Vorst: Ärger - Kanal setzt Bürger unter Druck
Gerhard Gimpel hatte es schriftlich: Bis 2016 darf er seine Kleinkläranlage betreiben. Doch das ist jetzt Makulatur.
Vorst. "Worauf soll man sich denn noch verlassen können, wenn nicht auf das Wort von Staats-Bediensteten?" Gerhard Gimpel, der in der Schmitzheide bei Vorst wohnt, hat Ärger. Mit den Behörden. Genauer gesagt: Mit dem Umweltamt des Kreises und dem städtischen Abwasserbetrieb. Deren Aussagen habe er vertraut und entsprechend geplant, jetzt seien alle Absprachen Makulatur. Getreu dem Motto: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" Es geht um die Schmutzwasser-Entsorgung und Anschluss-Zwang.
Das Haus von Gerhard Gimpel und seiner Frau Doris steht im Außenbereich. Und ist - wie viele Häuser in solchen Gegenden - nicht an den öffentlichen Kanal angeschlossen. "Als wir 1987 hierher zogen, haben wir das alte Kammersystem in eine Grube umgewandelt. Wöchentlich kam der Pumpwagen und saugte die Fäkalien ab."
Mitte der 90-er Jahre wurde erstmals davon geredet, die Schmitzheide mit einem Druckkanal zu versorgen. Die Anwohner sprachen sich dagegen aus, die Stadt akzeptierte die Entscheidung. Allerdings gab’s verschärfte Auflagen. Auch für die Gimpels. Die entschlossen sich, eine Kleinkläranlage mit so genannter Unterverrieselung zu bauen. "Man hat auch gleich gesagt, dass diese Anlagen irgendwann nicht mehr zeitgemäß sind", erklärt Gimpel. Trotzdem bekam er eine Genehmigung bis zum Jahr 2016. Er legte sogar einen Extra-Schacht an, um das Ganze später modernisieren zu können. "Ich wollte das nach und nach machen", erklärt der 61-Jährige. Kalkuliert hatte er rund 8000 Euro. Das war 2001.
Diese Fragen kann ihm beim Kreis Viersen auch niemand beantworten. "Der Widerruf für den Betrieb der Anlage steht in keinem Zusammenhang mit dem Kanal", erklärt dessen Pressesprecher Kaspar Müller-Bringmann. Das Gesetz habe sich geändert, die Anlage sei nun mal nicht mehr zeitgemäß. Und da der Kanal nun mal da sei, sei es das Sinnvollste, sich anzuschließen. "Wir können leider nichts anderes anbieten", bedauert Müller-Bringmann. Natürlich sei es ärgerlich für den Anwohner, dass nun die Genehmigung widerrufen werde. "Aber, was will man machen?"
Rechnung: Gerhard Gimpel hat auch schon malgerechnet: Der Anschluss kostet rund 4500 Euro, die Pumpe 2500, derEigenanschluss 2250. Von den Betriebskosten mal ganz abgesehen. Ersieht den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt, weil dieKosten zu hoch sind.
Betroffen: Das Thema zieht sich durch fast alle Außenbereiche.Seitdem dort der Druckkanal eingebaut wurde, sehen sich viele Bürgermit dem Anschlusszwang konfrontiert.