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs durch Schiefbahn mit seinen Außenbezirken Niederheide und Unterbruch. „Wir haben die Strecke und die Haltestellen mit den Krefelder Stadtwerken abgestimmt“, so Stapel. Der Bürgerbus bedient die Nebenstrecken, soll seiner Zubringerfunktion gerecht werden.
Karin Göb steuert den Wagen souverän und umsichtig. Fontanestraße, 9.02 Uhr, Herderweg, 9.03 Uhr, Diepenbroch, 9.04 Uhr. Im Minutentakt tauchen die weißen Haltestellenschilder auf.
Die Mitfahrgelegenheit „Bus“ sucht an diesem regnerischen Morgen allerdings niemand. Es geht an Aldi vorbei, über die Pater-Delp-Straße, Fichtenstraße und Nelkengasse. Es wird ländlicher. 100 Meter vor dem Buchenweg geht’s übers freie Feld.
„Unsere erste Monatsstatistik kommt auf durchschnittlich 15 Fahrgäste pro Tag“, sagt Stapel. Das sei, so sagen die erfahrenen Bürgerbus-Kollegen von Anrath und Alt-Willich, für den Anfang schon sehr ordentlich. Der neue Service muss sich im Dorf noch weiter herumsprechen.
Ob man zum Arzt muss, zum Markt, zum Einkauf – der Bürgerbus ist nun eine verlässliche Konstante. Eine Rundtour von Schiefbahner Kirche in Richtung Niederheide, zurück in die Dorfmitte, weiter bis Unterbruch und zurück dauert eine Stunde. „Man kann seine Einkäufe bei Aldi oder Edeka genau darauf abstimmen“, sagt Göb. In ihrem Wohnviertel loben vor allem ältere Nachbarn das neue Angebot. „Jüngere kritisieren den Wegfall von Parkplätzen durch die Haltestellen.“
Karin Göb stoppt an einem Schild für eine halbe Minute, auch wenn kein Fahrgast in Sicht ist. Sie hält sich an die vorgegebenen Zeiten. „Zu früh sollte kein Fahrer starten“, betont Stapel. „Aber für alle gilt: Wenn es mal zu Verspätungen kommt, dann gilt: Sicherheit geht vor. Kein Fahrer soll unter Druck geraten.“
Es geht links um die Ecke, die nächste Straße rechts, wieder links in einer schmale Wohnstraße, in Slalomfahrt vorbei an parkenden Wagen. Selbst Ortskundige dürften im Geflecht der äußeren Wohnviertel schon mal die Himmelsrichtung verlieren. Wie sie sich denn die ganze Route merken könne? „Die haben wir vorher gelernt. Und ich bin sie vor meiner ersten Tour auch abgefahren. Verfahren hab ich mich trotzdem einmal, habe es aber wieder hinbekommen“, lacht Göb.
Die Fahrer sind bestens untereinander vernetzt. Britta Heinrich von der Stadtverwaltung erarbeitet zurzeit die Einsatzpläne für den nächsten Monat. Am 2. November treffen sich alle Schiefbahner Ehrenamtler im Kamps Pitter zum Kennenlernen. Stapel: „Der Erfahrungsaustausch untereinander ist ganz wichtig.“ Das Zusammengehörigkeitsgefühl werde gestärkt.
Auch durch Geschichten wie die, die Franz-Josef Stapel beim Aussteigen erzählt: „Ein Ehepaar in Niederheide hat, als eine Haltestelle vor dem Haus installiert wurde, spontan eine Bank gestiftet, aufgestellt und gleich ein Nachbarschaftsfest gemacht.“ Der Bürgerbus schafft Verbindungen...