Violinist Paul Rosner tritt in St. Tönis auf Mit Musik gegen den Krieg

St. Tönis · Violinist Paul Rosner ist Ukrainer mit russischen Wurzeln. Am Freitag tritt er in St. Tönis auf.

 Paul Rosner gibt am Freitag ein Konzert.

Paul Rosner gibt am Freitag ein Konzert.

Foto: Rosner

(br) Am Freitag, 24. Februar, jährt sich der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine zum ersten Mal. 365 Tage dauert der Krieg. „Das hätte ich vor einem Jahr nicht geglaubt“, sagt Paul Rosner, in Düsseldorf lebender Violinist aus der Ukraine mit russischen Wurzeln. Er wird am Freitagabend um 19 Uhr in der Cornelius-Kirche am Kirchplatz St. Tönis ein Konzert geben. Der Eintritt ist frei.

Die Musik ist seine Möglichkeit, das Schicksal der Menschen in der Ukraine nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und um Spenden zu bitten, mit denen die Pfarrgemeinde Projekte zugunsten der Ukraine unterstützen wird. Dies hat er seit Kriegsbeginn wiederholt getan, auch gemeinsam mit einem befreundeten Pianisten aus dem ukrainischen Lwiw. Außerdem hat er Wohnungen für Geflüchtete organisiert. „Natürlich ist das alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, bedauert Rosner. Aber dann erinnert er an einen Satz aus dem Talmud: „Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte.“

Rosner fühlt sich mit
Russland sehr verbunden

Paul Rosner ist in der westukrainischen Stadt Czernowitz geboren, Partnerstadt seiner Wahlheimat Düsseldorf. Zum Zeitpunkt seiner Geburt vor 75 Jahren gehörte die Stadt noch zur Sowjetunion. „Eine Vielvölkerstadt“ sei es gewesen, in der Deutsche, Juden, Polen, Rumänen, Ukrainer nebeneinander lebten. Bedeutende Persönlichkeiten stammen aus Czernowitz: Paul Celan und Rose Ausländer zum Beispiel und der Opernsänger Joseph Schmidt – Rosners Onkel. Als kleiner Junge begann Rosner, Geige zu spielen. Mit 25 Jahren verließ er Czernowitz, um in Moskau Geige, Bratsche, Klavier und Komposition zu studieren.

Mit Russland fühlt er sich sehr verbunden. „Ich bin nicht gegen Russland, sondern gegen das Putin-Regime“, präzisiert Rosner. Die Situation der Geflüchteten kann Rosner gut nachvollziehen. 1973 kam er mit seiner Familie als Vertriebener über Wien nach Deutschland. In Czernowitz hätte es für die Familie keine Zukunft gegeben. In Hannover legte Rosner eine Zusatzprüfung als Solist ab. Der Violinist spielte in verschiedenen Kammermusikensembles, lernte Herbert von Karajan kennen und spielte unter ihm. Angebote von großen Orchestern lehnte er ab. „Ich wollte selbstständig bleiben.“

Das Motto des Konzertabends in St. Tönis lautet: „Nach 365 Tagen mit Musik und Wort, Geste und Gebet dem Krieg trotzen“. Paul Rosner wird die Partita d-moll von Johann Sebastian Bach spielen. Bach komponierte das Stück für Violine nach dem Tod seiner Frau. Für Rosner ist dies eines der wichtigsten Stücke von Bach. Zwischen den einzelnen Sätzen der Partita wird Moderatorin Angela Krumpen Gespräche mit Paul Rosner
führen.