Kinder-Betreuung Vom Management zur Villa Sternchen
St. Tönis · Daniela Holterbosch führt mit ihrer Tochter Denise Lechki die erste Großtagespflege in Tönisvorst.
In ihrem früheren Berufsleben hatte es Daniela Holterbosch im Management verschiedener Unternehmen eher mit „höhergestellten Menschen“ zu tun. Viele St. Töniser kennen sie noch als Leiterin der Abteilung für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei den Stadtwerken Tönisvorst. Heute sind die Stühle an ihrem Arbeitsplatz deutlich niedriger. Ihr Glück und ihre Zufriedenheit dafür umso höher. Seit November betreibt die 57-Jährige zusammen mit ihrer Tochter Denise Lechki (37) die nach ihren Angaben erste Großtagespflege in Tönisvorst – und das mit viel Herz und Begeisterung.
Villa Sternchen steht auf dem Klingelschild an der Ludwig-Jahn-Straße. Dahinter geht es an diesem Vormittag entspannt zu in den liebevoll gestalteten Räumen. Es wird fleißig gemalt. Gleich ist es Zeit nach draußen in den Garten zu gehen. Nach Frühstück und Morgenkreis gehört dies zum Tagesablauf.
„Kinder brauchen Rituale“, sagt Daniela Holterbosch. Diese bekommen sie in der Villa Sternchen. Neun Kinder zwischen ein und zweieinhalb Jahren werden dort betreut. Mittags wird frisch und in Bioqualität gekocht. Danach machen die Kinder ihren Mittagsschlaf. Es wird gelesen, gebastelt und gemalt. Auch Ausflüge zum Beispiel zum Bauernhof oder in den Zoo stehen mal auf dem Programm.
Kein einfacher Start
für die Tagesmütter
Sie komme aus einer Unternehmerfamilie, erzählt die gebürtige Krefelderin. Nach verschiedenen Stationen im Management hätten private Schicksalsschläge dazu geführt, dass sie ihre Prioritäten noch einmal neu überdacht habe. „Ich war immer gerne mit Kindern zusammen, schon mit meinen eigenen Kindern und Enkeln.“ So reifte der Entschluss etwas Neues anzufangen. Zusammen mit ihrer Tochter Denise Lechki machte sie 2018 die Ausbildung zur Tagesmutter.
Einfach war der Start in diese Form der Selbstständigkeit nicht. Im August 2018 hatte Daniela Holterbosch als Tagesmutter in Krefeld angefangen, wo sie auch wohnte. Aber größere Räumlichkeiten zu finden, war schwierig. So kam sie nach St. Tönis, wo sie zunächst allein startete. Viel Unterstützung erfahre man nicht, hat sie festgestellt. Rund 6000 Euro habe sie zum Start in die Ausstattung der Wohnung investiert, in Betten, Küche, Gartenausstattung, Spielzeug und mehr. Die Miete müssen die Tagesmütter selbst erwirtschaften. Einen Zuschuss gebe es dafür nicht.
Ein Antrag auf einen Zuschuss vom Land für ein E-Lastenfahrrad, um die Kinder damit transportieren zu können, stockt gerade. „Warum muss es ein E-Fahrrad sein?“, sei die Rückfrage gewesen. Etwas mehr Unterstützung könnten Tagespflegepersonen schon gebrauchen, finden beide. Aber die Fachberaterin vom Kreis Viersen und das Bauamt der Stadt Tönisvorst seien sehr hilfsbereit gewesen, betont Daniela Holterbosch.
Jetzt, wo ihre Tochter mit dabei ist, kann sie bis zu neun Kinder betreuen. Denise Lechki ist ausgebildete Erzieherin und Altenpflegerin. Nach der Elternzeit wollte sie wieder mit Kindern arbeiten – gerne zu Zeiten, die sich mit ihrer eigenen Familie vereinbaren lassen. Das klappt nun gut. „Mit den Kindern zu arbeiten macht super viel Spaß. Jedes Kind hat seinen eigenen Charakter und man muss erst mal Vertrauen aufbauen“, sagt Denise Lechki.
Frühchen
besonders willkommen
Die beiden Tagesmütter haben sich vorgenommen, auch Kinder zu betreuen, die einen nicht so einfachen Start ins Leben hatten, als Frühchen kamen oder Krankheiten haben und daher auf Medikamente angewiesen sind. „Jedes Kind hat eine Chance auf einen guten Start ins Leben verdient“, sagt Daniela Holterbosch.
Den beiden Tagesmüttern ist wichtig, dass sie und die Eltern die gleichen Werte vertreten. Nur so können sich die Kinder auch wohlfühlen. Für einen respekt- und würdevollen Umgang sei es wichtig, Eltern und Kindern auf Augenhöhe zu begegnen und durch das vorbehaltlose Wertschätzen eines jeden Einzelnen die Chancen der Vielfalt optimal zu nutzen.
In diesen Tagen gehen die Entscheidungen über die Vergabe der Kindergartenplätze an die Familien. Dann werden auch in der Villa Sternchen die Anfragen für das nächste Kita-Jahr eingehen. Schon jetzt gebe es immer wieder Anfragen. Die Nachfrage mache sie schon auch stolz, denn es zeige, dass sie einiges richtig machen, sagt Daniela Holterbosch. Aber das spürt sie auch an den Reaktionen der Kleinen. Was die Kinder einem zurückgeben würden, sei einfach ehrlich. „Es macht mir jeden Morgen wieder Freude herzukommen.“