Verein „Oase des Friedens in Burundi“ Vorster Verein unterstützt behinderte Kinder in Ostafrika

Vorst · „Oase des Friedens in Burundi“ kümmert sich um das Zachäushaus.

Michael von Ameln, Sebastian Boekels, Ludwig Kamm, Schwester Josephine und Lothar Kolanus (v.l.) stellten das Engagement in Burundi vor.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

. Sie heißen Florence, Claude oder Innocent, und sie sind mit Fehlbildungen geboren, von einem Auto angefahren worden oder auf eine Mine getreten. Weil sie in Burundi leben und mit ihrer Behinderung keine Feldarbeit leisten können, können sie nicht zum Einkommen der Familie beitragen – deshalb haben ihre Eltern sie verstoßen.

„Eine Operation, die oft dazu führt, dass die Kinder und Jugendlichen wieder laufen und damit auch arbeiten können, kostet in Burundi 200 bis 300 Euro. Das können sich die Familien aber nicht leisten“, berichtet Sebastian Boekels, Arzt aus Vorst und Mitglied des neuen Vereins „Oase des Friedens in Burundi“. Der Verein setzt das Lebenswerk des pensionierten Vorster Pfarrers Ludwig Kamm fort, der seit fast 30 Jahren Spenden für das Zachäushaus im burundischen Gitega sammelt, in dem Florence, Claude, Innocent und 100 andere Körperbehinderte zwischen vier und 25 Jahren leben, arbeiten, eine Ausbildung und vor allem eine Chance bekommen.

„Fast jeder von uns war bereits einmal mit Ludwig Kamm in Burundi und kennt das Zachäushaus“, sagt Michael von Ameln, Vorsitzender von Oase des Friedens. „Wer einmal dort war, wer die Kinder kennengelernt und ihre Geschichte gehört hat, den lässt das nicht mehr los“, sagt der Vorsitzende, dem es wichtig ist, dass das Haus, das von Schwestern der Ordensgemeinschaft Bene-Tereziya geleitet wird, erhalten bleibt.

Gut 50 Besucher sind ins Haus Vorst gekommen, wo der Verein sich und die Arbeit im Zachäushaus vorstellt. Unter den Ehrengästen ist neben Pfarrer Kamm Schwester Josephine Toyl, studierte Theologin und Generaloberin der Schwestern in Gitega. Sie erzählt, dass die Schwestern die Kinder oft von der Straße ins Behindertenzentrum holen. „Bei uns bekommen sie drei Mahlzeiten am Tag, ein Bett, medizinische Versorgung und eine Ausbildung. Viele Kinder können in die Schule gehen, andere werden im Haus unterrichtet“, berichtet Josephine.

Auch eine Näherei und eine Schreinerei hat das Zachäushaus, in dem die Jugendlichen ein Handwerk lernen, um später selber für sich sorgen zu können. „Einige unserer ehemaligen Kinder besuchen die Universität, auch das finanzieren und begleiten wir.“ Etwa 40 000 bis 50 000 Euro Spenden brauche das Haus, um sich zu finanzieren, so Pfarrer Kamm. Für die Operationen werde zusätzliches Geld benötigt. Einen Teil erwirtschaften Schwestern und Bewohner selbst, indem sie die Arbeiten aus Näherei und Schreinerei sowie einen Teil der Ernte verkaufen. „Wir bewirtschaften 20 Hektar Land“, sagt Schwester Josephine. Damit sei das Behindertenzentrum Arbeitgeber für viele Landwirte.

Pfarrer Kamm, der 26-mal im Zachäushaus war, das Projekt seit der Grundsteinlegung 1991 betreut, in der Vorster Pfarre St. Godehard unermüdlich Spenden für das Haus sammelt und für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, freut sich über die Vereinsgründung. „Es ist gut, dass sich jetzt Jüngere im Verein engagieren und das Zachäushaus eine Zukunft hat“, sagt der 71-Jährige. Tatsächlich ist das Behindertenzentrum auf Spenden angewiesen. Weder vom Orden noch vom Land gibt es eine finanzielle Unterstützung. Burundi gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, die Korruptionsrate ist extrem hoch und die Sicherheitslage schwierig.

Die Unabhängigkeit Burundis, das bis 1961 belgische Kolonie war, begann mit einem Mord: Wenige Wochen nach der Wahl wurde Regierungschef Louis Rwagasore ermordet –der Auftakt für jahrzehntelange Machtkämpfe zwischen Hutu und Tutsi. Heute hat Burundi offiziell eine demokratische Regierung, tatsächlich aber ist Pierre Nkurunziza seit 2005 an der Macht, obwohl er laut Verfassung 2015 nicht erneut hätte kandidieren dürfen. wic