Willich Wie frei soll St. Katharina denn stehen?
In Willich wird derzeit um einen Kompromiss gerungen, wie der Anbau des Hinzen-Hauses am Markt aussehen soll.
Willich. Die Baupläne für das Hinzen-Haus am Willicher Markt sind derzeit „Dorfgespräch“. Insbesondere, seit die katholische Kirchengemeinde zu dem vorgesehenen Glasanbau im November ihr Veto eingelegt hatte (die WZ berichtete). Christian Pakusch (CDU), Vorsitzender des Planungsausschusses, hofft dennoch, dass es möglichst rasch zu einem Konsens kommt. Er und CDU-Parteichef Uwe Schummer haben sich deshalb vor wenigen Tagen mit zwei Vertretern des Kirchenvorstandes an einen Tisch gesetzt.
„Die Kirche ist an einem Konsens interessiert“, sagte Pakusch nach dem Treffen. Alle handelnden Personen müssten nun gemeinsam ausloten, welche Baumöglichkeiten bestehen — und welche nicht. Eine Änderung des Bebauungsplan-Entwurfs, dessen Offenlage am 11. November endete, könne man anschließend „kurzfristig auf den Weg bringen“.
Pakusch möchte die Baupläne am Hinzen-Haus auf jeden Fall mit dem Umbau des Marktes, der im nächsten Sommer nach dem ASV-Schützenfest beginnen soll, unter einen Hut bekommen. Sein Wunsch wäre daher, dass es schon in diesem Monat zu einem „runden Tisch“ kommt. Weitere Verzögerungen wären aus seiner Sicht „fatal“.
Die Kirchengemeinde bemängelt vor allem, dass der Erweiterungsbau mit einer rund sechs Meter hohen Brandschutzwand lediglich einen Abstand von 80 Zentimetern zum denkmalgeschützten Kirchengebäude hätte. Die Ostseite von St. Katharina wäre dann nur noch eingeschränkt wahrnehmbar, so die Befürchtung.
Ziemlich verstimmt waren die Kirchenvertreter darüber, dass Bernt Lücke als Eigentümer sowie Stadt und Politik sich nicht schon bei ihnen gemeldet hätten, bevor das B-Plan-Verfahren eingeleitet wurde. Nun befinde man sich in einem laufenden formal-rechtlichen Verfahren. Das mache es schwieriger, zu Kompromissen zu kommen, heißt es.
Nach Informationen der WZ haben die Vertreter der Kirche gleichwohl mögliche Lösungen erkennen lassen. Unter anderem ist von einer Verlängerung des Glasanbaus in eine andere Richtung beziehungsweise von einem längeren Glasgang die Rede. „So ähnlich wie der Laufgang der Löwen zur Zirkusmanege“, spöttelte bereits ein Willicher.
Vertreter der Stadt hatten bei der Vorstellung der Pläne argumentiert, dass das Hinzen-Haus ein Überbleibsel der Reihenhaus-Bebauung dicht an der Pfarrkirche sei und somit den historischen Gegebenheiten entspreche. Das sieht die Kirchengemeinde anders: Die Reihenbebauung sei um die im Jahr 1899 abgerissene, alte Pfarrkirche gruppiert gewesen — nicht aber um die heutige Kirche St. Katharina. „Es entspricht dem Ideal einer gotischen Kathedrale, dass sie frei steht“, betont ein Vertreter der Kirchengemeinde.
Die WZ wollte es genau wissen und hat Peter Wynands gefragt. Der Ur-Willicher besitzt das wohl umfangreichste Bildarchiv zur Geschichte von Alt Willich. Auf vielen Fotos, die er der WZ präsentieren konnte, ist tatsächlich zu erkennen, dass die Umbauung schon lange existierte, bevor der jetzige Kirchenbau errichtet wurde. Anderseits sieht man auf alten Fotos, dass es bis in die späten 1960er Jahre noch Reste dieser alten Bebauung auf dem Markt gegeben hat. So wurde das ehemalige Rathaus erst 1968 abgebrochen. Das Haus am Markt/Ecke Hülsdonkstraße (Groten) stand noch bis in die 50er Jahre hinein.