Wenn der Beruf keinen Urlaub zulässt

Die WZ stellt Menschen vor, deren Anwesenheit zu jeder Zeit gefragt ist. Heute: Bestatter Hülsmann.

Willich. Für den Bestatter gibt es im Sommer keinen Urlaub. „Für uns gibt es nicht einmal Feierabend“, sagt Alfred Hülsmann, der das Bestattungsunternehmen J. Beenen zusammen mit seiner Frau Elisabeth Beenen-Hülsmann seit 1994 offiziell gemeinsam führt. 24 Stunden täglich, 365 Tage im Jahr, sind die beiden telefonisch erreichbar.

Alfred Hülsmann, Chef des Bestattungsunternehmens Beenen

Er erinnert sich noch an seinen Schwiegervater, von dem die beiden das Unternehmen übernommen haben. „Da musste wirklich immer jemand vor Ort sein.“ Seine Frau ist in den Beruf hineingewachsen, für ihn, der von einem Willicher Bauernhof mit Viehhaltung stammt, war das ebenfalls nichts Ungewöhnliches.

„Heute ist das besser geworden, mit den Mitteln der Telekommunikation und der Möglichkeit Anrufe aufs Handy weiterleiten zu lassen.“ Restaurantbesuche oder Spaziergänge in der Natur sind für ihn und seine Familie als Ausgleich vom Beruf durchaus machbar.

Hülsmann geht jeden Morgen in der Bütt schwimmen. „Ich empfinde es als Geschenk, gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage zu sein und genieße das bewusst. Das gibt mir viel Kraft, so in den Tag zu starten.“ Elisabeth Beenen-Hülsmann ist eine begeisterte Köchin und genießt Einkäufe am Markt oder direkt beim Bauern. „Wir haben uns zu Hause Ruhe-Orte eingerichtet“, sagt sie. Zum einen die Sauna, einen großen, gut ausgestatteten Entspannungsraum im Keller des Hauses.

Jobs ohne Urlaub

Zum anderen den Garten. Überall hört man das Wasser plätschernd von einem der drei mit Seerosen bewachsenen Teiche zum nächsten strömen. Ein grüner Raum, ein mediterraner Raum, Seerosen, eine Hütte mit Liegen — „wenn dann noch die Vögel zwitschern, kann ich gut abschalten“, sagt Hülsmann. „Dass das nötig ist, hat mir meine Frau beigebracht“, sagt er. „Sonst gerät man aus dem Gleichgewicht.“

Anlass, sich an kleinen Dingen zu freuen, liefert ihm auch sein Beruf. „Wenn einem die Menschen, so wie uns, so viele kuriose und leidvolle Dinge erzählen, dann entwickelt man eine entsprechende Haltung.“ Dinge, die man nicht gern einem Fremden erzählt, über die absolutes Stillschweigen bewahrt werden muss. „Die Menschen offenbaren einem die persönlichsten Dinge in der Trauer“, sagt er. Deswegen können Chef und Chefin bei vielen Kunden auch nicht von einem der insgesamt zehn Mitarbeiter vertreten werden, die ebenfalls alle anfallenden Arbeiten ausführen könnten.

Alfred Hülsmann

Wenn das Paar im Herbst für einige wenige Tage zum Wandern fährt, dann nicht weiter als bis ins Sauerland. „Dann sind wir wenn nötig in spätestens zwei Stunden wieder zu Hause“, sagt er. Denn ob in einer Woche mal wenig zu tun ist oder viel, „das weiß man erst hinterher. Der Tod lässt sich nicht planen“.