Vorst: Gedenkfeier für Opfer des Nationalsozialismus

Gedenken: Auch Vorster Juden sind Holocaust-Opfer geworden. Auf dem alten jüdischen Friedhof wurde an sie erinnert.

Vorst. Auf dem Gotthardusweg hinter dem alleinstehenden Haus Nummer15, geschützt durch einen grünen Zaun und ein geschwungenes Eisentor, liegt der alte jüdische Friedhof. Über einen matschigen Waldpfad erreichte ihn am Sonntagmorgen eine überschaubare Menge an Tönisvorstern. Anlass: Die Gedenkfeier für die Opfer des Nationalsozialismus.

Nicht nur irgendwo in Deutschland, auch in Vorst sind diese Opfer zu finden: Elfriede und Julie Horn, Berta und Martha Rosenberg und Jakob Katz waren Vorster und sind in Konzentrationslagern umgekommen. Keine der jüdischen Familien lebt heute noch im Ort, ihre Angehörigen haben nicht überlebt oder sind ausgewandert.

Von dieser Zeit erzählen kann Hans Hochbruck: "Ich bin ja im entsprechenden Alter und hab’ das selbst miterlebt. Wir haben gesehen, wie die jüdische Bevölkerung abtransportiert wurde. Damals wussten wir noch nicht, was mit denen passiert." Deswegen sei es ihm ein Bedürfnis, Jahr für Jahr herzukommen und der Opfer zu gedenken.

Nicht nur, weil sie gegen Faschismus und Rechtsradikalismus ist, sondern auch aus persönlichen Anliegen heraus ist Christel Tomschak, geborene Bossinger, gekommen: "Mein Vater wurde 1933 als erster Vorster durch die Nazis verhaftet und meine Mutter zwangssterilisiert, weil sie Kommunisten waren. Ich bin hier, um ein Zeichen zu setzen." Tomschak geht auf Demos gegen die NPD und ist sich sicher, dass mehr getan werden müsste, als einmal im Jahr auf dem Friedhof zusammenzukommen.

Das kann Doris Tripp nur unterstützen. Denn sie hat ihren Vater auf die gleiche Weise verloren. Tripp ist dafür, dass besonders in den Schulen mehr Aufklärung geleistet werden sollte.

So sieht das auch Bürgermeister Albert Schwarz. Er glaubt, dass sich viele Jugendliche unter "Auschwitz" nur noch wenig vorstellen könnten. Nicht nur deswegen, sondern auch wegen der auflodernden rechten Gefahr sei es notwendig und richtig, noch in der heutige Zeit an die menschenverachtenden Verbrechen der Nazis zu erinnern. "Denken, Nachdenken und Gedenken" müsse man, so Schwarz, um für die Zukunft eine klare Richtung und Orientierung zu haben.