Theater: Aus Love-Story wurde Krieg der Welten
Auf viel Beifall stieß die Komödie „Küss langsam“ im Forum Corneliusfeld.
St. Tönis. Für einen knallharten Action-Schinken braucht man keine große Leinwand. Es genügen zwei — gute! — Schauspieler und ein Techniker, der 40 Einspieler und 80 Lichtwechsel rechtzeitig vornehmen kann.
Das reicht, um das Kino im Kopf der Besucher im Forum Corneliusfeld so in Schwung zu bringen, dass sie mitgerissen sind, von der Action-Komödie „Küss langsam“, die hier am Donnerstagabend über die Bühne geht.
Wenn sich Jennifer und Michael Ehnert im Amtsgericht beim Warten auf den Scheidungsrichter vorstellen, wie die Action-Serie hätte weitergehen können, bei deren Dreharbeiten sich zwei Schauspieler drei Jahre zuvor auf den ersten Blick ineinander verliebt haben.
Hochdramatisch und lebensbedrohlich geht es da zu, wenn der „Bulle“ der Journalistin hilft, an hochbrisante Unterlagen zu einem Skandal zu kommen, in den es gleichermaßen um die Atom-, Bestechungs- und Bauthematik geht. Das übertragen die beiden Schauspieler mit Hilfe des Technikers so authentisch auf die Zuschauer, dass sogar auf Requisiten und Kostüme verzichtet werden kann.
Andererseits ist das Stück aus der Feder von Michael Ehnert, der auch schon für das Kom(m)ödchen und die Lach- und Schießgesellschaft geschrieben hat und für seine kabarettistischen Leistungen ausgezeichnet wurde, durchaus zum Lachen. Es geht um den Wahnsinn im Verhältnis der Geschlechter, der heute noch frisch und heiß verliebte Paare regelmäßig vor den Scheidungsrichter führt.
Die Kommunikationsprobleme werden vorgeführt, die Aggressionen, die man gegenseitig auslöst, die enttäuschten Erwartungen und Angst, die Erwartungen des anderen zu enttäuschen, sowie die vergeblichen Versuche, die Befindlichkeiten des anderen irgendwie unauffällig in den Griff zu bekommen. Und das Material, das die Journalistin zufällig zum Verhältnis der Geschlechter birgt, ist noch wesentlich brisanter als das zum Bau- und Atomskandal.
Da lachen die Tönisvorster sogar Tränen. Auch an Stellen wie der, an der „sie“ sauer ist, wenn „er“, die für „Spielchen“ gekauften, schwarzen Latexhandschuhe beim Wischen des Schlafzimmerbodens nutzt. Ihr Lachen klingt nicht so, als ob sie das alles nicht kennen würden. Sie lachten auch, um Distanz zu bekommen. Leider war das Forum nicht ausverkauft.
“ Nächste Vorstellung aus der Kabarettreihe des Stadtkulturbundes: 24. Mai 2013,/ 20 Uhr, Markus Krebs: Literatur unter Betäubung