Therapieprojekt aus Vorst: Schwerer Kampf gegen Aids
Ein Projekt der action medeor leidet unter dem ausgebrochenen Krieg im Kongo.
Vorst. Was es heißt, in einem Land zu leben, in dem gerade ein erneuter Krieg ausgebrochen ist, das musste Susanne Schmitz, Projektreferentin der action medeor, jetzt erfahren. Die 32-Jährige besuchte im Rahmen ihrer Arbeit für das Vorster Medikamenten-Hilfswerk Bukavu in Kongo. Dort betreibt action medeor in Kooperation mit dem Unternehmen "Pharmakina" ein HIV-Aids-Therapieprojekt, in dem Aids-Kranke versorgt werden. Das Gebäude befindet sich auf dem Gelände des Pharmazieunternehmens, zu dem auch ein öffentliches Aids-Testzentrum gehört.
Projektarzt Pierre Prince Lunjwire arbeitet dabei mit zwei Krankenschwestern und zwei medizinischen Helfern sowie zwei bis drei Laboranten zusammen. "Hauptsächlich sind Frauen in der Behandlung, wobei besonders versucht wird, bei Schwangeren die Übertragung auf das Baby zu verhindern", erklärt Schmitz.
130 Patienten, 90 davon Frauen, werden mit Aids-Medikamenten versorgt, die von Pharmakina hergestellt werden, versorgt. Schmitz lobte die Arbeit von Lunjwire, dem es nicht nur gelinge, hervorragende medizinische Hilfe zu leisten, sondern der auch das Vertrauen der Patienten habe.
Vor Ort wollte sich Schmitz aber nicht nur über diese Arbeit informieren. Eigentlich war geplant, weitere Gesundheitsstationen im Land zu besuchen. "Das war aber leider nicht mehr möglich.
Am 28. August brach nach einer achtmonatigen Waffenruhe erneut der Krieg zwischen den Rebellen und der kongolesischen Armee aus. Ich konnte Bukavu nicht mehr verlassen", berichtet sie. Sie traf sich mit weiteren Kooperationspartnern, weil eine Reise zu den Stationen zu gefährlich gewesen wäre.
"Ich bin beeindruckt, welch gute Arbeit unsere Partner dort leisten und war erschreckt, unter welchen schwierigen Bedingungen die Menschen dort leben", erzählt die action-medeor-Mitarbeiterin.
Die Schwierigkeiten werden sich häufen: Mit Ausbruch des Krieges sind schon 100.000 Menschen auf der Flucht. In Nordkivu brodelt es bereits und die Flüchtlinge ziehen Richtung Süden, unter anderem nach Bukavu, das am südlichen Ende eines Sees liegt.
Die Gesundheitsstationen haben ohnehin eh schon alle Hände voll zu tun, denn im Kongo hat die Regenzeit eingesetzt und das bedeutet, dass die Malaria wieder auf dem Vormarsch ist. Die Helfer werden hinsichtlich erschöpfter, verletzter und unterernährter Flüchtlinge noch mehr leisten müssen.
Zudem schätzt Schmitz, dass die Aids-Rate weiter ansteigen wird, denn bei den Konflikt-Parteien gehört Vergewaltigung zur Kriegsführung.
"Wir würden unserer Aids-Therapiezentrum in Bukavu gerne vergrößern. Aber um eine Versorgung von noch mehr Patienten gewährleisten zu können, brauchen wir mehr Geld", sagt Schmitz.
Der Erfolg des Zentrums spricht dabei für sich. An Aids erkrankte Frauen leisten Aufklärungsarbeit, und die Frauen konnten dank der modernen Medikamente wieder in die Lage versetzt werden, ihre Familien zu betreuen.
Ein seit Juni laufendes Mikrokredit-Programm hilft den Frauen zudem in Sachen selbstständiger Arbeit weiter. "Die gesamte Lage hatte sich stabilisiert, aber durch den Krieg ist eine neue humanitäre Krise ausgebrochen", sagt Susanne Schmitz erschüttert.