Willich/ Tönisvorst: Handfester Krach bei „Die Linke“

Enttäuscht hat ein Willicher der Partei den Rücken gekehrt. Deren Führung habe Entscheidungen massiv beeinflusst.

Willich/ Tönisvorst. "So hatte ich mir das beim besten Willen nicht vorgestellt." Es schwingt jede Menge Enttäuschung mit in den Worten des 65-jährigen Mannes aus Willich. Mit viel Euphorie und Elan war er vor zwei Jahren der Partei "Die Linke" beigetreten.

"Ich hatte mich vorab nie politisch engagiert", sagt der Mann, dessen Namen die Redaktion auf seinen Wunsch hin nicht nennt. Zwei Jahre später wirft er das Handtuch, gemeinsam mit mehreren anderen. Die Wünsche, so sagt er, hätten sich als Illusionen entpuppt.

Wie kamen die jetzt wieder Ausgetretenen dazu, sich bei der Linken zu engagieren? "Mir war der Schröder schon lange so auf den Geist gegangen, dass ich gedacht habe, ich muss selbst was unternehmen", sagt der Mann. Er wandte sich an die Zentrale der Partei in Berlin. Dort gab man ihm Bescheid, wie er sich beim Kreisverband anmelden könne.

"Die Parteiführung hat eigentlich immer gemacht, was sie wollte", klagte der Mann im Nachhinein. Das habe so ausgesehen, dass die Kreisspitze vorab bereits für Mehrheiten gesorgt habe. Notfalls auch durch Ausnahme-Genehmigungen: Plötzlich hätten Mitglieder mitstimmen dürfen, die noch nicht lange genug in der Partei waren. "Da wurde nicht mehr gestritten. Die Entscheidung stand von vornherein fest", so der ehemalige Linke.

Den ersten handfesten Streit habe es gegeben, als beschlossen wurde, nicht in Tönisvorst zu kandidieren, sondern sich auf die Kreisstadt Viersen zu konzentrieren. Das war im Bürgerhaus in Dülken. Später kam’s dann bei einer Kreisversammlung im Haus Vorst zum Eklat und zu tumultartigen Szenen.

"Da wurde eine bereits gewählte Kandidatin wieder abgewählt", schildert ein Augenzeuge. Begründung: Sie habe sich zu wenig engagiert. "Das hatten wir uns demokratischer vorgestellt", sagt der 65-Jährige aus Willich.

Er berichtet zudem, dass der Umgangston "nicht gut" war. Das sei bis hin zu persönlichen Beleidigungen gegangen. "Das mussten wir uns nicht mehr antun", erklärt der Mann.

Was sagt die Partei dazu? "Wenn jemand uns etwas zu sagen hat, kann er das mit vollem Namen tun. Sonst kommentieren wir das grundsätzlich nicht", reagiert Pressesprecher Christian Stadter auf die WZ-Nachfrage. "Da müsste ich ja jedes Gerücht kommentieren."

Nachsatz: Auf die seinerzeitige Bitte der WZ, die Turbulenzen bei der Kreisversammlung im Haus Vorst zu erklären, hatte die Linke nicht reagiert.