Neersen: Schwere Kost in der Kirche

Die Gruppe „Lampenfieber“ führte Shakespeares Sommernachtstraum in Neersen auf.

Neersen. Bei ungemütlichem Herbstwetter präsentierte die Theatergruppe "Lampenfieber" jetzt in der evangelischen Kirche die Komödie "Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare. Obwohl die Übersetzung von Frank Günther bekannt ist für ein relativ modernes Deutsch, war es insgesamt schon recht schwere Kost, die da serviert wurde.

Regisseur Gert Leibl, der die Theatergruppe in der evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Garath betreut und auch selbst begeistert mitspielt, war sich im Klaren darüber, dass der Inhalt der Komödie ziemlich kompliziert ist. Er hatte deshalb eine gute Idee: Bevor sich der Vorhang öffnete, rief er die wichtigsten Akteure auf, die von ihren Rollen berichteten und sich vorstellten. Dabei wurde schnell deutlich: Es geht vor allem um das Verhältnis zwischen Mann und Frau.

Für emanzipierte Frauen von heute wohl ziemlich schockierend, wie sich Helena (Conny Horhäuser) dem Demetrius (Arnim Thakkar-Scholz) unterwarf, der von ihr absolut nichts wissen wollte. Andreas Beaugrand war einer der bemerkenswertesten Akteure - er trat als Herzog Theseus auf, aber mit bauchiger Gestalt und reichlich verwirrt, auch als Oberon, König der Elfen - eine Charakterrolle, die ihm auf den Leib geschrieben zu sein scheint.

Nicht nur die Elfen nutzen den ganzen Kirchenraum für ihr Schauspiel. Das Bühnenbild war schlicht - den Wald bildeten einige grüne Sonnenschirme. Ein dunkelroter Schirm sorgte für unfreiwillige Komik, weil er immer wieder umstürzte. Grüner Teppichboden und grüne Teppiche mit Blumenmuster sorgten für Wald-Atmosphäre. Die Elfen standen für Aberglaube und Magie, Puck, der Hofnarr (Nadine Peltzer) für Ausgelassenheit - passend zur Zeit der Johannesnacht vom 23. auf den 24. Juni.

Die Zuschauer erlebten dumpfe Handwerker, die ein Theaterstück im Wald einübten und wunderten sich über eine Zauberei, die Menschen zu Objekten der Begierde werden ließ, die ohne diesen Zauber nichts miteinander zu tun haben wollten. Dies führte zu heftigen, temperamentvollen Szenen - so verstößt Lysander (Thorsten Noack) die schöne Hermia (Sonja Clasen-Bonde), die viel Mut aufbringen musste, um den ihr zugedachten Partner abzulehnen.

Das bunte Völkchen der Laienschauspieler, die sich im Wald trafen, trug zur Heiterkeit bei - nach zweieinhalb Stunden gab es sogar ein Happy-End. Aus einem Hochzeitspaar sollten drei werden, der Zauber hatte seine verwirrende Wirkung längst eingebüßt. rudi