Tönisvorst: Chef steht auf der Straße

Der Müllentsorger wird „geschluckt“. Hermann-Josef Gerke spricht von „feindlicher Übernahme“.

Tönisvorst. Den Namen trägt das Unternehmen noch, seinem Namensgeber gehört es bald nicht mehr: Die Städtereinigung Gerke mit Sitz am Lenenweg im Gewerbegebiet Tempelshof wird verkauft. An die Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN), eine hundertprozentige Tochter der Stadtwerke Krefeld.

Der Deal ist in trockenen Tüchern, zustimmen müssen noch der Krefelder Stadtrat am Donnerstag Abend in nichtöffentlicher Sitzung und das Land Nordrhein-Westfalen.

"Nein, das Ganze ist gegen meinen Widerstand geschehen. Es war eine feindliche Übernahme", sagt Hermann-Josef Gerke der WZ. Eine gewisse Bitterkeit in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Er hatte die Führung des elterlichen Betriebs 1975 übernommen.

Was ist geschehen? Da war die Abgabe der ersten Anteile im Jahr 1994. Damals gingen 49 Prozent des Unternehmens an den Viersener Müllriesen Trienekens. Der Anteil ging dann später an RWE, dann an die Stadtwerke Krefeld.

Von den restlichen Anteilen hielt Hermann-Josef Gerke 24 Prozent, 27 lagen bei Teconata, einer Art Briefkastenfirma, so Gerke. Wie seine Entmachtung vor sich ging, erzählt Gerke nicht. Aber: "Mein 30 Jahre alter Geschäftsführervertrag war aus heutiger Sicht nicht wasserdicht." Er wurde abgewählt - und am 18. Mai dieses Jahres stand der Betrieb ohne seinen langjährigen Chef da.

Der versuchte, für seine Leute das Mögliche rauszuholen. Die zehn kaufmännischen Mitarbeiter müssen nach der Übernahme bis zum 31. Dezember 2010 weiter beschäftigt werden. Laut Gerke ein Aufschub: "Ob sie gebraucht werden, wenn die Firma mal umzieht...?" Weniger düster sehe es für die 70 gewerblichen Mitarbeiter aus. Die würden ohnehin gebraucht.

Was man von Hermann-Josef Gerke nicht sagen kann. "Ich hätte gerne noch fünf oder sechs Jahre gemacht", betont er. Was die Reinigungsbranche angeht, hat er mit Inkrafttreten der Übernahme ein zweijähriges Wettbewerbsverbot. So lange hat auch die EGN die Namensrechte mitgekauft.

"Ich bin auf der Suche, habe aber momentan keine Idee, wo es hingeht", sagt der 54-Jährige. Er fühle sich zu jung, um sich aufs Altenteil zu setzen.

Gibt es Dinge, auf die er gerne zurück blickt? "Ja. Da war 1975 die Einführung der großen Tonnen, für die Mitarbeiter eine große Erleichterung." Und dann war da 1996 der große Konvoi nach Düsseldorf, im Kampf um das Tönisvorster Krankenhaus. In diesen hatte sich der Unternehmer immer wieder eingebracht. Aber das ist eine andere Geschichte.