Tönisvorst: Die Grünen sind zerrissen
Die Alt-Vorderen der Partei sind nicht mehr länger im Vorstand. Neue Mitglieder haben dort die Macht übernommen.
Tönisvorst. Vor einem halben Jahr hat Peter Lindackers noch gejubelt: Innerhalb kurzer Zeit hatte sich die Mitgliederzahl von Bündnis90/ Die Grünen von anfangs 18 mehr als verdoppelt. "Fürs Superwahljahr 2009 sind wir gut aufgestellt", betonte damals der Tönisvorster Grünen-Sprecher.
Heute sieht er die Sache ganz anders: Völlig entnervt von internen Querelen hatten er und andere Mitglieder des geschäftsführenden Vorstandes vor Wochen ihren Rücktritt erklärt. Bei der folgenden Mitgliederversammlung wurden nun sämtliche "alten Kämpen" der Partei ausgebootet.
Ob Lindackers, Edith und Klaus Furthmann, Barbara Juch, Herbert Gerland oder Herbert Derksen - keiner der Alt-Grünen ist mehr im Vorstand vertreten. Deren neue Sprecher heißen Jürgen Cox und Elisabeth Schwarz.
Ersterer ist ehemaliger Juso-Vorsitzender und SPD-Ratsherr. Elisabeth Schwarz ist Ehefrau des früheren Fraktionschefs der Grünen, Helge Schwarz. Der war 2004 im Streit von den Grünen zu den Roten gewechselt und ist heute Vorstandsmitglied der SPD.
Neu bei den Grünen und im Vorstand ist Kassierer Kurt Wittmann, Beisitzer Thomas Etzmus war als Neuling vor einem halben Jahr in den Vorstand gekommen. Schon seit Jahren Mitglied ist lediglich Beisitzerin Gabi Fiedler.
Umsturz oder normaler demokratischer Vorgang? Hier gehen die Meinungen auseinander. Für Jürgen Cox haben die Alt-Grünen "zu lange im eigenen Saft geschmort". Er sei angetreten, um mit seiner Mannschaft für "frischen Wind" zu sorgen.
Die SPD habe er vor zweieinhalb Jahren verlassen, da er mit der unsozialen Bundespolitik der Partei unzufrieden gewesen sei. Bei den Grünen sei er seit etwa einem Jahr. Und ja, er habe seitdem einige neue Mitglieder geworben - wie viele genau, wisse er nicht mehr.
Peter Lindackers und Edith Furthmann fühlen sich von der neuen Garde überrollt. "Eine Zusammenarbeit mit ihnen war nicht möglich", sagt Lindackers. Details zu den internen Machtkämpfen wollte er auf WZ-Anfrage aber nicht nennen.
Klar ist: Der Versuch von Derksen und Furthmann, die Machtübernahme durch Cox und Schwarz zu verhindern, scheiterte: Sie erhielten nur "etwa acht Stimmen" (Cox), die Gegenseite konnte 20 Ja-Stimmen für sich verbuchen.
Wie geht’s nun weiter? "Wir blicken in die Zukunft", sagt Cox, der gerne in den Stadtrat gewählt werden möchte. Peter Lindackers dagegen hat kaum Hoffnung. "Kommunalpolitik sollte noch Spaß machen, aber das war bei den Grünen zuletzt nicht mehr der Fall."