St. Tönis: Senioren fiebern mit Jogis Jungs
Viertelfinale: Beim Rudelgucken im St. Töniser Altenheim gab’s keine Vuvuzelas, aber viele erfahrene Fußball-Fans.
St.Tönis. Sommerfest und WM-Viertelfinale - geht das? Na klar. Denn warum sollte das Seniorenhaus des Antoniuszentrums sein lange geplantes Sommerfest absagen, nur weil Deutschland gegen Argentinien spielt? Man ging sogar einen Schritt weiter und richtete sich auf ein Public Viewing - so nannte man das Rudelgucken auch an der Gelderner Straße - ein.
Ein Gemeinschaftssaal wurde mit einer großen Leinwand und Platz für rund 80 Senioren eingerichtet. Schon vor dem Anpfiff hatten die alten Fußballfans genug vom Sommerfest - WM war angesagt. Vuvuzelas oder ähnliche Krachmacher hatte zwar keiner dabei. Und auch nur Monika Rath vom sozialen Dienst war komplett in Schwarz-Rot-Gold gepackt. Aber die knisternde Spannung im geschmückten Saal war zu spüren.
So auch bei Rolf Segel, mit 84Jahren immer noch ein großer Fußballgucker. "Ich hab’ schon viereckige Augen" erzählte er mit breitem Grinsen. Alle Spiele der WM in Südafrika habe er schon gesehen. Wie die Spiele vieler Weltmeisterschaften vorher auch. Sogar schon 1954. "Wir Männer durften damals nicht gestört werden", sagte er. "Wie saßen in kleinen Gruppen um einen Fernseher."
Auch sonst, so Segel weiter, war vieles anders. In den Medien habe man sich eigentlich nur um den Sport, nicht aber um das Drumherum gekümmert.
Mit einem Bier in der Hand, gestärkt durch Grillwurst, fieberte er dann dem Viertelfinale entgegen. Klar für ihn, dass Deutschland gewinnt: 2:1 lautete sein Tipp.
Und los ging es. Kein Jubeln, kein Anfeuern, aber atemloses Zuschauen. Und dann - dritte Minute - trifft Müller. Die Senioren waren völlig aus dem Häuschen, ihr lauter Jubel schallte durchs ganze Antoniuszentrum.
Die vielen Chancen der Argentinier und Deutschen in der Zeit danach nahm man mit vielen "Ahs" und "Ohs", aber ohne Kommentierung hin. Dass Deutschland am Ende gewinnt, war allen klar. Mit vier Toren gegen die "Gauchos" hatte aber auch unter den alten Fußball-Hasen niemand gerechnet.
Als Wunsch-Endspiel würde sich nicht nur Rolf Segel auf Deutschland gegen die Niederlande freuen. Darauf trank er nach dem Spiel auch noch ein frisches Pils.