Tönisvorst St. Tönis: Salafist festgenommen
Erneut schlug die Polizei an der Gelderner Straße mit einem Großaufgebot zu.
St. Tönis. Den Anwohnern der Gelderner Straße dürfte das alles ziemlich bekannt vorgekommen sein: Ein Großaufgebot der Polizei stürmte am Dienstagmorgen unweit der historischen Streuff-Mühle das Haus eines 32-jährigen Irakers.
Ahmad Abdulaziz Abdullah A., der sich selbst Abu Walaa nennt, gilt als zentrale Figur eines salafistischen Netzwerks in Deutschland. Er sowie vier weitere Terrorverdächtige sind von Beamten des Landeskriminalamtes in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, vor allem junge Menschen zu radikalisieren und zur Ausreise in den sogenannten „Islamischen Staat“ zu motivieren.
Zuletzt im vergangenen August hatte das LKA das kleine Haus von Abu Walaa durchsucht, ihn aber nicht angetroffen. Es wurde jedoch Beweismaterial - darunter Computer - sichergestellt. Der Iraker ist an dieser Adresse schon seit Jahren gemeldet, sein bürgerlicher Name steht auf der Klingel. In dem Haus an der Gelderner Straße wohnt nach Informationen der WZ nicht nur der Hass-Prediger, sondern auch seine Familie mit drei Kindern. Die Frau fällt den Anwohnern schon deswegen auf, weil sie eine Ganzkörper-Verschleierung trägt — im beschaulichen St. Tönis nicht gerade selbstverständlich.
„Den Festnahmen sind umfassende und intensive gemeinsame Ermittlungen des Generalbundesanwalts und des Landeskriminalamtes vorausgegangen. Uns ist heute ein wichtiger Schlag gegen die salafistischen Strippenzieher und IS-Unterstützer gelungen“, sagte Innenminister Ralf Jäger.
Die Mitbeschuldigten Hasan C. (50) und Boban S. (36) hatten angeblich die Aufgabe, Gleichgesinnte und Ausreisewillige in der arabischen Sprache und salafistischen Lehre zu unterrichten. Damit sollten die Grundlagen für eine zukünftige Tätigkeit im sogenannten „Islamischen Staat“ gelegt werden. In mindestens einem Fall soll das Netzwerk einen jungen Mann mit seiner Familie in die Gebiete des sogenannten „Islamischen Staat“ nach Syrien geschleust haben.
Abu Walaa bekennt sich offen zum „IS“. Der 32-Jährige ist bereits bei zahlreichen salafistischen Veranstaltungen als Redner aufgetreten. Er war auch Ziel einer Polizeiaktion in Hildesheim Ende Juni. Dort gab es eine Razzia beim „Deutschsprachigen Islamkreis“. Die dortige Moschee gilt als Hauptwirkungsstätte des Netzwerks. Auch gestern gab es dort Hausdurchsuchungen.
Nach aktuellen Medieninformationen sollen die Aussagen eines IS-Rückkehrers maßgeblichen Anteil an den aktuellen Festnahmen haben. Der 22-Jährige habe den Iraker Abu Walaa als „die Nummer 1 des IS in Deutschland“ bezeichnet habe.
Bereits vor vier Jahren hatte die Polizei das Haus durchsucht, wollte Abu Walaa festnehmen. Der war aber nicht vor Ort. Damals gelang es anderen Einsatzkräften, ihn in Braunschweig zu fassen.