Vorst: Wer hat einen Plan?

Stadtplanung: Die Gestaltung des Ortskerns lockte rund 140 Besucher in den Saal von Haus Vorst.

Vorst. Man kann wirklich nicht sagen, dass die künftige Gestaltung des Ortskerns die Vorster kalt ließe. Im Gegenteil. Es waren sicher 140 Interessenten, die zur Einwohnerversammlung ins Haus Vorst gekommen waren, bei der das Thema erörtert wurde. Unter ihnen jede Menge St.Töniser, zumeist Politiker, die sich offenbar einen Überblick über die Stimmung im Dorf verschaffen wollten.

Was also soll’s geben in dem Dreieck zwischen Kuh-, Cleven- und Hauptstraße? Dieses Areal gehört bekanntlich der Kirche, die es - wer wollte es ihr verübeln? - für möglichst viel Geld verkaufen will.

Die Teilnahme abgesagt hatte die Gemeinnützige Wohnungsbau Genossenschaft des Kreises Viersen (GWG). Man finde das Verfahren merkwürdig, hieß es zur Begründung. Ursprünglich hatte die GWG Interesse bekundet, an dieser Stelle hauptsächlich Wohnbebauung zu schaffen. Ob sie weiterhin Interesse hat, blieb unklar.

Von Sachkenntnis geprägt: der Vortrag des Architekten Ludwig Thorissen, der gern mit seinem Kollegen Arthur Dahmen den Ortskern umgestalten würde. Er stellt sich sechs Doppelhäuser entlang von Kuh- und Hauptstraße vor, so genannte Stadthäuser. Entlang der Kuhstraße könne barrierefreies Wohnen stattfinden, betonte Thorissen. Der Plan sieht zudem 900 bis 1000Quadratmeter für Geschäftsfläche, zum Beispiel für einen Frischemarkt vor. Außerdem: rund 60 Stellplätze.

"Glauben Sie mir. Es geht mir um den Ort", betonte Ludwig Thorissen. "Ja, es gibt Löcher in Vorst. Es fehlt ein wenig an Geschäften. Aber das Dorf hat Qualitäten, die man nutzen kann." Investor für dieses Modell sollte im Übrigen der Willicher Christian Paschertz sein.

Seit rund zwei Wochen interessiert sich der Düsseldorfer Investor GR Immobilien für das rund 4000 Quadratmeter große Areal. Deshalb, so erklärte Kurt Viethen Fachbereichsleiter des Baudezernats bei der Stadt Tönisvorst, sei die Planung noch nicht so weit gediehen. Ob deswegen auch niemand von dem Unternehmen erschienen war?

So stellte Viethen das Projekt vor. Es sieht einen Einkaufsmarkt mit 1000 Quadratmetern Fläche vor, hinzu kämen nochmal zwei Solitärbauten, allerdings lediglich 40Parkplätze. Entlang der Kuhstraße könnte barrierefreies Wohnen entstehen.

"Es muss etwas geschehen", plädierte Bürgermeister Albert Schwarz leidenschaftlich. Vor sieben Jahren habe man zusammen gesessen und eine Planungswerkstatt ausgerichtet. Seitdem ist nichts passiert.

Wie reagierten die Vorster? Gemischt, wäre wohl die treffende Bezeichnung. "Wie wollen Sie das Problem der Emissionen in den Griff bekommen?", wollte Rudi Kaminsky vom Architekten Thorissen wissen. Der verwies auf dichte Fenster an der Hauptstraßenseite und Schallschutz durch die Baukörper selbst. "Was wird aus der alten Küsterei. Die muss doch erhalten bleiben", wollte Wolfgang Müller wissen. Die Bausubstanz sei sehr marode, wurde ihm signalisiert.

Den Bedenkenträger gab Joachim Berndt. "Wie sollen sie Licht auf die Balkone bekommen", fragte er und monierte gleichzeitig die "zu dichte Bebauung." "Das ist ja wie in Berlin. Nur Häuser und Innenhöfe." Außerdem lohne es sich in Vorst nicht, für 7000 Einwohner ein Geschäft zu errichten. Und: "Wer soll denn hierhin ziehen?" Selbstbewusstsein forderte hingegen Karl-Heinz Fruhen, seit 57 Jahren Vorster.

Für den Kirchenvorstand sprach Martin Dahmen. Und präsentiert den überraschten Anwesenden eine Planung aus dem Jahr 2007. Knackpunkt dabei war, dass das 15 Jahre alte Pfarrhaus der Abrissbirne zum Opfer gefallen wäre. Damals scheinbar gestorben, ähnelt die Planung der des Düsseldorfer Investors.

Gefragt ist jetzt - neben der Kirche - der Planungsausschuss, der die rechtlichen Grundlagen herstellen muss. Und die Investoren müssen sich erklären - wenn’s denn was zu erklären gibt.