Suchtprobleme: Chance nach der Sucht

Menschen, die eine Drogenkarriere hinter sich haben, werden im Haus Willich betreut.

Schiefbahn. Als vor fünf Jahren das Therapiezentrum Haus Willich an den Start ging, da gab es noch so manchen misstrauischen Blick von den Nachbarn zu dem unscheinbaren Haus an der Wilhelm-Hörmes-Straße in Niederheide. Was dort passieren sollte, das konnte sich der ein oder andere Anwohner nicht so richtig vorstellen. Diese Zeiten sind längst vorbei. In vielen Gesprächen im Vorfeld war’s schon gelungen, die Anwohner von der Notwendigkeit der Einrichtung zu überzeugen.

Heute weiß jeder, dass hier Menschen leben, die eine körperliche Entgiftung in der Klinik gemacht haben und sich jetzt langsam auf ein Leben ohne Drogen vorbereiten. "Nach der Entgiftung fängt die Arbeit erst an. Lange Abhängigkeit trägt als Folge eine Schädigung der sozialen Kompetenz mit sich", berichtet Andrea Balsam, stellvertretende Leiterin der Einrichtung. Oft sei es schon schwierig eine gemeinsame Arbeitsbasis zu finden, da es an Vertrauen fehle.

Wenn Heinz Tichelbäcker, Leiter des Hauses Willich, auf die fünf Jahre zurückblickt, dann erfüllt es ihn mit Freude, dass die Einrichtung ihren Platz gefunden hat und die geleistete Arbeit akzeptiert wird. "Wir haben ein sehr gutes Konzept entwickelt. Unser Angebot hat sich bewährt. Dementsprechend hoch ist die Nachfrage", berichtet Tichelbäcker.

Wartelisten und längere Wartezeiten, bis jemand aufgenommen werden kann, sind mittlerweile die Regel. "Ich habe ein Jahr auf einen Platz gewartet", berichtet Frank Eßers, der jetzt seit sieben Monaten hier lebt. Wenn man abhängig draußen gelebt und keine Regelmäßigkeiten gekannt habe, dann sei das hier schon eine Umstellung, gibt er offen zu. Doch er will seine Chance nutzen.

Das möchte auch Tobias Wachs, seit zweieinhalb Jahren im Haus. "Hier kann ich den Kreislauf durchbrechen." Die Soziotherapie Haus Willich mit seinen drei Wohngruppen bietet Platz für 21 Klienten. Der Tagesablauf ist genau vorgegeben, wobei die unterschiedlichsten Angebote gemacht werden. Haushaltsführung gehört unter anderem neben dem Erlernen von Schlüsselqualifikationen, Gruppen- sowie Einzelgesprächen, Kunst- und Arbeitstherapie und Sport ebenfalls mit zum Programm.

Das Durchschnittsalter der Bewohner schwankt zwischen 40 und 45 Jahren. Aufgenommen wird ab 30 Jahren, nach oben gibt es keine Grenze. Die derzeit älteste Bewohnerin ist 61 Jahre. Die Verweildauer liegt in der Regel zwischen bei ein bis anderthalb Jahren. Aber auch hier gilt: Jeder bekommt die Zeit, die er braucht. Abbrüche kommen natürlich auch vor. Aber die seien in der Regel selten, wie Tichelbäcker und Balsam betonen.