St. Tönis: Der Name Miltz steht wieder im Stundenplan

Ex-Schulleiter hilft aus, weil schwangere Lehrerin ausfällt.

St. Tönis. "Meine Hobbys - Reisen, Lesen, leckeres Essen - kommen ab sofort zum Zuge." Das sagte und dachte Ingo Miltz wohl auch im Februar 2008. Damals trat der ehemalige Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums seinen Ruhestand an. Ein Flug nach Ostkanada und eine Reise ins Loiretal hatten er und seine Frau schon gebucht. "Ansonsten habe ich noch massenhaft Bücher, die ich noch nicht geschafft habe zu lesen."

Nun, seine Schmöker muss er künftig wieder öfter zur Seite legen, stattdessen Schulbücher durcharbeiten. Und längere Reisen außerhalb der Schulferien sind bis zum 18. Januar 2010 auch nicht mehr möglich. Denn Miltz ist zurück - an alter Wirkungsstätte, aber in neuer Mission, besser gesagt, Position. Er reiht sich ins Kollegium ein, vertritt eine Kollegin, die im siebten Monat schwanger ist.

Diese Lehrerin bleibt zu Hause, weil der Erlass angesichts der möglichen Gefährdung durch die Schweinegrippe Schwangeren erhöhte Vorsicht empfiehlt. "Wir sind den sicheren Weg gegangen", sagt Paul Birnbrich, Leiter des Michael-Ende-Gymnasiums. "Auch wenn bei uns kein Fall von Schweinegrippe vorliegt."

Das Schuljahr hatte gerade erst begonnen, da musste Birnbrich also schon Löcher im Stundenplan stopfen. Es folgte ein Gespräch mit Vertretern seines Kollegiums, ihre Zustimmung und damit der Anruf bei Vorgänger Miltz. "Können Sie helfen?" Birnbrich: "Er hat sich einen Tag Bedenkzeit erbeten. Eine halbe Stunde später hat er uns zugesagt."

Miltz: "Ich saß gerade beim Mittagessen und musste doch erst einmal prüfen, ob wir die Dinge, die meine Frau und ich geplant hatten, verlegen konnten." Miltz hat nun einen Vertrag über neun Französisch-Stunden. Er gilt zunächst bis zum 18. Januar 2010.

Am Dienstag gab Miltz seine erste Stunde in einer Zehn: "Von den Namen kenne ich noch eine ganze Reihe", sagt Miltz. Nervös sei er nach 18-monatiger Abstinenz absolut nicht. "Ich hab’ doch 40 Jahre lang unterrichtet." Die notwendige Schulbücher hat er noch, "Ergänzungen schickt der Klettverlag mir zu."

Er sei froh, in dieser Zwangslage helfen zu können. Seit dem Anruf von Birnbrich weiß Miltz: "Man soll nie nie sagen!"