Tönisvorst Tönisvorst: Auf der Suche nach Wohnbauland
Tönisvorst · Im Zuge des Projektes „Mehr Wohnbauland am Rhein“ der Bezirksregierung spielt der Haltepunkt in St. Tönis eine Rolle.
„Mehr Wohnbauland am Rhein“ – mit diesem vor etwa einem Jahr aufgelegten Programm versucht das Land der Wohnraum-Knappheit in der Region beizukommen. Nach rund zwölf Monaten der Analyse hat die Bezirksregierung nun eine Ideensammlung mit potenziellen Flächen, die Bauland werden könnten, zusammengestellt. „Rund 100 neue Flächen (rund 1500 Hektar) könnten künftig Wohnbauland werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Düsseldorfer Behörde.
Unter diesen dort aufgeführten Flächen finden sich auch zwei Areale auf Tönisvorster Stadtgebiet. Dabei geht es um 28 Hektar am inaktiven Bahnhaltepunkt Benrad (St. Tönis-Nord) und um 36 Hektar zwischen St. Tönis und Forstwald (Laschenhütte). Beide Flächen haben nach Angaben der Bezirksregierung mit 39,6 (Benrad) und 39,8 Punkten (Laschenhütte) in der Analyse ordentliche Werte erreicht. Es habe durchaus Sinn, diese Flächen im Regionalplan zu Bauland zu machen, um verhältnismäßig zügig Wohngebiete entstehen zu lassen. Genau das ist Ziel des Landesprojektes.
„Grundsätzlich begrüßen wir das Vorgehen des Landes. Wir kommen gerne mit dem Ministerium ins Gespräch – und haben dies auch getan“, kommentiert Tönisvorsts Bürgermeister Thomas Goßen den aktuellen Stand des Verfahrens. Im Zusammenhang mit der Idee Benrad freut sich Goßen über die Unterstützung der Bezirksregierung. „Dass wir dort etwas machen wollen, ist ja bekannt. In den Gesprächen mit dem Land haben wir für Benrad geworben“, so der Bürgermeister.
Aus Sicht der Stadtverwaltung hätte die Entwicklung eines Wohngebietes am inaktiven Haltepunkt den Charme, dass sich die Chancen erhöhen könnten, diesen Haltepunkt wieder zu aktivieren. Das ist schon seit längerem das Ziel von Politik und Verwaltung in Tönisvorst. „Eine direkte Zuganbindung nach Düsseldorf wäre für die Stadt ein großer Gewinn“, so Goßen. Bislang rauscht der Niers-Express zwischen Kleve und Düsseldorf nur am Benrader „Bahnhof“ vorbei. Die nächsten Haltestellen für die Tönisvorster sind in Kempen und Krefeld.
Viel defensiver betrachtet Thomas Goßen den Düsseldorfer Vorschlag, die 36 Hektar in Laschenhütte in das Projekt einzubeziehen. „Es besteht ein politischer Beschluss, dass die Stadt Tönisvorst in diesem Bereich kein Wohnbauland entwickeln will“, sagt der Bürgermeister. Dieser Beschluss von vor etwa zehn Jahren orientiere sich am Bürgerwillen. Daran soll sich aus Sicht des Bürgermeisters auch nichts ändern. Nichtsdestotrotz habe die Bezirksregierung das Areal nun als potenzielles Wohnbauland erkannt. Daher werde die Stadt Tönisvorst innerhalb des Prozesses Gespräche führen – mit der schon erwähnten Ausrichtung, wie der Bürgermeister betont.
Im Zuge des Projektes „Mehr Wohnbauland am Rhein“ hat das Land NRW auch weitere Gebiete im Kreis Viersen unter die Lupe genommen. Mit dem Ergebnis, dass sich in Kempen, Grefrath und Willich keine großen Potenziale finden, um zügig Bauprojekte umsetzen zu können. Den Kempener Westen schließt die Analyse aus, weil dies zu lange dauern würde. Bekanntlich ist die Stadt Kempen selbst schon dabei, dort ein großes Wohngebiet mit bis zu 1000 Wohneinheiten zu entwickeln. Dort wird aber wohl bis etwa Mitte der 2020er Jahre kein Bagger rollen. Erwähnt wird in der aktuellen Analyse aber eine kleinere Fläche in St. Hubert (Burgfeld), die im Zuge eines Flächentausches mit der Aldekerker Straße zu Bauland werden könnte (die WZ berichtete).
In Willich sieht die Bezirksregierung aktuell kein zügiges Entwicklungspotenzial. Aufgeführt werden unter anderem Areale in Willich-Mitte, Anrath-Darderhöfe und Schiefbahn-West - allesamt entsprechen nicht den Kriterien von „Mehr Wohnbauland am Rhein“. In der Stadt Willich selbst liegen die Planungs-Prioritäten derzeit ohnehin woanders. Insbesondere die Entwicklung der Katharinenhöfe auf dem Areal des ehemaligen Hospitals soll forciert werden.
Auf Ebene der Bezirksregierung geht das groß angelegte Projekt am 27. Juni mit einer Sitzung des Regionalrates weiter. Dort wird über entsprechende Regionalplanänderungen abgestimmt. Danach wird die Behörde mit den einzelnen Kommunen Kontakt aufnehmen.