Willich St. Bernhard: Zehn Jahre Malteser
Mit dem neuen Träger des Gymnasiums in Schiefbahn kam 2007 auch eine neue Schulleiterin. Margret Peters hat in der Dekade als Direktorin Fortentwicklungen inhaltlicher und baulicher Art erlebt.
Schiefbahn. Es war ein Neustart im Sommer 2007. Als „glühende Anhängerin“ einer Schule in freier Trägerschaft stellte Margret Peters ihre Tasche im Direktorenzimmer des St. Bernhard ab. Nach dem Trägerwechsel von den Hünfelder Oblaten hin zu den Maltesern kurz zuvor folgte auch ein personeller Neuanfang an der Spitze des traditionsreichen Gymnasiums in Schiefbahn. Peters stand damals in der Stadt, beäugt von Verwaltung, Politik und Elternschaft, noch mehr unter Beobachtung, als es nach einem Personalwechsel ohnehin üblich ist.
Denn eine andere Kandidatin für den Chefsessel an der Albert-Oetker-Straße hatte — schon mit Blumenstrauß der Presse vorgestellt — den Maltesern kurzfristig doch einen Korb gegeben. Das ist zehn Jahre her. Schnee von gestern. Wie die Aufregung um neue katholische Leitlinien, die die Malteser Werke damals offenbar allzu hastig formuliert hatten.
Heute hat Peters das Ruder immer noch in der Hand und entspannt die Feierstunde zur zehnjährigen Trägerschaft der Malteser im Blick, die zugleich auch ihr Jubiläum ist. „Willich ist ein außergewöhnlicher Schulstandort. Die Malteser haben ja das Leitmotiv „weil Nähe zählt“. Willich lebt es.“ Das sagte die Neusserin 2007. Sie würde es heute wieder unterschreiben. „Der Charakter der Schule ist unverändert“, betont sie im aktuellen Gespräch über inhaltliche und baulich-praktisch ausgeführte Veränderungen und Justierungen in der vergangenen Dekade.
„Das ist immer noch unser St. Bernhard.“ Das Schützenswerte sei erhalten, aber von innen modernisiert, neuen Anforderungen an Schule angepasst. Mensa, die Räume der Naturwissenschaften, der Kunst, der Wechsel zum Ganztag als Antwort auf veränderte Lebensbedingungen — Peters und ihr Team mussten auch lernen, dass „Schule sich nicht blitzartig verändert“ — auch weil viele daran beteiligt sind. „Man kann unvollkommen starten, aber dann muss man passend entwickeln — das ist viel nachhaltiger.“
Finanziert hat die umfängliche Modernisierung des St. Bernhard die Stadt Willich, die allein zwischen den Jahren Jahr 2008 bis 2012 rund 7,5 Millionen Euro und zusätzlich bis zum Schuljahr 2018/19 jährlich 700 000 Euro dafür in ihren Haushalt stellte.
Am 1. Dezember wird gefeiert. Der Festakt „10 Jahre Malteser“ wird gekoppelt und gekrönt mit der offiziellen Einweihung der gelben Villa, dem Aushängeschild für das St. Bernhard, die neue alte Mitte des Geländes. Dort ist ein Selbstlernzentrum entstanden, auch mit städtischen Geldern.
Gelernt hat Peters in den vergangenen Jahren viel von Michaela Freifrau Heereman, der Kuratoriumsvorsitzenden der Malteser. „Sie lebt den Maltesergeist“, sagt Peters, die Achtung vor dem Anderen, egal wie er ist, die Achtung vor dem Individuum, egal wie gerade oder krumm ein Lebensweg ist.“ Tragen, auch wenn es nicht so gut oder glatt läuft.
Vor dem Hintergrund freuen sich Peters und ihr Stellvertreter Andreas Romàn Päßler auch darüber, dass die schulischen Konzepte individueller Förderung der Schüler erfolgreich sind. Die so genannte Wiederholer-Quote liege bei nur 1,3 Schülern pro Schuljahr. Die Anmeldezahlen sind konstant hoch.
Neuland betritt Peters mit ihrer Schule offiziell in der kommenden Woche. Dann soll der Kooperationsvertrag mit der Fujii High School und der Fujii-Junior High School in Marugame/Japan in Schiefbahn unterzeichnet werden. 2018 werden die ersten japanischen Schüler am Niederrhein erwartet, 2019 reisen St. Bernhard-Schüler dorthin.
Und der Blick geht in Schiefbahn sogar über diese Jahreszahlen hinaus. Der Festakt im Dezember ist da nur eine Aufwärmübung: 2021 feiert das Gymnasium sein 75-jähriges Bestehen. Diese Zeit wird dann auch nicht nur eines des Rückblicks sein.
Denn an der Spitze der Schule wird es mittelfristig wieder einen Neustart geben. Margret Peters ist mittlerweile 60. Mit der Neusserin, so hatte Johannes Freiherr Heereman als Geschäftsführer der Malteser Werke 2007 bei ihrer Einführung erklärt, bekomme das Gymnasium eine Leiterin, „die Tradition und Innovation ebenso verbindet wie heimatliche und europäische Perspektiven“. Daran wird sich die Nachfolge am St. Bernhard irgendwann messen lassen. Die Stadt Willich hat dieses Versprechen schon eingelöst.