Neersen: Stadtgeflüster von den Schlossfestsspielen Festspiel-Geflüster rund ums Schloss in Neersen

Neersen · Der Stadtflüsterer hat sich bei der „Mustergatten“-Premiere unter die Gästeschar gemischt.

Sabine Mroch und Schauspielerin Michaela Schaffrath bei der Premierenfeier.

Foto: Kerstin Reemen

Mit Pantoffeln in den Ratssaal – auch das eine Premiere in Neersen. Nach mustergültigem Schlussapplaus waren die Gäste ums Schloss geschlendert. Auf  Balkon und im Saal verkürzten Häppchen aus dem Hause Lepsy’s die Wartezeit auf Schauspieler und Intendant. Gar nicht so einfach, ein Spargel-Schinkenröllchen zu essen mit Getränk und  Hausschluppen in der Hand: „Mustergatten“-Puschen. Einheitslatschengröße L. In Ferrari-Rot. Die Festspiele kleiden neue Helden.

 Schick mit Schwiegermutters Kleid

Apropos kleiden. Modisch brachte Michaela Schaffrath, des Mustergatten Nachbarin Blanche, die 70er mit zur Premierenfeier. Sie kam im bodenlangen, wildgemustertem Kleid und passendem Haarband  zum Empfang. „Das ist ein Originalkleid aus der Zeit. Von meiner Schwiegermutter!“ Bester Laune plauderte Schaffrath mit Sabine Mroch vom Festspielverein, nahm Glückwünsche fürs Spiel entgegen. Sie strahlte: „Ich freue mich mega. Ich liebe das Stück. Wir haben so hart daran gearbeitet. Das Ensemble ist ein Geschenk. Und das Publikum hat uns getragen.“ 

 Von der Kunst des Viel-Trinkens

20 Mal geht „Der Mustergatte“ über die Neersener Bühne. Besser gesagt: Er torkelt. Und tanzt. Und trinkt. Der angemischte „Hochhaus-Cocktail“ hat es auch ohne Promille in sich. Je 1,5 Liter  vom eingefärbten stillen Wasser müssen Michaela Blanche Schaffrath und Stefan Willi Winzigmann Keim innerhalb von 30 Minuten trinken. Schaffrath: „Erst habe ich zu unserm Intendanten gesagt: ,Jan, das schaff’ ich nicht!’“ Doch Training tat’s. Die Methode:  „Mehrere  Stunden vorher nichts essen und trinken. Dann unbedingt entspannt bleiben, atmen und langsam trinken.“

 Arbeiten trotz Handbruch

Entspannt trotz schmerzhaftem Mißgeschick bleibt Christian Baumgärtel, der Bühnenmacher  dieser Spielzeit. Er hat sich ausgerechnet beim Sturz von der Bühne die rechte Hand  gebrochen, trägt nun Gips in Schlaufe. Am Montag ist die OP. Baumgärtel nimmt die Beeinträchtigung gelassen: „Der Bühnenaufbau für Monsieur Claude ist fertig. Es fehlt nur noch Farbe in der Fläche.“ Das könne er delegieren. Entspannt bleibt auch Svenja Küppers-Heinrich, Geschäftsführerin der Festspiele. Sie  bemerkte augenzwinkernd: „In sechs Wochen kann er mit links malen.“

Auszug aus der Gästeliste

Man sollte nie mit einer Gästeliste beginnen. Denn man vergisst doch immer jemanden. Doch  erwähnt sei: Unter den Premierengästen war natürlich auch Doris Thiel, die drei Jahrzehnte lang als Geschäftsführerin die Festspiele aus jeder Perspektive erlebt hat. Als ranghöchster Vertreter der Stadt Willich nahm Kämmerer Willi Kerbusch in der ersten Reihe Platz – unweit von Albert Lopez von den Sponsor-Stadtwerken Willich. Aus Düsseldorf kam der Vize-Landtagspräsident Oliver Keymis. Sogar Gütersloh fand sich auf der Neersener Gästeliste.  Das dort beheimatete Kultursekretariat NRW fördert kulturelle Projekte der Sparten Kunst, Musik, Theater, Tanz, Literatur und Freie Szene. In Neersen weiß man eben auch: Ohne Moos nix los. Nix los – von wegen! Die Spielzeit 2019, so jung sie auch noch ist, schickt sich an, den nächsten Besucherrekord zu setzen. Der Mustergatte steuert auf 80 Prozent Auslastung zu, „Monsieur Claude und seine Töchter“ sind vor dem ersten gesprochenen Satz nahezu ausgebucht. Zusatztermine sollen im Schwange sein. Wann? Ist noch geheim.