Willich investiert weiter
Die Stadt baut weiter Schulden ab. Die Folgen der Finanzkrise sind aber schon spürbar.
Willich. Die Hiobsbotschaften reißen nicht ab: Weltweite Finanzkrise, Rezession, Bankenpleiten, Verlust von Arbeitsplätzen, drohende Weltwirtschaftskrise. Eine kleine Stadt am Niederrhein scheint diesen Gefahren unbeeindruckt zu trotzen: Ihr Haushaltsentwurf 2009 ist in Ertrag und Aufwand ausgeglichenen.
Es wird sogar ein (kleines) Plus erwirtschaftet, das das Eigenkapital erhöht - und ganz nebenbei verzichtet das Städtchen auf neue Kredite, baut stattdessen Schulden ab. Ticken die Uhren hier etwa anders? "Es wäre schön, wenn es so wäre", antwortet Willichs neuer Kämmerer Willy Kerbusch.
"Die Finanzkrise mit ihren konjunkturellen Auswirkungen wird auch uns treffen!" betonte er gestern Abend, als er dem Stadtrat den Haushaltsentwurf vorlegte. Sinkende Gewerbesteuereinnahmen, Schwierigkeiten bei Grundstücksverkäufen, steigende Sozialleistungen - das sind die Gefahren, die Kerbusch und Geschäftsbereichs-Leiterin Maria Feiter am Horizont sehen.
Wenn man unbeschadet durch die Rezession kommen wolle, müsse man beginnen, den Haushalt auf hohem Niveau zu festigen, appellierte der Kämmerer an die Adresse der Politik.
Vergleicht man Willich mit vielen Nachbarstädten, stellt man fest: Die Standards sind hier extrem hoch, Schulen, Kultur, Sport- und Freizeitstätten sind exzellent ausgestattet. Die Stadt leistet sich sogar manchen Luxus, etwa den, in den Klassenräumen täglich putzen zu lassen - Schüler in Mönchengladbach kennen so etwas nur vom Hörensagen.
Nach Ansicht des Kämmerers wird man sich aber künftig einiges nicht mehr leisten können. Kerbusch mahnt eine ernsthafte Diskussion über diesen Punkt an, denn "ansonsten kann der Willicher Haushalt schon ab 2010 nicht mehr die vom Stadtrat gesetzten Vorgaben einhalten".
Dass die Rezession in Willich ankommt, ist schon heute zu spüren. Kerbusch berichtete von einem großen Werkzeug-Hersteller, der in Münchheide ein Grundstück kaufen wollte. Der Vertrag war perfekt, doch dann machte die Firma einen Rückzieher: Der Auftragseingang war innerhalb weniger Wochen um 70 Prozent eingebrochen.
Dennoch: Das Willicher Erfolgsgeheimnis ist bis heute die gute Mischung mittelständischer Firmen in ihren Gewerbegebieten. Das hat der Stadt innerhalb von acht Jahren eine Verdoppelung der Gewerbesteuereinnahmen auf jetzt 35,5 Millionen Euro beschert.
Der Schuldenstand beträgt im neuen Haushalt 22,8 Millionen Euro - fast zwei Millionen weniger als 2008. Diesen Weg will die Stadt konsequent weiter gehen. "Bis etwa 2020 soll Willich schuldenfrei sein", betont Maria Feiter. Um dieses Ziel zu erreichen, so ergänzt Willy Kerbusch, könne man sich teure Projekte wie ein Medienzentrum im Moment nicht leisten:
Die Folgekosten seien zu hoch. Aus ähnlichen Gründen hat er zwei Wünsche der Politik nicht in den Haushalt aufgenommen: Der Neubau der Sportanlage St.Bernhard und die Sanierung des Adenauer-Parks. "Neue Ausgaben sind nur möglich, wenn an anderer Stelle eingespart wird", erklärt Kerbusch.
Investiert wird trotzdem: Insgesamt über drei Millionen Euro fließen ins Freibad der "Bütt" (davon 1,4Millionen im nächsten Jahr), über vier Millionen Euro werden bis 2012 ins St. Bernhard-Gymnasiums gesteckt.
Nach Beratung in den Fraktionen soll der Haushalt kurz vor Weihnachten verabschiedet werden.