Alberto Vila Llunell starb an Corona Wie eine Willicherin ihren Ehemann an Corona verlor

Willich. · Alberto Vila Llunell starb im Alter von 89 Jahren an Corona. Als junger Mann kam der Katalane 1960 nach Krefeld, verliebte sich und blieb.

 Alberto Vila Llunell liebte seinen Garten in Willich, in dem er auch Gemüse anbaute. Er starb am 7. Januar 2021 an Corona.

Alberto Vila Llunell liebte seinen Garten in Willich, in dem er auch Gemüse anbaute. Er starb am 7. Januar 2021 an Corona.

Foto: Birgitta Ronge

Auf dem Couchtisch steht eine gerahmte Fotografie. Sie zeigt Alberto Vila Llunell, wie seine Ehefrau Christa ihn kannte: als starken, lebendigen Mann. So, wie sie ihn zuletzt sah, im Krankenhaus, in sich zusammengesunken, dieses Bild ist in ihrem Kopf. Da war er nach einer Operation im Krankenhaus positiv auf eine Corona-Infektion getestet worden. Er bekam eine Lungenentzündung, kämpfte mit dem Tod. „Als ich zu ihm durfte, lag er da in einem Hemdchen, zusammengekrümmt, er war eiskalt“, erinnert sich die 86-Jährige. „Ich werde nie vergessen, in welch jämmerlichem Zustand er sich befand.“

Ins Krankenhaus war er am 14. Dezember gebracht worden, zwei Tage nach seinem Geburtstag. Er hatte Rückenschmerzen, die Ärzte diagnostizierten einen Wirbelbruch. Die Operation verlief gut. Doch vier Tage später erhielt sie die Nachricht, dass ein Corona-Test positiv ausgefallen war. Der 89-Jährige wurde in ein Einzelzimmer verlegt, durfte keinen Besuch empfangen. Nach 14 Tagen durfte seine Ehefrau zu ihm. „Wir konnten schon nicht mehr mit ihm sprechen, er war so schwach. Nach der Operation hieß es noch, in vier, fünf Tagen könne er wieder nach Hause. Und dann dieser Schock.“

Am 7. Januar 2021 starb der Willicher. Dort war er heimisch geworden, nachdem er als junger Mann 1960 an den Niederrhein gekommen war und hier die Liebe fand. Der gebürtige Katalane hatte eine Anstellung in einem Textilausrüstungsbetrieb in Krefeld bekommen, wohnte anfangs bei einem Kollegen in Krefeld-Oppum. Der junge Katalane, der auch Französisch fließend sprach, lernte dort auch schnell Deutsch – „und das ist interessant“, sagt seine Frau, „denn in der Familie in Oppum wurde damals Platt gesprochen, aber er lernte kein Platt, sondern Hochdeutsch“. Dabei habe ihm vor allem das Fernsehen geholfen, erzählte er später seiner Frau, „denn die Nachrichtensprecher sprachen damals sehr klar und deutlich“.

Über die Sprache lernten sich Christa und Alberto kennen. Sie lernte Französisch am Dolmetscherinstitut und suchte über ein Zeitungsinserat einen Konversationspartner, um die Sprache auch in Gesprächen üben zu können. Vila Llunell meldete sich, das war 1963, und schnell übten sich die beiden nicht nur in Konversation, sondern gingen auch ins Kino oder zum Tanzen. „Er sprach wunderbar Französisch“, erzählt die Willicherin. „In Bezug auf Sprachen waren wir auf einer Wellenlänge.“

1965 fuhren sie gemeinsam in den Urlaub, 1966 verlobten sie sich. Alberto fuhr mit Christa nach Spanien und stellte ihr seine Familie vor. Am 20. Mai 1967 heirateten die beiden in Willich. Das Ziel der Hochzeitsreise: Spanien.

1969 bekam das Paar einen Sohn, und als er ein Jahr alt war, setzten sie sich ins Flugzeug und flogen nach Spanien. Alle zwei Jahre fuhren sie in den nächsten Jahren hin, um Albertos Familie zu besuchen, aber auch, um Urlaub zu machen und das Land kennenzulernen. Im VW Käfer fuhren sie los, damals noch durch die Dörfer, wo Autobahnen fehlten, „meine Güte, das war immer eine Himmelfahrt“, erinnert sich Christa Vila Llunell. 1976 bekamen die beiden eine Tochter, und von Willich aus ging die Familie auf Reisen – zunächst mit dem Zelt, dann mit dem Faltwohnwagen, „das genügte“. Mit den Kindern und Freunden der Kinder machten sie Ausflüge in die Niederlande oder in die Freizeitparks de Efteling und Phantasialand, „wir haben immer viel unternommen“.

Gesprochen wurde zu Hause Deutsch, „auch wenn wir uns anfangs vorgenommen hatten, einen Tag Spanisch, einen Tag Französisch zu sprechen, wurde es am Ende Deutsch, weil das einfacher war und Alberto ja sehr gut Deutsch sprach“.

Das Paar reiste gern, und im Laufe der Jahre besuchte es die Türkei und Schweden, fuhr nach Marienbad und an den Lago Maggiore, machte Fahrten auf der Donau und dem Rhein. Und so, wie beide oft nach Spanien fuhren, um seine Familie zu besuchen, so hielten sie auch den Kontakt zu ihrer Familie, die aus Schlesien stammte, fuhren in ihre alte Heimat oder luden Verwandte ein: „Wir waren ja überall verstreut, wir Schlesier, und wenn hier gefeiert wurde, dann kamen die Leute von überall her.“

Der gebürtige Katalane liebte
die Musik und das Tanzen

Alberto Vila Llunell liebte die Musik, viele seiner Freunde waren Musiker. Ebenso gern tanzte er. „Wir waren bis zum Schluss im ,Haus Wiesengrund’, wenn die Evergreens auftraten“, erzählt Christa Vila Llunell. „Anfangs waren wir oft in Krefeld im Odeon, aber da wurde irgendwann nur noch Discofox gespielt. Da haben wir uns gefreut, wenn die Evergreens spielten, da gab es dann richtige Tanzmusik.“

Ebenso leidenschaftlich konnten die beiden diskutieren. „Wir hatten immer Gesprächsstoff“, sagt die Willicherin. Sie redeten über Politik, auch wenn sie sich selbst nicht politisch engagierten, über medizinische Fragestellungen, über gesunde Ernährung, „wir hatten gleiche Interessen“. Die Ernährung war beiden wichtig, und so baute Alberto im Garten Kartoffeln, Beeren und allerlei Gemüse an. Die Arbeit in Haus und Garten teilten sie sich. „Jeder hatte seine Aufgabe. Er war mehr für das Grobe zuständig, ich für innen.“ Sie erzählt von einem rücksichtsvollen Mann, einem liebevollen Vater: „Mit den Kindern war er nachgiebiger als ich. Die Kinder mochten ihn sehr. Er hatte nie ein böses Wort für sie.“

Zur Beerdigung durften 15 Trauergäste in die Kapelle kommen. Auf dem Friedhof waren es einige mehr. Alberto habe viele Freunde gehabt, sei beliebt gewesen, „er war sehr harmoniebedürftig“, sagt seine Frau. Er habe sich immer für alles interessiert, sei sehr offen gewesen, „Alberto war nie langweilig“. Jetzt fehle er ihr jeden Tag, sagt die 86-Jährige: „Wir haben immer alles zusammen gemacht. Ich vermisse ihn überall.“