Schiefbahn: Das perfekte Schüler-Menü

Pestalozzi-Schüler dünsten, dämpfen und blanchieren – sie kochen jeden Tag ein Mittagessen für bis zu 50 Mitschüler.

Schiefbahn. Kaum zu glauben, aber wahr: Da führt Schulleiter Ulrich Plöger seinen Gast von der WZ höchstens zehn Minuten lang durch die neuen Koch-, OGS- und Werkstatträume, da ist es schon passiert: 40, 50 appetitliche Obstspießchen türmen sich auf Servierplatten, fertig bespickt mit Apfel- Birnen-, Ananas- und Traubenstückchen. Sogar Papaya und Khaki sind verarbeitet worden.

Bis auf die Schokoladenverzierung ist das Dessert des Tages also bereit, aufgetischt zu werden. "Wie, schon fertig?" Die Verblüffung des Gastes amüsiert die Mädchen der Dienstags-Kochklasse allenfalls: Denn sie wissen, was sie tun und zu tun haben.

Anne Lenzen-Becker ist stolz auf ihre Schülergruppen und darauf, was sie vormittags zwischen Backofen, Herdplatte und Spüle vollenden: "Auf jeder Fortbildung ernte ich Applaus, wenn ich erzähle, dass unsere Schüler jeden Tag ein komplettes Essen für 40, 50 Schüler zubereiten. Das schafft ringsum keine andere Schule."

Jahrelanger Hauswirtschaftsunterricht hat die Kinder der Förderschule gelehrt, mit Messern und Materialien, Rezepten und Zutaten richtig umzugehen. Anne Lenzen-Becker: "Mit unseren frischen, gesunden Zutaten verderben wir Eltern Dosen-Essen und Fast-Food. Viele der Schüler holen sich hier beim Kochen Akzeptanz und Selbstbewusstsein. Sie kochen die Rezepte für ihre Eltern und Geschwister zu Hause nach."

Petra, 13 Jahre, beispielsweise: "Am liebsten mag ich Spaghetti Bolognese." Das Rezept hat sie im Kopf. Eine weitere ihrer Spezialitäten: "Gekochte Nudeln in der Pfanne knusprig werden lassen, dann Ei darüber und mit Salz und Pfeffer würzen. Mmmhh!"

Wie Petra heftet auch Patricia alle Kochvorgaben in einer Kladde ab. Denn bevor es losgeht, lesen alle gemeinsam den Ablaufplan des Tages durch: Welche Arbeitsgeräte braucht man? Welche Zutaten für wie viele Personen? Und wie wird’s gemacht? Dazu gibt’s Tipps zu Würze oder Beilagen. Diesmal kommt "Kistella’s Super Tomatensuppe" auf den Tisch, nach Roman Kistella, der mit Anne Lenzen-Becker und Jahrespraktikantin Madeleine Ehrig die Kochgruppe an diesem Tag betreut.

Der Menü-Plan für die Woche ist vorbereitet. Vorlieben der Schüler werden berücksichtigt. Kistella’s Super Tomatensuppe mit Knoblauch-Brot ist als Hauptgericht zwischen Bohnentopf (Montag) und Himmel und Ääd (Mittwoch) platziert. "Fisch und Fleischgerichte bieten wir ausgewogen an", so Lenzen-Becker. Hygiene, sagt sie, sei wichtig beim Kochen. Saubere Arbeitsflächen, saubere Geräte - darauf achten die Jungköche.

Der Biomüll kommt auf den Kompost, der Kompost aufs Beet. "So ist bei uns auch der Naturkreislauf erlebbar." In der neuen Schulküche herrschen optimale Bedingungen.

Optimal läuft es auch, wenn es nette Worte der Mitschüler für die Menüs gibt. Anne Lenzen-Becker: "Das größte Kompliment ist, wenn die anderen Kinder nach dem Essen nach dem Rezept fragen." Apropos Kompliment: Das könnte nächste Woche auch noch von ganz anderer Seite kommen. Nächsten Dienstag werden die Preisträger des Umweltschutzpreises 2008 der Stadt Willich bekannt gegeben. Sollte der Name "Pestalozzischule" fallen, dürfte ein Festessen fällig sein.