Verstärkung: Neue Feuerwehrleute dringend gesucht

Die Wehr braucht Freiwillige. Ein Flugblatt macht Reklame.

Tönisvorst. Zwei Menschen in der gleichen Stadt, zur gleichen Zeit. Der eine steckt gerade mit dem Kopf im Motorraum eines Wagens und schraubt, der andere blickt aus dem Fenster und sieht aus dem Nachbarhaus Rauch aufsteigen. Kurz, nachdem der eine zum Telefon gegriffen hat, um die Feuerwehr zu rufen, piepst am Gürtel des Mechanikers ein Funkempfänger — Einsatz für die Freiwillige Feuerwehr Tönisvorst. Für den einen endet die Beteiligung am Geschehen nun, der andere sprintet los und wird binnen acht Minuten vom Autoschrauber zum Feuerwehrmann.

Das ist die Geschichte, die ein Flugblatt der Feuerwehr erzählt, das seit kurzem im Stadtgebiet ausliegt. Es soll den Tönisvorstern die Arbeit der Feuerwehr erklären und um neue Mitglieder werben.

„Viele fragen sich immer, wie die Freiwillige Feuerwehr eigentlich funktioniert“, sagt Wehrmann Michael Steeg. Das neue Flugblatt soll da Abhilfe schaffen und Antworten geben. Etwa auf die Frage, ob denn bei einem Brand die Berufsfeuerwehr aus Krefeld kommt; Sie kommt nicht. Denn in Tönisvorst ist der Brandschutz in der Hand der freiwilligen Löschkräfte.

Der Hintergrund der jüngsten Werbeaktion ist ein ernster und betrifft alle Tönisvorster. Denn mittlerweile hat die Feuerwehr tagsüber Probleme, innerhalb der vom Gesetzgeber geforderten Zeit von acht Minuten genügend Personal an einer Einsatzstelle zu haben. Wehrleiter Rolf Peschken verbindet mit dem neuen Flugblatt daher eine besondere Hoffnung. „Wir wollen externe Feuerwehrleute gewinnen“, sagt er. Mit extern meint er Menschen, die sich neu dafür entscheiden, Mitglied der Feuerwehr zu werden.

Und um die zu gewinnen, möchte Peschken auch Barrieren abbauen. „Die Leute denken immer, nicht jeder könne in die Feuerwehr“, sagt er. Doch das stimme nicht. „Jeder kann reinkommen.“ Besonders in den Schulen möchte Rolf Peschken sich in den kommenden Wochen zeigen und für eine Mitgliedschaft in der Feuerwehr werben. „Vor den Herbstferien werde ich in die zehnte Klasse der Hauptschule gehen.“ Der Grund: Die Schüler sind in einem Alter, in dem sie nach abgeschlossener Ausbildung sofort in den aktiven Dienst übernommen werden könnten. Damit stünden sie Peschken schnell als Einsatzkräfte zur Verfügung.

Und um mehr Kräfte im Stadtgebiet zu haben, die tagsüber im Einsatzfall bereitstehen, wird vonseiten der Stadt auch versucht, freie Stellen mit Feuerwehrleuten zu besetzen. „Da ist man dabei, Leute zu finden“, sagt Peschken. Doch ganz leicht ist das nicht. Denn die Feuerwehrmitgliedschaft allein verhilft keinem zum Job. „Die Qualifikation als Facharbeiter steht immer im Vordergrund“, stellt der Wehrleiter klar.

Auch wenn Rolf Peschken hofft, mit dem Flugblatt und den Schulbesuchen neue Mitglieder zu gewinnen, bleibt er realistisch. „Richtig neue Feuerwehrleute zu gewinnen, ist schwer.“