Willich: Bürger sollen der Stadt Geld leihen

Projekt: Für den Kindergarten-Neubau in Schiefbahn will die Verwaltung mit einer Bank neue Wege gehen.

Willich. Jaja, es ist das alte Lied: Der Kindergarten ist unbedingt nötig, und es ist unbestritten, dass er gebaut werden muss. Aber woher soll das Geld kommen? Im Gespräch sind Baukosten von rund 1,5Millionen Euro. In Neersen an der Pappelallee hat die Stadt schon mal vorgemacht, wie eine Finanzierung gehen kann. Dort hat ein privater Investor einen Kindergarten gebaut. Die Stadt ist für 20Jahre Mieter, dann gehört ihr das Gebäude. Private public partnership (ppp) nennt man dieses Modell.

Für Schiefbahn soll das etwas anders laufen. Der Anstoß kam von Bürgermeister Josef Heyes, bekanntermaßen Willichs oberster Wirtschaftsförderer. "Warum soll nicht ein heimisches Unternehmen für ein solches Vorhaben ein Referenzobjekt schaffen können?", fragte sich Heyes. Er dachte an die biw-Bank, die ihren Sitz im Haus Broich in Anrath hat. Die hatte nämlich eine Idee (und ein passendes Finanzprodukt), wie man die Bürger beteiligen kann.

Wie das genau funktionieren soll, damit beschäftigt sich Kämmerer Willy Kerbusch, den Heyes eingeschaltet hat. Eine Stadt darf nämlich keine Bankgeschäfte machen, also muss ein wasserdichtes Modell her. "Ein Investor baut den Kindergarten. Dem kauft die Bank seine Forderung an die Stadt ab", erklärt Kerbusch seine Lösung. Dann sammelt die Bank Geld von den Bürgern, die sich beteiligen wollen, ein.

Vorteil für die Bürger: Sie bekommen eine jährliche Rendite, die zwischen 3,8 und 4 Prozent liegen wird - deutlich mehr, als derzeit auf dem Markt zu bekommen ist. "Die Rendite wird jährlich ausgeschüttet, das Darlehen bekommt man am Ende der Laufzeit zurück", sagt Kerbusch. Und ist damit bereits beim Pferdefuß der Geschichte: Das Darlehen, das die Bürger der Stadt gewähren, läuft über 20 Jahre.

"Das ist so ähnlich wie Bundesschatzbriefe. Die Anlage ist sicher, aber sie ist eben langfristig", so Kerbusch. Die Bank bekomme für das Geschäft lediglich eine kleine Beratungsgebühr. "Aber sie könnte eben ein Objekt vorzeigen", sagt der Kämmerer. Die Stadt selbst habe von dem Modell gar nichts.

Eigentlich wolle die biw-Bank solche Geschäfte im kurzfristigen Bereich anbieten. "Daran haben wir aber kein Interesse", sagt Kerbusch. Und erläutert: "Kurzfristig zu günstigen Konditionen Geld zu leihen, ist zurzeit überhaupt kein Problem."

Natürlich gebe es auch eine Mindesteinlage. Die sei zwar noch nicht konkret festgelegt, werde aber voraussichtlich bei 5000 Euro liegen.

Der Neubau des Kindergartens soll an der Augusterinnenstraße erfolgen. Bis jetzt war er im St. Bernhard-Gymnasium untergebracht. Dieses braucht jedoch mehr Platz, unter anderem für den Ganztagsbetrieb.