Tönisvorst: Anwohner-Ärger nach dem Regen: „Noch nichts gehört“

Mit dem Starkregen vom Juli befasst sich nun der Fachausschuss. Betroffene fühlen sich außen vorgelassen.

Tönisvorst. Die Trocknungsmaschinen im Haus von Karin Engelhart laufen noch. Dabei liegt der Tag, der ihren Wohnraum, ihre Honschaft Unterschelthof, ja den kompletten Stadtteil St.Tönis unter Wasser setzte, sieben Wochen zurück. Wochen, in denen sie und Nachbarn auf ermutigende Signale seitens der Stadt und Politik warteten. Sie tun es weiterhin.

Auf einen nur drei Tage später, also am 6. Juli eingereichten Bürgerantrag, unterzeichnet von Karin Engelhart und neun Nachbarn, hat Bürgermeister Albert Schwarz bisher nicht reagiert. "Schriftlich liegt uns nichts vor," sagt Karin Engelhart hörbar verstimmt. Außerdem hat sie festgestellt, dass dieser Antrag, in dem sie einen Notfallplan und eine Ausweitung der Rückhalteflächen und Kapazitäten der Pumpstationen einfordern, auf der Tagesordnung des Fachausschusses nicht auftaucht. Am 3. September, vier Tage nach der Kommunalwahl, kommt der Betriebsausschuss für den Städtischen Abwasserbetrieb zusammen.

In dieser Sitzung unter Vorsitz von Rolf Seegers wird es einen Sachstandsbericht zu den Ereignissen am 3. Juli geben. Eingeladen sind Referenten des Niersverbandes, des Wasser- und Bodenverbandes der Mittleren Niers und des Ingenieurbüros Augenvoort und Barth. Schriftliche Anlagen sind nicht angekündigt, also auch nicht der Bürgerantrag der Unterschelthofer.

"Da wird doch die Sache auf die lange Bank geschoben", sagt Karin Engelhart. Ihrer Meinung nach ist die Kapazität der Rückhalteflächen und Pumpstationen in Unterschelthof "bei den heutigen Klimaverhältnissen nicht ausreichend". Ein großes Problem sieht sie darin, dass bei großen Niederschlagsmengen nicht nur Regen-, sondern auch Abwasser im Fliethgraben versickert, wenn die Schieber der Station geöffnet werden. "Und wir versinken dann in Wasser und Sch..."

Niersverband und der Wasser- und Bodenverband Mittlere Niers hatten wenige Tage nach der Überflutung das "Land unter" mit "höherer Gewalt" begründet. Keine Abwasseranlage hätte diese Regenmengen aufnehmen können.

Als "Starkregen-Ereignis" behandelt die Stadtverwaltung die doppelte Gewitterfront, die die Städte Willich und eben auch Tönisvorst an jenem Juli-Freitag mit voller Wucht getroffen hat. Stadtsprecherin Catharina Perchthaler: "In den vier Stunden sind 100 Millimeter Niederschlag gefallen. Normal sind 750 Millimeter - pro Jahr". Warum der Bürgerantrag aus Unterschelthof nicht auch Bestandteil der Ausschuss-Beratung ist, erklärt Catharina Perchthaler so: "Bürgeranträge, die nach Paragraf 24 gestellt werden, gehen erst in den Rat. Dort wird entschieden, ob das Thema im Rat oder im jeweiligen Fachausschuss erörtert wird." Das sei der korrekte Verfahrensweg.

An Karin Engelhart und ihre Nachbarn werde, so Perchthaler, in der nächsten Woche "eine Zwischennachricht gehen", wie mit ihrem Antrag verfahren werde.

Die nächste Tönisvorster Ratssitzung ist am 10. September.