Willich: Bermes rollt schon wieder

Vor einem Monat kam das Aus für die Spedition. Familie Bermes hat mittlerweile eine neue Firma gegründet.

Willich. Für Peter Baranowski von der Gewerkschaft Verdi ist der Fall "mehr als dubios": Die Rede ist vom Aus für die traditionsreiche Spedition Bermes-Logistik. Am 26. September hatte Firmenchef Hans-Josef "Teddy" Bermes seine mehr als 180 Mitarbeiter nach Hause geschickt und die Liquidation des Unternehmens beantragt.

Schon damals kritisierte der Mann von der Gewerkschaft, dass kein Insolvenzantrag gestellt wurde, die Beschäftigten also gleich zur Arbeitsagentur geschickt wurden. Nur das September-Gehalt wurde noch gezahlt.

Dubios findet Baranowski aber auch, dass fast zeitgleich mit der Pleite eine neue Spedition im Handelsregister auftauchte: Die LTN GmbH mit Sitz am Siemensring. Gründungsdatum ist der 22.September, Geschäftsführer sind Bermes-Sohn Nicholas und Bermes-Ehefrau Lucyna Barbara.

"Die Liquidation ist gut vorbereitet worden", sagt Baranowski. Die neue Firma, nur einige Straßenzüge vom bisherigen Bermes-Sitz entfernt, ist zwar viel kleiner als die alte mit ihren fast 100 Fahrzeugen. Doch LTN hat angeblich ehemalige Bermes-Leute unter Vertrag genommen und darf offenbar auch europaweit tätig werden.

"Die EU-Lizenz ist beantragt und bewilligt worden. Dabei hat es die zuständige Verkehrsbehörde des Kreises Viersen unterlassen, Verdi anzuhören", so Baranowksi. Warum dieses vorgeschriebene Verfahren nicht befolgt wurde, kann er sich nicht erklären: "Wir werden nachhaken." Wenn es eine Verbandsanhörung gegeben hätte, so der Verdi-Mann weiter, dann hätte er ganz gewiss die "dubiosen Vorgänge" bei Bermes hinterfragt.

Mit dem Spediteur selbst ist darüber nur schwer in ein sachliches Gespräch zu kommen. Die Tatsache, dass er die über 100 Jahre alte Firma seiner Vorfahren krachend gegen die Wand gefahren hat, haben bei "Teddy" Bermes tiefe Spuren hinterlassen. "Ich sage am Telefon gar nichts", lässt der 58-Jährige beim Anruf der WZ lautstark wissen.

"Todesdrohungen" habe er wegen der Liquidation bekommen, enge Freunde hätten sich abgewendet. Ob die Buchstaben der Spedition LTN von den Vornamen Lucyna, Teddy und Nicholas angeleitet sind? "Kein Kommentar." Aber: "Mit der Firma LTN habe ich nichts zu tun." Doch warum ist er dann am Telefon, wenn die WZ mit dem Geschäftsführer der neuen Spedition verbunden werden möchte? "Ich war zufällig gerade im Büro."

Bürgermeister Josef Heyes kann die Gereiztheit seines alten Freundes - mit ihm war er vor Jahren sogar nach Asien gereist - gut nachvollziehen. "Was ihm passiert ist, wünscht man doch seinem schlimmsten Feind nicht." Dass die Familie nun mit einer neuen Spedition am Markt ist, kann er nachvollziehen: "Die müssen ja von irgendwas leben."