St. Tönis: Kultur im Rathaus - Gute Gedichte, aber kaum Gefühl
Hans Georgis Abend mit Texten von Erich Kästner ließ Emotionen vermissen.
St. Tönis. Erich Kästner ist eine Nummer, ohne Zweifel. Und dass das nicht nur für die Kinderbücher des 1899 in Dresden geborenen Dichters gilt, beweist Hans Georgi am Freitagabend unter dem Titel "Die Welt ist rund", im Rahmen der Reihe Kultur im Rathaus, die ausnahmsweise im evangelischen Gemeindezentrum stattfindet.
Schlimmer ist, dass er von den Dingen redet, als hätte er sie nie selbst erlebt. Verständlich, wenn es um den Hunger geht, der uns Nachkriegsgenerationen erspart blieb. Aber auch bei der "sachlichen Romanze", einem der traurigsten Gedichte, die die Literatur in Sachen gescheiterter Liebe zu bieten hat, klingt es so, als hätte er so etwas nie erlebt. Das wäre an sich beneidenswert, würde es den Zuschauer nicht um die berechtigte Erwartung auf einen authentischen Vortrag betrügen.
Georgi vertont die Texte, "teilweise schnulzig", wie er in seiner Ankündigung schreibt. Doch auch hier fehlt die Emotion. Gut, dass er Horst Bodden dabei hat. Der gibt den Melodien mit Gitarre und Mundharmonika eine angenehme Gefühlstiefe. Der Applaus zum Schluss ist herzlich, er kann dem Dichter gelten.