Tag der Architektur in Willich: Krematorium ist Kunst
In Willich nahmen zwei sehr unterschiedliche Gebäude am Tag der Architektur teil.
Willich. Wohnhaus und Krematorium: Unterschiedlicher hätten die beiden Willicher Beiträge zum Tag der Architektur 2010 der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen nicht sein können - ein Kontrastprogramm für die Besucher, die sich von der Hitze nicht hatten abschrecken lassen.
Annette Bonin, selbstständige Architektin in Mönchengladbach, kann sich noch ganz genau an ihren ersten Besuch auf Gut Bönninghausen erinnern: "Alles wirkte sehr verwunschen, in einer Scheune stand noch ein Anhänger mit Kartoffeln." Ihr Ziel sei es gewesen, in Abstimmung mit der Denkmalbehörde so viel wie möglich vom Charakter des imposanten Hofes zu erhalten.
Der Fliesenboden im Eingangsbereich des etwas über 100 Jahre alten Gutshauses wurde belassen. "Zuerst habe ich mir Krematorien in Holland angeschaut, später wurden die Gebäude dann an deutsche Sitten und Gebräuche angepasst", sagt die 48-Jährige, die neben Wohnhäusern in jüngster Vergangenheit auch eine Rettungswache und ein Fitnessstudio geplant hat. "Es ist schöner hier als früher", sagten am Wochenende auch viele alteingesessene Willicher.
In Wekeln dann ein modernes Wohnhaus mit 182 Quadratmetern Wohnfläche am Lendersweg. Die Putzfassade wird von Holzelementen aufgelockert.
Die Fenster im offenen Wohnbereich sind 2,70 Meter hoch - ein ungewöhnliches Maß, weshalb der Hersteller aus der Regresspflicht genommen werden wollte. Bauherr Heiko Wolff (48), der mit Frau und drei Töchtern seit einem Jahr dort lebt, zeigte sich glücklich - und auch ein wenig stolz: "Ich wollte ein Haus, auf das man sich jeden Tag aufs Neue freut." Sein Anspruch war, "mit Pfiffigkeit und Intelligenz bezahlbare Lösungen zu schaffen".
Die Spielempore mit unverbaubarem Blick auf den Hülsdonk-Hof gehört ebenso zum Konzept wie die bodentiefen Fenster. Bis auf die Bäder wurde Parkett verlegt, die Farbe Weiß dominiert. Für ein gutes Wohnklima im Winter sorgt ein - natürlich auch weißer - Kamin.
Der Krefelder Architekt Uwe Schulz-Christofzik (44) hob Besuchern gegenüber die "klare Strukturierung, klare Geometrie in den Fassaden, den hohen Wiedererkennungswert des Hauses" hervor. Und freute sich über die "sehr positive Resonanz".