Von-mir-zu-Dir Willich Visionäre Gebraucht-Börse wird zehn Jahre alt

Schiefbahn · „Von-mir-zu-Dir-will-ich“ ist eine Online-Gebrauchtwaren-Börse. Kostenlos können hier Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, ein neues Leben finden. Das damals visionäre Projekt feiert zehnjähriges Bestehen.

Marita Gentsch (Mi.) hatte die Idee, Udo Lepke (re.) baute das Projekt aus und Thomas Ungermanns (li.) ist der neue Leiter. Lepke hält die ersten Protokolle einer Sitzung zum Projekt, Gentsch Screenshots der ersten Seite.

Foto: Sven Schalljo

Der berechtigte Stolz ist den Verantwortlichen des Projekts „Von-mir-zu-Dir-will-ich“ anzumerken. Zehn Jahre gibt es nun die Online-Tauschbörse unter dem Dach der Caritas, genauer: des Frewilligenzentrums, das letztlich zur Caritas gehört, allerdings von der Stadt Willich finanziert wird. „Wir hatten damals ein Möbellager. Da konnten Menschen ihre nicht mehr gebrauchten Möbel abgeben. Die wurden dann entsprechend gelagert und dann an Bedürftige ausgegeben. Dafür war aber viel Platz und noch mehr Muskelarbeit zum Ein- und Ausräumen vonnöten“, erinnert sich Marita Gentsch, die Initiatorin des Projekts, an die Anfänge.

Beides sei nicht mehr da gewesen, vor allem nachdem der damalige Organisator aus Altersgründen aufgehört hatte. „So suchten wir nach einer neuen Möglichkeit, die ohne eigenen Platz und ohne unsere Muskelkraft auskam. Ich kam dann auf das Internet, und das war damals noch eine durchaus herausfordernde Sache“, erzählt sie weiter.

Sie holte Udo Lepke ins Boot, der eine Website mit einer Art Online-Shop programmierte. „Damals war es noch eine ganz andere Zeit. Gerade ältere Leute, mit denen wir viel zusammenarbeiten, hatten noch keine Ahnung von Smartphones. WhatsApp war nicht so verbreitet wie heute. Ebay-Kleinanzeigen oder den Kleinanzeigen-Bereich von Facebook gab es noch nicht. Wir sind damals kontaktiert worden, sind raus gefahren, haben selbst Fotos der Dinge gemacht und sie eingestellt“, erinnert er sich.

Seitdem sei viel passiert. Lepke selbst beendete seine Tätigkeit für das Projekt mit dem 31. März. Seit 1. April ist sein Nachfolger Thomas Ungermanns ehrenamtlich hauptverantwortlich. „Heute läuft alles elektronisch. Wir bekommen die Fotos digital, lesen sie sofort ein, stellen die Produkte ein und den Kontakt zwischen Spender und Empfänger her“, erläutert er.

Über die Jahre sei das Projekt stetig gewachsen. „Wir haben in den zehn Jahren 1196 Anbieter gehabt, die 2643 Produkte eingestellt haben. Davon wurden 1319 über uns vermittelt. Viele weitere sind dann auf anderem Wege noch privat abgegeben worden. Aber natürlich konnte auch nicht alles vermittelt werden“, sagt Lepke.

„Das Projekt war damals in mehrerer Hinsicht visionär. Einerseits war das Internet gerade unter Senioren, die unsere Hauptzielgruppe sind, damals noch längst nicht so verbreitet wie heute. Außerdem ist es natürlich ein total nachhaltiges Projekt, denn Dinge werden wiederverwendet, statt sie wegzuwerfen. Auch Nachhaltigkeit war damals längst noch nicht das Thema, das es heute ist“, fügt Melina Friedrich, hauptamtliche Kraft im Freiwilligenzentrum, hinzu.

Eigentlich ist die Plattform dafür gemacht, Möbel weiterzugeben. „Ich erinnere mich aber: Der erste von uns vermittelte Gegenstand vor zehn Jahren war eine Waschmaschine“, erzählt Lepke lachend.

Das Projekt soll weiter
gehen und ausgebaut werden

Der engagierte Ehrenamtler, der beispielsweise auch in der Seniorenarbeit aktiv ist, wurde bei der Feierstunde auch mit einer großen Ehrung überrascht: Caritas-Vorstand Christian Schrödter verlieh ihm die Ehrennadel der Caritas in Silber. „Sie reden nicht nur, Sie machen auch und helfen den Menschen. Damit setzen Sie den Caritas-Gedanken perfekt um“, lobte dieser den Geehrten, der sich bedankte, aber das Lob abwiegelte. „Ich habe ein halbes Jahr nach meinen Ruhestand einfach eine Beschäftigung gesucht, und es war für mich das Selbstverständliche“, sagte er und versprach, „auch nicht ganz außen vor“ zu sein, sprich: bei Problemen weiterhin mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

Das Projekt soll weiter gehen und ausgebaut werden. „Wir sind keine Konkurrenz für Ebay-Kleinanzeigen und Co, denn bei uns treten die Anbieter nicht selbst als Verkäufer auf. Den ganzen administrativen Bereich, das machen wir alles selbst und helfen den Menschen. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal“, betont Ungermanns. Dessen ungeachtet wollen die Helfer künftig gern noch mehr Artikel verwalten und vermitteln, um Bedürftigen zu helfen und etwas für den Gedanken der Nachhaltigkeit zu tun.

(svs)