Wirtschaft Lernen, mit sich selbst besser umzugehen
Tönisvorst · Sonja Demandt eröffnet am kommenden Wochenende auf dem Hof ihrer Eltern eine Körperschule.
. Wenn sie über ihren Lebensweg reflektiert, kommt Sonja Demandt zu einem ganz klaren Urteil. „Ich habe mich anders entwickelt als gedacht“, sagt die 31-jährige, als sie entspannt in dem Lounge-Polster vor dem selbst gestalteten Studio auf dem Hof an der Huverheide 6 Platz nimmt. Die gebürtige St. Töniserin ist dort aufgewachsen, wo ihre Familie über Generationen Erdbeeren angepflanzt und verkauft hat. Aber Sonja Demandt hatte immer den Drang, „weit weg zu kommen“.
Ihr Weg führte über die Vorster Grundschule und die Realschule Süchteln nach dem Fachabi zunächst an das Krefelder Berufskolleg, wo sie eine Ausbildung zur gestaltungstechnischen Assistentin machte.
An der Uni Köln studierte sie Kunst und Geschichte auf Lehramt für die gymnasiale Oberstufe, um in einen sicheren Beruf einzusteigen. Neben dem Studium begann sie, in verschiedenen Tanz- und Fitnessstudios selbstständig zu arbeiten – zeitweilig mit 23 Kursen pro Woche. „Ich hatte in der Jugend Tanzkurse besucht und in der Freizeit erste Trainerlizenzen für das Tanzen gemacht“, erzählt die junge Frau.
Sie machte Erfahrungen in einem Poledance-Studio, von dem es in Köln lediglich eins gab, so dass sie diese Tanzform in anderen Studios anbieten konnte. Demandt lernte, vor vielen Personen zu reden „und Menschen zu vermitteln, daß sie Spaß an dem haben, was sie machen.“ Und, dass sie etwas über ihren Körper lernen. „Wenn ich meinen Körper nicht verstehe, kann ich ihn nicht funktionieren lassen“, sagt Demandt. Um selbst mehr darüber zu erfahren, absolvierte sie zahlreiche Fortbildungen im Ausland. Für Yoga reiste sie nach Indien und Singapur, für die Rückenprävention nach Thailand.
Vor zwei Jahren wollte Demandt dann ein Studio in Thailand eröffnen. Doch dann kam Corona – und die junge Frau, die sich zu diesem Zeitpunkt in Indien befand, musste für zwei Monate heimlich in einem Hotel übernachten und durfte es nicht verlassen.
Die Situation empfand Demandt durchaus als bedrohlich, weil Ausländer damals für die Seuche verantwortlich gemacht wurden, es darüber vor Ort kaum Informationen gab. Schließlich wurde sie mit Hilfe eines indischen Polizisten, den die Eltern zufällig kannten, und der niederländischen Regierung ausgeflogen. Von der deutschen Regierung fühlte sie sich in den konkreten Situation allein gelassen. „Das hat viel in meiner Lebensweise, den Werten und in meiner Sichtweise verändert.“
Zurück in Deutschland hatte sie keine Wohnung mehr, als Trainerin konnte sie wegen Corona nicht arbeiten, weil die Studios dicht waren – und als eingeschriebene Studentin erhielt sie keine staatliche Unterstützung – für die junge Frau eine „total existenzielle Situation“, sagt sie heute.
Demandt kam auf dem Hof ihrer Eltern unter. Dort entwickelte sie den Plan, aus dem Schuppen, den die Eltern als Eventhalle genutzt hatten, ein Körperstudio zu machen. Ab dem Herbst vergangenen Jahres baute sie mit ihrem Vater im Alleingang die 200 Quadratmeter um.
Jetzt hat sie einen Fitness- und einen großen Yoga- und Bewegungsraum gestaltet. „Ich wollte ein Zuhause schaffen. Ich will, dass die Kunden gerne hier ihre Zeit verbringen, ihren eigenen Körper und sich selbst zur Priorität erheben.“ Alles, was dort passiere, diene der körperlichen Vorbeugung.
In dem Fitnessraum stehen elektronische Fitnessgeräte, die mit Widerstand arbeiten. „So viel Druck wie ich gebe, gibt das Gerät auch zurück“, erläutert Demandt. „Den Ausgleich zwischen Muskelaufbau und Flexibilität“ wolle sie schaffen, „Kraft und Platz im Körper“.
Im großen Raum soll es neben dem „klassischen“ Yoga verschiedene andere Angebote wie Aerial Yoga in einem Luftakrobatik-Tuch geben. Außerdem bietet sie Tanzkurse für Salsa, Tango Argentino und Bachata an. „Beim Tanzen merkt man nicht, was man macht, wobei die Hüftbewegung so wichtig ist, weil wir unsere Gelenke schmieren und dazu noch Glückshormone entwickeln“, sagt die Fachfrau.
Die Tatsache, dass ihr Studio etwas außerhalb liegt, sieht sie als Vorteil an. „Man kommt weg von dem Alltagsstress, weg von allem.“ Und wenn der Außenbereich mit Lounge-Sofa und Laternen vollständig ausgestaltet sein wird, dann wird auch außerhalb der Räume ein familiäres Wohlfühl-Flair bestehen, ist sie sich sicher.
Das Soma-Körperschule an der Huverheide 6 eröffnet am kommenden Wochenende mit zwei Tagen der offenen Tür von 10 bis 19 Uhr. Wer Interesse hat, kann dort an beiden Tagen an Schnupperkursen teilnehmen. Um die Veranstaltung angemessen planen zu können, bittet Sonja Demandt unter 015901065869 oder info@soma-koerperschule.de um Rückmeldung.