Stadtgeflüster St. Martin, Sportler, Saxofonist
Wie ein St. Töniser Wohnzimmer in ein Interview des „Rolling Stone“ geriet. Und: Eine Apfel-Logo-Laterne als Erfolgsmodell.
Willich/Tönisvorst. Jetzt sehen sie wieder aus, als bestünden sie nur noch aus totem Holz. Die Rede ist von den Platanen am Kirchplatz in St. Tönis. Diese großen Bäume werden regelmäßig beschnitten, ziemlich beschnitten, also: radikal beschnitten. Und das sieht dann zunächst ziemlich fürchterlich aus. Aber der Stadtflüsterer hat sich da mittlerweile Routine zugelegt weil er weiß: Das wird schon.
Sie erinnern sich sicher: Erst vor wenigen Wochen haben wir an dieser Stelle „geflüstert“, dass Gerüchten zufolge das Gelände der ehemaligen Gaststätte Kronen an der Hauptstraße in Neersen bebaut werden soll. Zwar hat der Grundstücksbesitzer, ein Gastronom, der in der Düsseldorfer Altstadt mehrere Restaurants betreibt, bis heute eine entsprechende Anfrage nicht beantwortet. Aber sicher ist: Bei der Stadtverwaltung gibt es eine Bauvoranfrage. Das „Problem“ Baum, das schon in der Vergangenheit Baupläne bremste, ist aber weiter gegeben: Es handelt sich um ein Naturdenkmal. Was an dem Nadelgehölz — dieses glaubt der Flüsterer im Dickicht erkannt zu haben — schützenswert ist, konnte noch nicht geklärt werden.
Ein kleiner, aber entscheidender Fehler ist dem Flüsterer in der vergangenen Woche unterlaufen: Beim Bericht über eine Werbeaktion der Willicher Schützen haben wir die Grenadierzüge des ASV Willich verwechselt. „Wer hat Mut zum schwarzen Hut?“ Unter diesem Motto hatte sich der II. Grenadierzug auf dem Willicher Markt um Nachwuchs bemüht. Der Flüsterer allerdings nannte den Ersten Grenadierzug als Urheber der Aktion. Sorry für die Verwechslung.
Beim traditionellen St.-Martinsumzug der Schulen wurde das St.-Martins-Komitee in Schiefbahn tatkräftig vom heimischen Löschzug der Feuerwehr unterstützt — sei es beim Packen und Verteilen der Tüten oder beim Verteilen der Weckmänner im Seniorenheim Hubertusstift. Traditionsgemäß stellen die Schiefbahner Brandschützer auch den St. Martin und sie kümmern sich um das Martinsfeuer mit der Bettlerszene. Eine Besonderheit in diesem Jahr: Nach 2014 und 2015 wurde beim traditionellen Auslosen im Jahr zuvor Stephan Mertens die Würde des St.-Martin 2016 zuteil. Somit übernahm zum dritten Mal in Folge ein Familienmitglied der Familie Mertens vom ortsansässigen Diepeshof diese Aufgabe. Zuvor hatten bereits Vater Willi und Bruder Heinz den Heiligen verkörpert. Bei der Auslosung für den St. Martin 2017 hatten sich im Laufe des Tages drei Kameraden als potenzielle Bewerber gemeldet. Es verwunderte dann keinen, dass der dritte Sohn der Familie Mertens, Christian, das Los zum neuen St. Martin zog. Die Übergabe der Insignien sowie die Übergabe der Kleider des armen Mannes von Vater Willi an Sohn Stephan wurden feierlich inszeniert.
Äpfel zu Laternen — dieser Satz passt. Der Förderverein des Familienzentrums Marienheim ist dem Aufruf des Martinskomitees gefolgt. Nach einem dringenden Schreiben des Vorstandes, dass einerseits die Spenden zum Martinsfest rückläufig seien, andererseits es aber den Herzenswunsch der Kinder des Familienzentrums gibt, eine neue Rutsche zu bekommen, griff der Förderverein eine wunderbare Idee auf. In vielen Stunden wurde mit viel Herzblut von Eltern und Erziehern das Tönisvorster Apfellogo als Minilaterne zum an die Jacke stecken gebastelt. Diese Lichter sollten auf Wochenmärkten und der Lichternacht in St. Tönis verkauft werden. Der Plan ging auf. Schon unmittelbar nach der Lichternacht waren die Mini-Laternen ausverkauft. Weitere Verkaufsaktionen waren überflüssig geworden. Jetzt werden noch einmal 40 Stück produziert. Im freien Verkauf gibt’s die aber nicht. Die sind schon reserviert.
Bleiben wir noch kurz in der Apfelstadt. Diese sorgte jüngst für überregionale Schlagzeilen, da der Hassprediger Abu Walaa, der offenbar aktiv für den „Islamischen Staat“ wirbt, festgenommen wurde. Der Iraker lebt seit Jahren mit seiner Familie in St. Tönis. Was wiederum einen Kommentator auf Facebook zur einer Umbenennung von Apfel- in „Salapfisten-Stadt“ veranlasste.
Es ist ein schöner Brauch, dass Willichs Bürgermeister Josef Heyes zu Beginn jeder Ratssitzung allen Geburtstagskindern der vergangenen Wochen aus den Reihen der Stadtverordneten nachträglich gratuliert. In der jüngsten Sitzung galt sein Gruß Bernd-Dieter Röhrscheid: Der SPD-Fraktionsvorsitzende war am 3. November 70 Jahre alt geworden. Der in Kassel geborene Schiefbahner ist ein Urgestein der Willicher Kommunalpolitik: Er gehört seit 1970 der SPD und dem Rat seit 1984 an. Seit 1989 ist er ununterbrochen der Fraktionsvorsitzende, 2004 war er auch der Bürgermeister-Kandidat der SPD. Der ehemalige Studiendirektor am St. Bernhard-Gymnasium ist beim Heimatverein aktiv und hat jüngst gemeinsam mit Stadtarchivar Udo Holzenthal das Buch „Die Geschichte der Juden in Willich“ verfasst.
Jetzt wird’s so richtig sportlich: Wer einen sportlichen Kandidaten oder ein Team aus Willich kennt, das mal so richtig geehrt werden sollte, kann sich beim Stadtsportverband (SSV) melden. Der sucht nämlich nach Kandidaten für die Sportlerehrung 2017. Wer eine Idee hat, kann mit einem der Fachwarte des SSV Kontakt aufnehmen. Auf der Homepage des gibt es ein Formblatt sowie die Kontaktdaten aller Fachwarte. Anmeldeschluss ist der 23. Dezember. www.ssv-willich.de
Jake Clemons, Saxofonist der legendären E-Street-Band von Bruce Springsteen, hat ein Interview gegeben. Im mindestens genauso legendären Rock-Journal „Rolling Stone“. Nun gut, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Was hat das mit uns am Niederrhein zu tun? Bei diesem Interview spricht Clemons über seine ganz spezielle Konzert-Erfahungen, die er besonders in Deutschland und in Europa gemacht hat. Er hat dort nämlich in Wohnzimmern gespielt. In der Online-Version des Interviews gibt es einen Link zu einem Video, das bei einem dieser Konzerte aufgenommen wurde. Und wo war das? Sie ahnen es: In St. Tönis, wo der Mann im Spätsommer 2014 gespielt hat. Bei Ruth und Guido Beckers im Wohnzimmer. www.rollingstone.com/ music/features