Tönisvorst: Grünabfall nur für Kompost viel zu schade
Die Tönisvorster Politik informierte sich über den Einsatz von Biogas. Eine bessere Verwertung soll abgestimmt werden.
Tönisvorst. Lassen sich die Grünabfälle der Tönisvorster Haushalte und das gemähte Straßengrün von den städtischen Flächen vor der Kompostierung anderweitig nutzen? Kann zum Beispiel durch einen Vergärungsprozess Gas und somit Bioenergie erzeugt werden? Im Prinzip ja, würde die Antwort von Radio Eriwan lauten. Aber der Weg dorthin dürfte schwierig und auch teuer sein. Darüber wurde jetzt im Bau-, Energie-, Umwelt- und Verkehrsausschuss diskutiert.
Für die Diskussion hatten sich Bündnis 90/ Die Grünen stark gemacht und auch einen Referenten gewonnen: den Geschäftsführer des Witzenhausen-Institutes, Diplom-Ingenieur Thomas Raussen. Er referierte über die Bioenergienutzung im ländlichen Raum.
Der Experte ist sich sicher, dass die Bioenergie noch im Jahr 2050 eine wichtige Rolle spielen wird und dass die Verarbeitung der Biomassen kein Auslaufmodell sei. Schon jetzt gebe es immer mehr landwirtschaftliche Biogasanlagen, würden große Mengen landwirtschaftlicher Rohstoffe in Gas oder Strom umgewandelt. Entweder könne das bei einer Vergärung entstehende Biogas für die Stromerzeugung genutzt oder - auf Erdgas-Qualität gebracht - in das kommunale Netz eingespeist werden.
Die irrtümlich als "Abfall" bezeichneten Bioprodukte hätten es in sich. So könne zum Beispiel aus einer Tonne Grün Gas für eine 1.200 Kilometer lange Autofahrt gewonnen werden. Nach der Vergärung könne immer noch die stoffliche Verwertung zu Kompost erfolgen.
Bürgermeister Thomas Goßen erinnerte daran, dass die Stadt Tönisvorst lediglich für das Einsammeln der Bio-Abfälle zuständig sei. Die Verwertung liege beim Kreis Viersen, der bislang nur eine Kompostierungsanlage betreibe.
"Ohne in Goldgräberstimmung zu verfallen, sollte die Verwaltung mit dem Kreis reden und einen Fahrplan hin zu einer effektiveren Verwertung aufstellen", wünschte sich Johannes Funck (SPD). Dem schloss sich der Ausschuss an.
"Wir können dem Kreis nicht die Vergärung vorschreiben", meinte Barbara Juch (GUT). Bis zu einer Optimierung brauche man einen langen Atem. Die Vorlaufzeit zum Bau einer entsprechenden Anlage betrage nach Ansicht von Thomas Raussen "ein bis zwei Jahre."
Rolf Seegers (SPD) sah schon ein Problem bei der Organisation der Abfallströme: "Wer sammelt zum Beispiel das abgemähte Straßengrün oder den Strauchschnitt ein und bringt es dahin, wo es hingehört?" Jedenfalls würde der Ausschuss eine bessere Verwertung der entsprechenden Grünabfälle begrüßen.