Stadtgeflüster: Ein Hauptbahnhof für Willich

Es geht um Kippen, ein Casino-Schild und Tannenzweige über der Hochstraße.

Willich/Tönisvorst. Richtig hübsch ist er ja geworden, der Haltepunkt der Deutschen Bahn in Anrath. In den vergangenen Wochen war er mit neuen Bahnsteigen, Rampen für Rollstuhl-Fahrer usw. versehen worden. Was fehlt, ist jetzt eigentlich nur noch ein kleines Gebäude mit Wartesaal und Ticket-Verkauf, und schon könnte man den Haltepunkt in "Hauptbahnhof Willich-Anrath" umbenennen.

In einem schönen Haus an der Hochstraße 28 in St. Tönis, wo früher das Kulturamt der Stadt untergebracht war, befinden sich heute das Amt für Kinder und Jugendliche sowie die Arge Kreis Viersen. Geht man einmal durch die "Seulen-Poort" an die Rückseite des Hauses im Seulenhof, so ist man geneigt zu sagen: "Vorne Hui, hinten Pfui." Offensichtlich seit dem neuen Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden wird an der Rückseite die Fensterbank des städtischen Gebäudes als Abladestelle für Zigarettenkippen genutzt. Ein hässlicher Anblick.

Wär’ das fein, wenn sich Willich ein Casino zulegen würde. Das findet jedenfalls die Karnevalsgesellschaft Torfmöps und hat sich dieses Thema für ihren Karnevalswagen zu eigen gemacht. "Welcome to fabulous Las Vegas - Schiefbahn" wird über dem Wagen prangen, ein Duplikat des originalen Ortseingangschildes aus der Wüstenstadt. Da haben die Karnevalisten richtig feste gebastelt. Was auf ihr Motto übrigens auch zutrifft: "Willich baut in großem Maß - doch wo bleibt Las Vegas". Tusch.

Selina I. und Sven I. sind das Prinzenpaar der Schule im Mühlenfeld, die in diesem Jahr am Nelkensamstag, ab 11.11 Uhr, wieder ihren traditionellen Umzug durch Willich veranstaltet. Mit den Ministern Timo Hausen und Miriam Spetzius führen sie die rund 800 Personen starke Narrenschar an. Darunter ist auch zum ersten Mal eine Gruppe der städtischen Jugendfreizeiteinrichtung Maxx mit von der Partie. Die rund 20 Kinder und Jugendlichen sind zum Teil ehemalige Mühlenfeld-Schüler und haben sich gewünscht, nochmal bei dem schönen Zug dabei zu sein. Zusammen mit ihren Betreuerinnen zeigen sie "Die Welt der Astrid Lindgren".

In dieser Woche beginnt der Straßenkarneval. In St.Tönis wird er vermutlich erstmals unter der Weihnachtsbeleuchtung gefeiert werden. Denn noch hängen sie, die festlichen Lichter über den Straßen. Der Schlachtruf "Klappertüüt" unter Tannenzweigen, das ist ja mal etwas Neues. Vielleicht mischt man dann ja auch das altbekannte Nikolauslied mit Hits der Höhner, Räuber oder Bläck Fööss.

Die Tönisvorster kennen und schätzen ihn: Christoph Giltges vom Karnevals-Komitee. Seit Jahren zeichnet er mit Kollegen für den Karnevalszug verantwortlich. Das sollte auch in diesem Jahr so sein. Ist es aber nicht. Giltges wurde krank, der Rücken machte plötzlich nicht mehr mit. Eine sofortige Operation war erforderlich. Was wohl auch ziemlich geklappt hat. Was nicht funktionieren wird: Christoph Giltges wird beim Zug nicht dabei sein können. Stattdessen wird er seine Narren nur aus der Ferne grüßen können. Der Stadtflüsterer grüßt von dieser Stelle und wünscht gute Besserung.

Immer mehr wird es zur Gewohnheit, den gepflasterten Rathausplatz in St.Tönis als bequemen Parkplatz zu nutzen. Man braucht dann nicht mehr weit zu laufen, um zur Kirche, ins Rathaus oder in die nächste Gaststätte zu kommen. Besonders sonntags steht hier jede Menge Blech rum. Dabei sind die nahe gelegenen Parkplätze vor dem Rewe-Markt bereits verfügbar.

Wir wechseln zu einem sehr ernsten Thema. Vergangene Woche starb ein Mann in seinem Auto auf dem neuen Parkplatz bei Rewe. Natürliche Todesursache, so die Polizei. Deshalb eigentlich nichts für die Zeitung. Die findet es jedoch bemerkenswert, dass sich eine ganze Reihe von Zeitgenossen dort heranschlich, um die Versuche zur Wiederbelebung zu verfolgen. Soweit, so schlecht. Aber noch bemerkenswerter ist, dass jemand bei der Leitstelle in Viersen anrief und sich darüber beklagte, dass der Ort des Geschehens nicht mit Planen abgehängt worden sei. Als hätten die Einsatzkräfte vor Ort nichts anderes zu tun.

Jeder weiß in St. Tönis, wo das Krankenhaus liegt: Es hat seit Jahrzehnten seine postalische Anschrift unter der Bezeichnung Hospitalstraße 2. Nur eine Hausnummer suchte man bislang vergebens, wenn Ortsfremde etwa die Reha von Dr.Friedhelm Caspers besuchen wollten. Die befindet sich in der obersten Etage des Krankenhauses. Nunmehr hat die Verwaltung des Antoniuszentrums dem Rätselraten ein Ende bereitet. Auf dem Eingangsschild vor dem Haus hat man eine große "Zwei" angebracht.

Wo sind die Wägelchen geblieben? Das mussten sich die Kunden in der Anrather Plus-Filiale in dieser Woche gleich mehrmals fragen. Beim Betreten des Ladenlokals war kein einziger Einkaufswagen mehr in den dafür vorgesehenen Halterungen zu finden. Sie alle waren im Laden unterwegs. Diese starke Frequentierung ist eindeutig darauf zurück zu führen, dass es den Penny-Markt nicht mehr gibt. Alles knubbelt sich nun bei Plus. Der Weg zu Aldi an der Ortsgrenze von Anrath scheint vielen zu lang zu sein.